Test: The Technomancer (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Release:
28.06.2016
28.06.2016
28.06.2016
Erhältlich: Digital (Steam), Einzelhandel
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Politische Fraktionen und Entscheidungen

Auch wenn Zachariah selbst nach Stunden voller Entscheidungen als Charakter blass bleibt und kaum eine Nebenfigur wirklich charismatisch schauspielt: Man muss der Regie zugute halten, dass sie eine innenpolitische und eine außenpolitische Spannung aufbaut, denn schon bald wird man verfolgt, begegnet unterschiedlichen Gruppierungen innerhalb der Stadt sowie der Bedrohung von außen durch eine andere Technomancer-Organisation namens Aurora. Man bewegt sich aber nicht frei in einer offenen Welt, sondern wird meist durch Quests geleitet und erkundet dabei schrittweise die Stadtviertel oder marsianische Außenbezirke. Obwohl es einige ansehnliche Panoramen gibt, will sich bei diesen Ausflügen keine Begeisterung einstellen - zu ähnlich und zu leblos wirken die Gebiete.

Obwohl es einige ansehnliche Panoramen gibt, enttäuscht das generische, teilweise plumpe Art- und Figurendesign.
Obwohl es einige ansehnliche Panoramen gibt, enttäuscht das generische, teilweise plumpe Art- und Figurendesign.
Etwas anderes hält die Motivation aufrecht: Man kann seine eigene Rolle zwischen Gut und Böse prägen, indem man sich in Dialogen, Quests oder auch Kämpfen entscheidet, indem man auch mal lügt oder bei der Wahrheit bleibt. Man kann Rebellen z.B. laufen lassen, nur gefangen nehmen oder töten. Je nachdem wie man diese Aufgaben abschließt, steigt oder sinkt der Ruf bei den Fraktionen wie der Armee, der Opposition oder den Mutanten. Aber obwohl man über Leben und Tod entscheidet, wirken diese Situationen nur selten dramatisch. Warum? Weil die Dramaturgie sie nicht langsam entwickelt, sondern einen meist plump hineinschmeißt. Und weil die Dialoge trotz möglicher Entscheidungen viel zu oberflächlich bleiben oder mit grafischen Bugs ernüchtern - in einer Situation fehlte die komplette Gesichtstextur, in einer anderen war der Gesprächspartner gar nicht anwesend, aber hörbar.

Aufträge, Ruf und Karma

Die Quests sind weder komplex noch tief, aber abwechslungsreich: Neben klassischem Holen und Bringen gibt es z.B. Eskorten und Befreiungsaufträge, man soll auch mal überzeugen oder zunächst recherchieren, eine Person verfolgen oder etwas auf Zeit lösen. Die kann man übrigens in seinem kleinen Hauptquartier über den Schlaf vorspulen, um
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Ein Trio unterwegs zur Ausgrabungsstätte: Man ist recht früh mit zwei Begleitern unterwegs.
auch der Ermüdung vorzubeugen, die die eigene Schlagkraft sinken lässt. Auf jeden Fall hat man nach ein paar Stunden ein volles Programm auf seinem Notizzettel: Wie üblich lassen sich Zielmarker einblenden, damit man den Weg auch findet; wer will, kann die Karte transparent während des Laufens anzeigen. Hat man eine Quest erledigt, winken Erfahrungspunkte und damit vielleicht ein Aufstieg, damit man seine Fähigkeiten aufwerten kann.

Neben dem außenpolitischen Ruf von Zachariah gibt es auch sein persönliches Karma: Wer den Leuten hilft, gewinnt welches; wer seine Opfer nach den Gefechten skrupellos ausblutet, um mehr Flüssigkeitsbeute zu machen, verliert Karma. Und wenn das schlechte Regionen erreicht, reagieren die Gefährten vielleicht negativ oder verweigern Befehle. Ja, man ist nicht alleine unterwegs, sondern als Trio: Recht früh bekommt man zwei Soldaten an die Seite gestellt, die unterschiedliche Persönlichkeiten sowie Kampfstile besitzen. Schade ist, dass man ihre Talente nicht entwickeln kann. Man kann aber mit ihnen sprechen, erfährt mehr über ihre Ansichten und bekommt vielleicht Quests.  Schön ist auch, dass sie die eigenen Aktionen ab und zu kommentieren. Und wenn man die Beziehung zu ihnen verbessert, gibt es einen Talentbonus.

Was hat es mit den Technomancern von Aurora auf sich?
Was hat es mit den Technomancern von Aurora auf sich?
Das hört sich allerdings interessanter an als es ist. Nicht nur, weil die Begleiter als Charaktere kaum Neugier wecken, sondern weil sich neben dem Ruf auch das Karma nirgends plausibel nachvollziehen lässt. Hinzu kommt, dass die Gefährten in einigen sehr relevanten Situationen stumm bleiben und man in den Gesprächen kaum Auswahl hat; man fragt sich quasi ohne verzweigten Dialogbaum durch. Außerdem kann man seine Kumpanen innerhalb der Erkundung nicht sinnvoll einsetzen - in einigen Situationen würde z.B. eine Räuberleiter aus einer Sackgasse helfen oder eine Sprosse erreichbar machen, aber diese kooperative Akrobatik ist genausowenig möglich wie das Überwinden von kniehohen Hindernissen.
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Kommentare

Sierra-320 schrieb am
Da Spiders' nächste Etappe mit Namen "Greedfall" vor der Tür steht und das Spiel mein Interesse geweckt hat, wollte ich das Studio näher kennenlernen... mit "The Technomancer". Die angesprochenen Defizite hinsichtlich der Animationen von Gestik und Mimik kann ich hier und da nachvollziehen, diese sind im besten Fall durchschnitt, sahen bzw. sehen anno 2019 in einigen AAA-RPG-Spielen (stellenweise) ähnlich oder gar schlechter aus. Zu einigen Kritikpunkten bezüglich dem Art-Style muss ich hinzufügen, dass diese sehr subjektiv sind. Ich für meinen Teil hab in Technomancer einen Narren an diesen schmutzig-metallenen Rüstungen á la Blade Runner gefressen: Jedes Rüstungsteil und jede Waffe schreit nur so nach Zweckmäßigkeit und passt, aufgrund der begrenzten Rohstoffe auf dem Mars welche in The Technomancer Erwähnung finden, hervorragend in dieses, von Minimalismus geprägte, Cyberpunk-Szenario hinein. Stilistisch orientiert sich The Technomancer am Cyperpunk der 80er bzw. 90er Jahre und zeichnet eine entsprechend dystopische Welt mit Extremen. Aus rein immersiver Sicht gelingt dies wie ich finde sehr gut. Kein anderes RPG Spiel hat bisher in mir den klassischen Bioware-Flare der 00er Jahre geweckt wie "The Technomancer". Wer Mass Effects Rollenspiel und die damit verbundene Entscheidungsfreiheit gemocht hat, wird The Technomancer lieben, denn hier haben die Entscheidungen ein Stück weit mehr Gewicht und sind viel unmittelbarer/direkter mit viel extremeren Konsequenzen.
Das Spiel ist kein Meisterwerk aber es bietet unter der rauen Oberfläche ein individuelles Spielerlebnis welches sehr einzigartig ist und sich vom breiten Mainstream der Gegenwart, aber auch von den standard Indie-RPGs abhebt.
Wertungstechnisch wäre es bei mir im Bereich zwischen 70-75% anzuordnen, zumal es definitiv eine Steigerung zu den vorherigen zwei Spielen des selben Studios sind. Als Riesenfan des Cyberpunk der 80er- und 90er Jahre würde meine subjektive Wertung eventuell leicht höher ausfallen.
Ryo Hazuki schrieb am
*abstaub*
das Spiel gab es im Sale bei Gold für 16? - wird was für die warmen Sommertage :). Hatte ich für die PS4 habe es aber mit verkauft.
Zur Zeit stehen noch Rime, Mafia 3 und TWD Season 3 an.
hydro skunk 420 schrieb am
Besser spät als nie: Ich habe The Technomancer abgeschlossen.
Ein Spiel, bei dem man an jeder Ecke und Kante merkt, dass das Budget verdammt knapp gewesen sein muss.
Und dennoch war nicht alles schlecht. Teilweise brachte es sogar Tugenden mit sich, die mir bei anderen AAA-Rollenspielen von heute fehlen.
Ich gebe dem Spiel 64%.
Trotz dieser niedrigen Wertung wäre ich bereit, einen Nachfolger zu spielen.
Sir Richfield schrieb am
Moment, verstehe ich das richtig?
Ihr seid alle mit der Wertung "Ist nicht so gut wie AAA Spiele" nicht einverstanden, während ihr einräumt, dass das Spiel nicht so gut ist wie AAA Spiele?
Saikou schrieb am
Hab das Spiel fast durch und bin mir den Reviews im Internet echt nicht einverstanden.
Hat es ein Kampfsystem wie Batman? - Nö. Eine dichte, atmosphärische Welt wie Witcher 3? Auch nicht. Sieht es so gut aus wie Tomb Raider? Bestimmt nicht. Aber muss man jetzt jedes Spiel an Produktionen mit dreistelligem Millionenbudget messen? Wenn ja, dann hätten wir demnächst gar nichts mehr zu spielen außer die jährlichen Neuauflagen von Ubisoft.
Mit dem Produktionsbudget und der kurzen Zeit hat das Studio meiner Meinung nach ein unglaublich gutes Spiel rausgeholt.
Die Charaktere werden im Laufe der Zeit aufgebaut. Quatschen während der Missionen - wie aus z.B. Dragonage bekannt - fröhlich vor sich her und unterhalten sich miteinander. Der Protagonist ist tatsächlich etwas generisch, aber ist das was schlimmes?
Die Story als ganzes ist kreativ, hat etliche Wendungen und nen Spannungsbogen. Die unzähligen kleinen Nebensquests sind sehr abwechslungsreich. Was man leider etwas vermisst, sind Konsequenzen aus Entscheidungen. Scheint nicht so, als hätten die einen Einfluss später im Spiel.
Das Kampfsystem ist nicht ganz so flüssig wie ein Batman, Witcher oder Shadow of Mordor, aber die Kämpfe sehen echt gut aus, machen Spaß und sind vor allem nicht zu einfach. Auch spät im Spiel muss man noch wirklich aufpassen. Andererseits ist es auch nicht brutal unfair wie bei Dark Souls, so dass kein Frust aufkommen sollte.
Insgesamt eins der besseres Spiele (von AAA Titeln mal abgesehen) in diesem Quartal. Kein Grund, drauf rumzutrampeln, nur weil man von den Blockbusterproduktionen, die ein mal im Jahr erscheinen, total verwöhnt ist.
schrieb am

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