Werde zur Langeweile
Der Finger muss in die Wunde: Wie kann man zum Jubiläum der Reihe schon wieder so eine schrecklich sterile Karriere anbieten? Anstatt "Werde zur Legende" einfach zu streichen, inszeniert Konami erneut die totale Langeweile für alle, die einen vorhandenen oder eigenen Profi entwickeln wollen. Es ist unfassbar, wie unpersönlich und roboterhaft man hier durch die Vereine geschleust wird. Schon in der "Begrüßung" durch Sportdirektor und Agent hat man es nicht mit Charakteren, ja nicht mal mit gezeichneten Portraits zu tun, sondern mit Platzhaltergrafiken.
So steril präsentiert man die Karriere - es gibt keine Charaktere, nur Platzhaltergrafiken und ein paar Zeilen Text.
Eine Pressekonferenz? Nicht vorhanden, selbst wenn man statt eines Newcomers einen Toni Kroos oder Neymar mimt. Es gibt nicht mal einen Trainer, der einem seine Spielweise sowie die taktischen Anforderungen erklärt. Stattdessen liest man in schnöden Textfenstern "Wir sind auf unser Ziel fixiert." Ach ja? Welches denn? Und wenn man nicht aufgestellt wird, heißt es nur: "Du bist heute nicht im Kader." Okay, aber warum nicht? Immerhin gibt es eine Zahl für das "Trainer-Vertrauen", die zu Beginn der Karriere selbst bei Top-Stars bei nur knapp 50 Prozent liegt.
Trainer, wo bist du?
Es gibt auch kein Training, in dem man sich aktiv beweisen müsste. Man kann lediglich Fokuspunkte auf Werte wie Pass, Dribbling, Fitness etc. verteilen, bis zu zehn Fähigkeiten wie Distanzschütze, Kampfgeist, Elastico oder Roulette erwerben oder eine neue Position erlernen. Selbst wenn man es dann - aus welchen Gründen
Auch auf dem Platz macht die Karriere keinen Spaß: es gibt keine taktischen Anweisungen, kein sinnvolles Feedback.
auch immer - zu regelmäßigen Einsätzen schaffen sollte: Es gibt keine Halbzeitansprache mit Analyse, es gibt keinerlei leistungsbezogenes Feedback, es gibt bis auf einen schnöden Laufwegepfeil nicht einmal direkte Anweisungen auf dem Platz!
Und wie wird ein Highlight wie die Berufung zur Nationalmannschaft inszeniert? Mit einem Satz aus der Platitüdenkiste: "Ich möchte mich bedanken. Mein Verein hat mich unterstützt." Wann war das denn? Der potenzielle Konflikt zwischen Club- und Nationaltrainer wird nicht mal angedeutet. Quält man sich durch die Liga, muss man zudem die immer gleichen Kommentare anderer Mitspieler in den "News" lesen, die nahezu überall "das wichtigste Spiel" sehen. Und wenn man auf der Bank sitzt? Erstens wird das nicht aus genau dieser Perspektive inszeniert, sondern das Spiel geht normal oder aus der Vogelperspektive mit bewegten Icons weiter - leider kann man das nur in zwei Stufen vorspulen; überspringen und direkt zum Ergebnis wäre besser.
Steinzeit statt Moderne
Toni Kroos wird bei Real Madrid in "Werde zur Legende" begrüßt...
Ich habe bereits letztes Jahr erläutert, dass sich Konami zum einen angesichts der dramaturgischen Leistungen von
NBA 2K, das die Karriere eines Sportlers spannend und emotional inszeniert, einfach weiterentwicklen muss. Gerade im Fußball gäbe es genug Ansatzpunkte für eine Regie, die den Aufstieg eines Talentes mit all seinen positiven und negativen Facetten samt Entscheidungen beleuchten könnte - den ersten Medienhype, Konkurrenz im Team, üble Verletzungen, schlechte Presse, falsche Berater. Schaut euch doch mal zur Inspiration "Tom meets Zizou - kein Sommermärchen" an!
Zum anderen wäre das auch eine Chance, sich in den Spielmodi kreativ von
FIFA abzusetzen und offline neue Maßstäbe in der Darstellung einer Fußballkarriere zu setzen! Natürlich bleibt der Kick gegen Freunde offline oder online der wichtige Maßstab für die Qualität der Spielmechanik. Aber so könnte man doch das Fehlen der Lizenzen etwas ausgleichen. Aber stattdessen ahmt man Electronic Arts' Ultimate Team lieber mit myClub nach und überlässt das Feld nahezu kampflos der Konkurrenz, indem man eine total langweilige Karriere inszeniert, während die Kanadier ihre eigenen Probleme in diesem Bereich angehen und "Be A Pro" weiterentwickeln.