Raumklang und Abschottung
Die mitgelieferten In-Ear-Kopfhörer liefern etwa einen ähnlich guten Klang wie gängige Marken-Ohrstöpsel für Einsteiger. Sie besitzen einen dicken, ausgebeulten Basstreiber, an dessen Form man auch mit aufgesetztem Headset fühlt, welcher Stöpsel in welches Ohr gehört. Das ist durchaus wichtig, denn auch in Stereo funktioniert die räumliche Ortung erstaunlich gut: Als ich in The Gallery ein kleines Radio um mein Kopf herum bewegte, kam der Klang exakt aus der entsprechenden Richtung. Die zum Glück sehr kurz gehaltenen Kopfhörerkabel sind kaum ein Störfaktor: Manchmal kitzeln sie am Hals oder kommen dem großen Kabelstrang in die Quere, meist fallen sie aber nicht weiter auf. Mit Hilfe unterschiedlich großer Gummi-Stöpsel schottet man sich also völlig von der Außenwelt ab, was selbstverständlich Gefahren birgt - z.B. wenn die vermeintlich erwachsenen Kollegen einem mal wieder „freundschaftlich“ auf den Bauch klatschen oder einen Zettel auf den Rücken kleben. „Ich lebe für VR!“ - irrsinnig komisch... Die fest verbauten On-Ear-Kopfhörer des Oculus Rift dürften deutlich weniger abschirmen, es stellt sich natürlich die Frage, ob dabei die Soundqualität ähnlich immersiv bleibt. Austauschen lassen sich die Kopfhörer übrigens bei beiden Geräten: Beim Vive stöpselt man einfach blitzschnell um, beim Rift dauert es offenbar etwas länger.
Ein flotter Spiele-PC ist Pflicht
Am Hinterkopf sorgen geschickt aufgeteilte Bänder für einen sicheren Sitz und gleichmäßige Gewichtsverlagerung.
Neben der Technik im Headset spielt bekanntlich auch die der Spielemaschine eine entscheidende Rolle. Wie Valve bereits vorgewarnt hat, sollten nur Besitzer eines aktuellen PCs zur Vive greifen. Laut den Mindestvoraussetzungen reicht eine GTX 970. In manchen grafisch aufwändigen Spielen wie The Gallery mussten wir allerdings einige Effekte und Qualitätseinstellungen herunterschrauben, um mit einer GTX 980 noch die dringend notwendigen 90 Bilder pro Sekunde zu halten. Um die Kulisse dort optimal darstellen zu können, braucht man offenbar eine 980 Ti, eine Titan X oder vergleichbare Karten von AMD.
Oder man wartet mit dem Aufrüsten auf die noch für 2016 geplanten Pascal- bzw. Polaris-Karten, welche für einen gehörigen Leistungssprung sorgen sollen. Der Großteil der Spiele lief allerdings auch mit unserer GTX 980 stets flüssig, darunter das grafisch beeindruckende The Lab von Valve. Vor allem das verwitterte Metall und feine Spiegelungen in den Laboren des Portal-Universums sorgten immer wieder dafür, dass wir staunend die Umgebung der Minispiel-Sammlung erkundeten.
Was steckt in der Box?
SteamVR läuft beim Betrieb immer im Hintergrund. Spiele lassen sich aber auch direkt aus dem normalen Steam-Client starten.
In der geräumigen Box liegen neben dem Headset, den Controllern, den Tracking-Würfeln, jeder Menge Kabel und Montagehilfen auch drei Spiele bzw. Anwendungen: Die Minispielsammlung Job Simulator: The 2050 Archives, das großräumige Mechanik-Puzzlespiel
Fantastic Contraption und das dreidimensionale Malprogramm Tilt Brush. Außerdem lässt sich aus dem Steam-Store kostenlos „The Lab“ von Valve herunterladen – ein Mix aus nützlichen Tutorials im Universum von Portal, das wir
in einem eigenen Test näher unter die Lupe nehmen. Der Job Simulator macht es einem herrlich einfach, mit Küchenutensilien, Papierfliegern und anderen Objekten zu jonglieren oder anderweitig herumzualbern. Das mag nach einem öden Minispiel klingen – wenn man erst einmal mittendrin in der Welt steht, ist es aber erstaunlich unterhaltsam, die Roboter oder Kollegen in anderen Büro-Parzellen mit Objekten zu torpedieren.
Auch andere Konzepte sind derart toll auf die Vive abgestimmt, dass man schon nach Sekunden intuitiv durch die Welt hüpft: Dazu gehört z.B. der im Early-Access erhältliche Weltraum-Schießstand Space Pirate Trainer, in dem man mit vollem Körpereinsatz wie beim Lasertag durch feindliche Projektile taucht. Spiele im Sitzen, so genannte „Seated Experiences“, funktionieren ebenfalls bestens: Im einfach gestrickten Geschütz-Shooter Gunjack zielt man z.B. hochpräzise und blitzschnell mit Kopfbewegungen.