Dummes Kanonenfutter
Hinsichtlich der KI spürt man die DNA von Call of Duty mehr als deutlich, soll heißen: Die Widersacher agieren nicht unbedingt clever, sondern präsentieren sich meist als aufopferungsvolles Kanonenfutter. Hinzu kommt, dass einem ein automatisches Zielsystem unter die Arme greift, das bei den höheren der vier Schwierigkeitsgrade zwar weniger ausgeprägt ist, sich aber nirgends vollständig deaktivieren lässt. Gefährlich wird es auf höheren Stufen nur deshalb, weil gegnerische Treffer mehr Wirkung zeigen und nicht, weil Feinde intelligenter vorgehen. Etwas anspruchsvoller verlaufen die Begegnungen mit anderen Titanen: Vor allem, wenn man mit mehreren dieser Kolosse gleichzeitig konfrontiert wird, kann es schon mal brenzlig werden. Gleichzeitig markiert dieser „Kampf der Titanen“ immer wieder Höhepunkte innerhalb der Kampagne, denn man spürt im Cockpit regelrecht die beeindruckende Power dieser Kampfmaschine, die dank ihrer Jetdüsen sogar über eine überraschende Agilität für Ausweichmanöver verfügt. Die ohnehin imposante Soundkulisse dreht in diesen Momenten ebenfalls richtig auf: Es rappelt und scheppert aus allen Kanälen, während der Subwoofer die Bude zum Beben bringt. Das Klang-Niveau eines Battlefield 1 wird zwar nicht erreicht, aber an einer 5.1-Anlage hinterlässt auch Titanfall 2 hinsichtlich der wuchtigen Akustik einen großartigen Eindruck.
Öde „Bosskämpfe“
Nein, sonderlich clever agiert die KI nicht...
Das kann man von den Bosskämpfen nicht gerade behaupten – sofern man sie überhaupt so bezeichnen will. Das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen erfordern viele der Begegnungen keine besonderen Taktiken, da die Boss-Titanen weder über ersichtliche Schwachstellen noch einzustudierende Muster verfügen. Einfach draufhalten ist daher meist die einfachste und beste Lösung. Stehen die Spezial-Attacken bereits aufgeladen zur Verfügung, werden die meisten Bosskämpfe zumindest auf der normalen Stufe zu einem sehr kurzen Intermezzo, die sich kaum von den Auseinandersetzungen mit Standard-Titanen unterscheiden. Das dürfte auch der Grund sein, warum man den Bossen Unterstützung zur Seite stellt, um den Anspruch in diesen Kämpfen zumindest etwas zu erhöhen. Erst die beiden letzten der insgesamt fünf Endgegner erfordern einen etwas höheren Aufwand, doch dank herumliegender Batterien lässt sich die Lebensleiste des Titanen-Kumpels schnell wieder auffüllen, während sich die Schilde in Deckung automatisch regenerieren.
Mit einem gut getimten Wandlauf kommt man trotz elektrisch gelandener Säulen sicher zum anderen Ende des Korridors.
Zum anderen haben die Entwickler es versäumt, den Bossgegnern eine interessante Persönlichkeit zu verpassen. Sie melden sich zwar im Vorfeld manchmal per Funk und werden in langweiligen Standbildchen in die Bildschirmanzeigen eingebettet, aber man erfährt kaum etwas über die Figuren im Cockpit, ihre Hintergründe oder die Motivation, auf Seiten der IMC in die Schlacht zu ziehen. Selbst der Kommandant der feindlichen Streitkräfte bleibt erstaunlich blass und spielt innerhalb der Geschichte kaum eine Rolle. Stattdessen rückt Respawn das Verhältnis zwischen Cooper und BT in den Vordergrund, das sich durch ein Mini-Dialogsystem von der anfänglichen Zweckgemeinschaft zu einer Freundschaft weiterentwickeln soll. Das gelingt nur bedingt, da man über den Protagonisten ebenfalls nur sehr wenig erfährt und die Entscheidungen bei Antworten die Beziehung zwischen Pilot und Titan nicht beeinflussen. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen – auch was den Humor bei der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine angeht... Persönlich bin ich zudem mit der deutschen Stimme von BT nicht richtig warm geworden, obwohl sämtliche Rollen mit professionellen Sprechern besetzt wurden.