Test: Oriental Empires (Taktik & Strategie)

von Eike Cramer



Oriental Empires (Taktik & Strategie) von Iceberg Interactive
4X-Strategie im alten China
Entwickler:
Release:
14.09.2017
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
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ab 25,99€

ab 19,89€
Spielinfo Bilder Videos
Mit Oriental Empires wollen die Entwickler von Shining Pixel vor dem unverbrauchte Szenario des alten China die 4X-Mechanik von Civilization mit dem militärtaktischen Ansatz der Total-War-Reihe verbinden. Wie gut das Zusammenspiel funktioniert, klärt der Test.

Der Verrat!

 

„Das kann doch nicht sein Ernst sein?!“ hören mich die Kollegen im Büro fluchen. Gerade noch war ich in diesem Konflikt auf der sicheren Seite, auch wenn das Ausheben meiner Truppenverbände mächtig in die Staatskasse geschlagen hat. Dafür konnte ich mir aber immerhin der Unterstützung meines mächtigen Verbündeten sicher sein, der mir die Flanke decken und meinen Rückraum sichern würde. Dachte ich. Immerhin hatte ja gerade er mich zum Präventivschlag gegen die feindliche Armee ermuntert, die gegen Ende eines langjährigen Friedensvertrages mit einem anderen Nachbarn an meiner Grenze aufmarschiert war.

Und dann das! Verrat! Aufkündigung des Bündnisses! Mit einem traurigen „In diesem Krieg können wir euch leider nicht beistehen“ wird das mächtige Defensivbündnis zu einem reinen Waffenstilstand reduziert. Trotzig ziehe ich leicht angesäuert dennoch in die Schlacht. Doch das Ende der Freundschaft soll noch nicht alles gewesen sein: Während ich Schlacht auf Schlacht verliere und die Siedlungen an meiner Südgrenze in Flammen stehen, erklärt mir der verräterische Bastard ebenfalls den Krieg und verwandelt die Felder, Städte und versprengten Miliztruppen an meiner Westgrenze unter den Sandalen seiner Soldaten zu Staub. Und das als Dank für 80 Runden Waffenbrüderschaft!

Abgezockt und kaltherzig

 

Ungünstige Ausgangslage: Startet mit den Shu, ist man von Feinden umzingelt.
Ungünstige Ausgangslage: Startet man mit den Shu, ist man von Feinden umzingelt.
Tatsächlich zeigt sich die künstliche Feindintelligenz von Oriental Empires schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad in vielen Situationen eiskalt und extrem abgezockt. So versuchten mich in einem anderen Spiel zwei Kontrahenten, mit denen ich jeweils ausgezeichnete Beziehungen pflegte, immer wieder in einen Krieg mit der anderen Seite zu verwickeln, da sich beide Fraktionen als etwa gleichstarke Kontrahenten gegenüberstanden. Allerdings weigerten sie sich beharrlich, ein Bündnis mit mir einzugehen – denn dann hätten sie ebenfalls teure Armeen ausheben und gegen den Feind schicken müssen, was allerdings anscheinend nicht in ihrem Sinne war. Stattdessen versuchten sie mich als verlängerten Arm zu nutzen, um die unliebsame Konkurrenz gleich auf zweifache Weise kleinzuhalten.

Ein derart strategisch ausgebufftes Vorgehen ist mir in Civilization oder auch Total War nur äußerst selten begegnet. Die Feinde ziehen geschickt Truppen an wenig befestigten Siedlungen zusammen, um Drohkulissen für Verhandlungen aufzubauen – etwa um brutale Tribute zu erpressen oder mir im Rahmen der Verhandlungen eines weiteren Nichtangriffspaktes gleich eine ganze Stadt gewaltlos abzunehmen, die sonst nur mit Gegenwehr hätte erobert werden können. Zudem ist sich die KI auch ihrer Schwäche bewusst; bin ich einem Kontrahenten militärisch überlegen, sind viele Verhandlungen deutlich einfacher und auch taktische Waffenstillstandsabkommen, etwa nach der gezielten Eroberung einzelner Siedlungen, können geschlossen werden.



Eher zweckmäßig als schön: Die Kulisse ist nicht ganz zeitgemäß.
Eher zweckmäßig als schön: Die Kulisse ist nicht ganz zeitgemäß.
Auch bei Oriental Empires ist die KI nicht über alle Zweifel erhaben, lässt sich zum Teil auf merkwürdige Abkommen ein oder verpasst es, eine militärische Übermacht ohne Skrupel bis zum bitteren Ende zu nutzen. Dennoch macht die Abgezocktheit der Computergegner richtig Spaß – und regt im besten 4X-Sinne unglaublich auf.
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Kommentare

James Dean schrieb am
Isegrim74 hat geschrieben: ?30.11.2017 13:35
NeuerFreund hat geschrieben: ?27.11.2017 17:46 Wieder so ein 79er Titel. Das 4X Genre wird praktisch dominiert von derartigen Spielen. Ich wünsche mir wirklich mal wieder ein durch und durch überzeugenden Titel. Am Ende des Tage lande ich stets doch wieder bei Civ V .
Dann empfehle ich Dir Endless Legends mit allen DLCs. Das ist ein 90er Titel im jetzigen Zustand - ist aber eine rein subjektive Sichtweise. Mit Civ konnte ich eh nie viel anfangen, aber EL ist grossartig!
Ich habe letztens Endless Legends angefangen gehabt und auch schon früher mal Endless Space 1 gespielt. Irgendwie kam es mir so vor, als hätte ich nach 1-2h schon alles vom Spiel gesehen, vor allem bei Endless Legends. Es ging letzten Endes nur darum, immer größer zu werden und ggf. den Feind zu plätten. vielleicht bin ich auch einfach nur falsch an die Geschichte herangegangen oder bin mit falschen Erwartungen rangegangen. Aber ich hatte damals erwartet, wirklich Dinge entdecken zu können und hatte trotz Reichserweiterungen nie das Gefühl, mal wirklich neue Dinge zu entdecken. Vielleicht habe ich 4x-Titel auch sonst immer nur falsch gespielt. Oder ich bin derart von Spielen wie Crusader Kings 2 mit seinen Möglichkeiten verwöhnt, dass mich heutige 4X-Spiele nicht mehr begeistern können.
EDIT: Ich habe aber afaik nur das Basisspiel von EL. Kann sein, dass die DLCs da noch ordentlich Gameplay-Elemente mit sich bringen.
EDIT 2: Was so für Zwischendurch recht amüsant ist, ist Warlock: Master of the Arcane. Das hat mich damals echt begeistert, weil man da richtig guten Progress machen konnte. Feindliche Monster / Rassen konnte man quasi annektieren und später selbst als Einheiten ausbilden, was einem eine richtig krasse Armeen-Variation einbrachte mit Werwölfen, Skelettmagiern usw.
Jörg Luibl schrieb am
Endless Space 2 nicht vergessen! Das ist für mich der aktuelle Maßstab hinsichtlich 4X - das spiel ich immer noch. Die Amplitude Studios sind jedenfalls der aufstrebende Vorzeige-Entwickler in diesem Genre neben Stardock. Nimmt man Galactic Civilizations 3 und Stellaris hinzu, passiert da doch recht viel im guten Bereich.
Apropos: Falls es eher Fantasy-4X sein soll, kann ich Sorcerer King wärmstens empfehlen, das einen kreativen Ansatz in der Ansprache hat; man fühlt sich fast von der teuflischen KI beobachtet: http://www.4players.de/4players.php/dis ... _King.html
Isegrim74 schrieb am
NeuerFreund hat geschrieben: ?27.11.2017 17:46 Wieder so ein 79er Titel. Das 4X Genre wird praktisch dominiert von derartigen Spielen. Ich wünsche mir wirklich mal wieder ein durch und durch überzeugenden Titel. Am Ende des Tage lande ich stets doch wieder bei Civ V .
Dann empfehle ich Dir Endless Legends mit allen DLCs. Das ist ein 90er Titel im jetzigen Zustand - ist aber eine rein subjektive Sichtweise. Mit Civ konnte ich eh nie viel anfangen, aber EL ist grossartig!
NeuerFreund schrieb am
Wieder so ein 79er Titel. Das 4X Genre wird praktisch dominiert von derartigen Spielen. Ich wünsche mir wirklich mal wieder ein durch und durch überzeugenden Titel. Am Ende des Tage lande ich stets doch wieder bei Civ V .
Modern Day Cowboy schrieb am
Eisenherz hat geschrieben: ?25.11.2017 10:38 Tolles Spiel, dem aber wohl leider sein Szenario den Weg zu mehr Erfolg verbaut. Hätten sie das römische Reich genommen, wäre ein Vergleich zu Total War unausweichlich geworden und hätte dem Spiel viel mehr Aufmerksamkeit gebracht. Die Zeit der streitenden Reiche ist jedoch nur einem sehr kleinen Kreis von Gamern ein Begriff.
Warum ist das römische Reich denn besser als das vergleichsweise unverbrauchtes Szenario der chinesischen Antike? Bin kein großer Stragetiekenner, aber gibts im Bezug auf Rom nicht eh ziemlich viele entsprechende Spiele? Ist die historische Kenntnis über die realen Ereignisse wirklich so wichtig? Ich denke dass es ganz im Gegenteil mit dem exotischen Szenario Spieler anzieht die es sonst nicht in Betracht bezogen hätten, mich zB.
schrieb am

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