Test: Rock Band 4 (Musik & Party)

von Mathias Oertel



Entwickler:
Publisher: Mad Catz
Release:
kein Termin
06.10.2015
06.10.2015
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ab 44,43€
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Mehr Spaß für (fast) alle

Doch ungeachtet der technischen Probleme und der Hardware-Knappheit, die hoffentlich nicht von Publisher Mad Catz künstlich herbeigeführt wurde, um mehr Komplettpakete zu verkaufen, zeigt Rock Band 4 bekannte Stärken. Die Erkennung der Eingaben ist nach erfolgreicher Kalibrierung hochakkurat. Gesang wird ebenfalls so gut wie eh und je erkannt - es kam nicht von ungefähr, dass das hierzulande leider nie offiziell veröffentlichte BandFuse für die Gesangsspuren die Technik von Harmonix lizenzierte. Und hat man mehrere Spieler beisammen, stellt sich der Spaß ebenso schnell ein wie früher - zumal Vokalisten und vor allem Gitarristen sich über neue Freiheiten freuen können, die aber optional auch ausgeschaltet werden dürfen. Auf den Schwierigkeitsstufen "Hart" und "Extrem" müssen sich die Sänger zwar im Wesentlichen weiter an den Vorgaben entlang hangeln, doch so lange man in der Tonart bleibt, darf man nun auch improvisieren und höher oder tiefer singen als vom Spiel verlangt.

Die Bandauftritte werden gekonnt inszeniert. Die Kulisse ist aber nicht immer zeitgemäß.
Die Bandauftritte werden gekonnt inszeniert. Die Kulisse ist aber nicht immer zeitgemäß.
Und an der Plastikklampfe bekommt "Freestyle" eine bislang ungeahnte Dimension. Denn in Rock Band 4 ist es möglich, statt der Original-Soli seine eigenen Kreationen zum Besten zu geben. Je nachdem, welche der farbigen Bund-Tasten man einzeln oder in Kombination drückt (es macht auch einen Unterschied, ob man oben oder unten am Hals greift), während man den „Saitenschalter“ betätigt, werden zum Song passende Licks und Riffs erzeugt. Spielt man auf Punkte bzw. um eine Sternwertung, wird diese Mechanik sogar abgefragt und man muss mal oben, mal unten Einzelnoten, im Viertel- oder Sechzehnteltakt spielen. Es dürfen aber auch hier Improvisation eingestreut werden, für die man benotet wird. Da das Ganze Harmonix-typisch akustisch sehr gut umgesetzt wird, fühlt man sich schnell wie ein Joe Satriani, Tommy Iomi oder Ritchie Blackmore. Schade ist zwar, dass die Übergänge von Soli zu den "normalen" Akkord- oder Saitenanforderungen sehr abrupt sein können, so dass eine gewisse Songkenntnis vonnöten ist, wenn man seinen Multiplikator nach dem Solo nicht verlieren möchte. Dafür allerdings kann man die Songs, die "Freestyle Solo" unterstützen, auch losgelöst von irgendwelchen Kompetitiv-Modi spielen und seiner kreativen Fantasie freien Lauf lassen. Und: Das "Freestylen" sowohl bei Gesang als auch für Gitarre ist nicht nur auf Songs von Rock Band 4 und zukünftige Veröffentlichungen beschränkt. Viele Legacy Songs bieten entweder eine oder beide Varianten an - sorgsam im Store gekennzeichnet. Ein klasse Service, denn diese beiden Mechaniken geben dem Spiel eine neue Dynamik und eine frische Dimension.

Keine Setlisten mehr?

Beim Gesang sollte man allerdings den durchgeschleiften Mikrofon-Sound auf null reduzieren. Denn bei allen Fortschritten, die Musikspiele in den letzten Jahren gemacht haben, gibt es hier immer noch ein Lag von etwa einer viertel bis einer halben Sekunde, bis das gesungene Wort aus den Laustprechern schallt. Und damit ist man in einem Bereich, in dem es nicht nur stört, sondern den Rhythmus aller Bandmitglieder empfindlich beeinflussen kann. Dieses Problem hatten auch alte Serienableger, nur dass dort auch die Drum-Fill-Ins entsprechend verzögert übertragen wurden und zu Rhythmus-Irritationen führen konnten. Immerhin: Das ist jetzt auskuriert. Allerdings nicht, weil die Übertragung schneller geht, sondern weil Fill-Ins zwar vom Drummer initiiert werden können, aber das Spiel sie in einer Art Automatismus besser auf den Takt
Auch die Sänger dürfen improvisieren - müssen aber natürlich in der Tonart bleiben.
Auch die Sänger dürfen improvisieren - müssen aber natürlich in der Tonart bleiben.
setzt. Dass es anders gehen kann, hat Rocksmith 2014 bewiesen. Hat man die Konsole dort über den optischen Ausgang angeschlossen, wurde das Lag massiv reduziert. Schade, dass Harmonix offensichtlich mit dem Status Quo zufrieden ist und sich auch nicht anschaute, was die Konkurrenz in der Zwischenzeit angestellt hat.

Im Zusammenhang mit dem Gesang wird ein weiteres  Manko deutlich, das ich anfänglich nicht wahrhaben wollte. Denn während ich als Gitarrist, Bassist oder Drummer mehr oder weniger problemlos mit dem fertig werde, was im Lied gefordert wird, nimmt Gesang eine Sonderstellung ein. Es ergibt wenig Sinn und macht noch weniger Spaß, wenn man genötigt wird, einen Song zum Besten zu geben, den man nicht kann oder der außerhalb der stimmlichen Fähigkeiten liegt. Für solche Fälle hat man sich eine Setlist gemacht, dort seine Favoriten versammelt und konnte diesen Gig dann am Stück spielen. In Rock Band 4 gibt es diese Option schlichtweg nicht. Hier muss man nach jedem Song im "Schnellen Spiel" wieder in die Songauswahl, bevor es weitergeht. Oder aber man spielt eine Show und hat nach jedem Song die Wahl, wie es weitergehen soll, wobei demokratisch vorgegangen wird und jeder in der Band eine Stimme hat. Das ist zwar eine nette Idee und fördert die Kommunikation innerhalb der Band, doch für den Sänger kann hier schnell Frust aufkommen, weil es unter Umständen sein kann, dass hier partout nichts in dem Quintett angeboten wird, auf das man Lust hat oder das man tatsächlich singen kann. Hier ist Harmonix definitiv am Ziel vorbeigeschossen. Denn einerseits möchte man ein "echtes" Banderlebnis schaffen. Andererseits bietet man nicht mal die Möglichkeit, sich als Band immer weiter zu perfektionieren, weil man ständig mit "irgendwelchen" Songs konfrontiert wird - das Problem wird proportional größer, je mehr Songs sich in der Bibliothek befinden. Abgesehen davon, dass die meisten Bands mit einer Setlist unterwegs sind, die nur minimal von Gig zu Gig variiert. Im Übrigen wurde auch die Option entfernt, Songs zu üben. Diese Entscheidung ist für mich gleichsam unverständlich.

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Kommentare

Nino-san schrieb am
@insomniac©: Das Spiel ist, meiner persönlich Meinung nach, einfach nur eine Schande. Ich könnte sehr ins Detail gehen, wenn gewünscht, aber um es kurz zu fassen: Nicht nur macht es nichts besser als Rock Band 3, es macht vieles schlechter.
Was das umständliche einzelne auswählen früher gekaufter/exportierter Songs zum runterladen angeht, so betrifft das nur die PS4-Variante. Bei der Xbox One kann man alle DLCs auf einmal auswählen und den Download initiieren.
insomniac© schrieb am
Hallo zusammen,
ich überlege mir das Spiel zu holen, aber laut den Kundenrezensionen auf Amazon ist eine reine Qual, die Songs runterzuladen, die man sich schon zuvor für die anderen Teile geholt hatte. Einerseits muss man angeblich jeden Song einzeln zum Download auswählen und außerdem ist (was noch viel schlimmer ist) nur ein Bruchteil der alten Songs überhaupt verfügbar. Die Rezensionen sind allerdings kurz nach dem Release vor über einem Jahr gepostet worden. Kann mir jemand kurz sagen, ob sich die Situation mittlerweile durch Patches etc. verbessert hat? Danke! ;)
Time Out schrieb am
Lord Helmchen hat geschrieben:
Und zum Thema "Mir ist als Musiker dieses Spielgenre suspekt":
Wären einem Rennfahrer die Rennspiele suspekt? Oder einem Fußballer Fußballspiele? Oder einem LKW Fahrer LKW Simulatoren? Diese Spiele sollen in erster Linie spaß bringen, vorallem für die, die entweder keine Zeit für diese Tätigkeit haben, kein Talent, kein Geld oder eben alles davon. Ich hab keinen Führerschein und kein Auto, aber ich spiele gerne Rennspiele. Ich kann zwar Keyboard, Schlagzeug und einigermaßen Gitarre spielen, versuche mich auch an Violine, kann keine Noten lesen, aber gelernt hab ich die Instrumente nie professionell und bei der Gitarre hab ich auch keine Ausdauer für, also sind spiele wie RockBand oder Guitar Hero echt was tolles, man hör tolle Musik und denkt, man würde sie selber spielen.
Falls das als Seitenhieb auf meinen Post weiter oben ist; eigentlich meinte ich damit nur, dass ich mich trotz über 20 Jahren Gitarre (Punk, Metal, etc.) bei Rockband total blamiere und schlechte Scores mache, ist nich gerade einfach, das Game ist super, naja egal :wink:
Lord Helmchen schrieb am
Für mich hat hier eindeutig Guitar Hero gewonnen. Warum?
Erstmal bin ich gezwungen mir die Konsole zu kaufen, für die ich die ganzen Songs von RB1, 2, 3, Lego, Green Day, AC/DC usw. besitze und das ist nun mal auf der 360, also müsste ich eine XBone kaufen, obwohl ich aber lieber wegen den Exclusives eine PS4 möchte. Klar, ich werde wohl irgendwann eh wieder beide haben, aber die XBone wirds dann erst schaffen wenn sie bei 199 Euro oder weniger angekommen ist und mal gute Spiele erschienen sind. Die PS4 wird ja auch erst zu Uncharted 4 gekauft. Wieso Harmonix da nicht sowas wie nen Harmonix Account gemacht hat der meine Songs scannt damit ich sie auf der PS4 dann runterladen kann... achja, Geld, Sony will ja mein Geld sehen, das ich ja jahrelang MS in den Hintern geblasen habe.
Hinzu kommt aber die Lüge mit den "Alle alten Geräte werden kompatibel sein" Spruch. Dabei sind nur alle Wireless Controller kompatibel, die aber wohl kaum einer hat, da er sicher, so wie ich, die Geräte damals zusammen mit RB1 gekauft hat, die alle Kabelgebunden sind. Ich hab sogar das teure ION Schlagzeug, das ich auch als E-Drum wunderbar nutze und somit nicht völlig umsonst ist, aber dennoch für RB angefertigt wurde. Ich habe hier nur kabellose Controller von Guitar Hero 3 und Metallica, aber dennoch mag ich die von RB lieber, vorallem wegen dem Griffbrett. Aber da damals ja RB2 in Europa bzw. Deutschland nie mit den neuen Geräte verkauft wurde, konnte die auch niemand ergattern. Erst mit RB3 kamen die kabellosen neuen Controller, aber wie gesagt, wozu wenn man eh das volle Equip von Teil 1 hat, das noch wunderbar funktioniert? Also kam ich nie in den Genuss der tollen sich selber synchronisierenden Instrumente, da sie hier nie verkauft wurden.
Das Keyboard, das ist scheinbar die Totgeburt von Harmonix. Führen das Mistding (was übrigens Kabellos ist und somit gehen würde) mit Teil 3 ein und entfernen es mit Teil 4 gleich wieder. So schlecht war es nun auch nicht, aber sie haben es ja von...
schrieb am