Großartige Helden, Betrüger und Ausgestoßene
Okay, okay, teambasierte Online-Shooter gibt es viele - wie jüngst Battleborn von den Borderlands-Machern, das ebenfalls Klassen mit Helden austauschte, aber vom Design her mehr in Richtung Sci-Fi- und Fantasy ging. Blizzard bleibt mit Overwatch eher bodenständig und trotzdem sind Konzept, Design, Ausbalancierung und Fähigkeiten der Charaktere einmalig und schlichtweg eines: großartig. Denn jeder der 21 verfügbaren Helden ist und spielt sich einzigartig. So kann sich Pharah mit ihrem Raketenrucksack kurzzeitig in die Lüfte katapultieren und Gegner mit dem Raketenwerfer beschießen, während Mei ihre Gegner vereisen, Roadhog andere Feinde zu sich hinziehen, Widowmaker mit einem Greifhaken auf höhere Positionen gelangen oder McCree mit einer Blendgranate seinen „High-Noon“ vorbereiten kann. Dann gibt es Hanzo, der Wände hochlaufen kann und natürlich Tracer, die sich kurzzeitig nach vorne „teleportieren“, aber auch ihre Zeit einige Sekunden zurückdrehen kann.
Mercy kann jeweils ein Teammitglied direkt heilen oder den Schaden verstärken. Dank des Energiestrahls ist auch für Gegner erkennbar, wo Mercy gerade ist.
Selbst bei den Unterstützern ist die Auswahl vielfältig. Mercy kann sich mit ihren Engelsflügeln an Gegner dranhängen oder schnell zu ihnen hinspringen und die Verbündeten mit einem gezielten Strahl heilen oder ihren Schaden verstärken. DJ Lucio kann mit seinen Skates an Wänden entlang gleiten und heilt alles im Umkreis seiner Soundknarre. Neben der Heilung kann er für einen Geschwindigkeitsbuff sorgen, wenn er die Regler aufdreht. Symmetra hingegen verteilt Schilde und kann nervige Selbstschussanlagen sowie einen mächtigen Teleporter platzieren, der die Anreisezeit nach Respawn gehörig verringert. Dann ist da Roboter-Mönch Zenyatta, der einen Spieler mit einer kurzzeitigen Heilsphäre bzw. einen Gegner mit einer Debuffsphäre (mehr Schaden erhalten) versorgen kann. Trotz der Rollenspezialisierung kann jeder Charakter Schaden anrichten, selbst Tanks oder Heiler - natürlich in geringerem Rahmen. Man kann sowohl mit Lucio als auch mit Reinhardt oder D.Va an Eliminierungen beteiligt sein oder gar den meisten Schaden im Team anrichten. Trotz der Unterschiedlichkeit ist die Balance der Helden vorbildlich bis überragend. Manchmal wünsche ich mir, dass Reinhardt mehr Schaden mit seinem Raketenhammer anrichten oder etwas schneller laufen könnte, aber in anderen Partien relativiert sich das Wunschdenken dann wieder.
Keine Chance zum Ausweichen! Die ultimative Fähigkeit von Hanzo erwischt Reinhardt auf dem falschen Fuß.
Jeder Held wurde mit einem speziellen Thema bzw. Charakteristikum im Hinterkopf gestaltet und bekam eine eigene Hintergrundgeschichte spendiert. Schade ist nur, dass die charakterspezifischen Geschichten im Spiel abgesehen von einigen Sprachsamples nicht wirklich präsent sind. Sie werden lediglich mithilfe von digitalen Comics, Texten auf Webseiten oder animierten Kurzfilmen erzählt. Geschichte, Comics, Porträts und Szenario-Hintergrund sind für solch einen Online-Shooter zwar nicht so wichtig, aber wenn sie schon vorhanden sind, hätte man sich auch ins Spiel einbauen können - gerne als freischaltbare Elemente im Fortschrittsystem.
Apropos Fortschrittsystem
Im Gegensatz zu Battleborn mit seinem Helix-System gibt es keine Möglichkeit die Fähigkeiten oder Talente der Helden anzupassen oder weiterzuentwickeln. Alle Charaktere verfügen über eine Handvoll Fähigkeiten, die sie in der Regel exklusiv innehaben und sinnvoll sind. Dennoch sammelt man von Match zu Match Erfahrungspunkte, die bei Stufenaufstiegen mit Lootboxen und Emblemen bedacht werden.
Nach einem Match erhält man Erfahrungspunkte, die bei Stufenaufstiegen zur Freischaltung von kosmetischen Gegenständen (Skins, Emotes, Spray-Logos etc.) führen.
Jede Lootbox enthält vier Gegenstände, darunter Spieler-Icons, Skins, Emotes, Sprays, Sprüche, Siegerposen sowie Highlight-Intros. All das ist ausschließlich kosmetischer Natur und hat keinen Einfluss auf die Effektivität der Helden. Erhält man Dinge doppelt, gibt es als Entschädigung „Credits“, mit denen man anderes Zeug kaufen kann. Da es keine Level-Beschränkung gibt, können alle Gegenstände im Prinzip eigenhändig erlangt werden. Die vorhandenen, optionalen Mikrotransaktionen fungieren lediglich als „Zeitverkürzung“ - wohlgemerkt mit dem gleichen Zufallsfaktor.
Derzeit gibt es pro Held ungefähr zehn Skins. Manche sind bloß das Standard-Modell in einer anderen Farbgebung, andere Skins verändern das Aussehen deutlich. Stellenweise muss in den Matches dann genauer hinschauen, wen man gerade bekämpft. An Reaper und Soldier: 76 ohne Maske oder Gothic-Zarya muss man sich erst gewöhnen. Die grundlegende und charakteristische Silhouette jedes Helden bleibt erhalten.