Test: Life Is Strange - Episode 5: Polarized (Adventure)

von Benjamin Schmädig



Publisher: Square Enix
Release:
20.10.2015
20.10.2015
20.10.2015
20.10.2015
20.10.2015
Erhältlich: Digital (Steam)
Erhältlich: Digital (Steam)
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Spielinfo Bilder Videos

Zumindest darf man sich an zahlreichen Schauplätzen frei umsehen, etliche Fotos, Computer sowie andere Gegenstände untersuchen und erfährt auf diesem Weg viel über das Leben in Arcadia Bay und das seiner Bewohner. Dieses Dabeisein verleiht der Erzählung eine plastische Dimension, die z.B. The Walking Dead zwei Staffeln lang fehlte.

Durch den Irrgarten der Zeit

Und gerade gegen Ende der fünften und letzten Episode der ersten Staffel (die Entwickler sprechen offen von einer "Staffel", eine zweite dürfte in Anbetracht des Erfolgs also längst geplant, wenn nicht gar schon in Arbeit sein) spielt Dontnod geschickt mit den Kulissen, nutzt sie für surreale Rückblicke und sich ständig verändernde Kulissen. Mal erinnert das an Batman: Arkham Asylum, mal an BioShock Infinite – nicht im technischen Aufwand, aber in der Art, wie sie den Spieler in Max' von der Zeit verschobene Wahrnehmung hineinziehen. Ähnlich wie das abschließende BioShock-Kapitel ruft Life is Strange wichtige Ereignisse ins Gedächtnis zurück, bevor es die Fäden zu einem starken Ende zusammenführt – egal, für welches man sich entscheidet. Es wird viele geben, denen eine der Auflösungen allzu bekannt vorkommt. Dennoch gelingt dem Pariser Studio in jedem Fall ein guter, logischer Abschluss seiner Geschichte.

Zumal schon vorherige Szenen durch interessante Zeitsprünge führen. Während sich Max in den ersten Minuten der letzten Folge etwa aus der Gewalt eines Mörders befreit, reicht ihr kein einfaches Zurückspulen mehr, um eine für sie bessere Realität zu schaffen. Es fällt ihr immer schwerer, zwischen dem gewünschten Ergebnis und den damit
Max
Max' Beziehung zu ihrer besten Freundin steht im Mittelpunkt des emotionalen Dramas.
verbundenen Folgen zu leben; mehr und mehr Kraft kostet sie der Einsatz ihrer Fähigkeit. Als der von Beginn an prophezeite Tornado endlich Arcadia Bay erreicht, kann sie außerdem einige Menschen vor dem Tod bewahren – falls man herausfindet, wie. Inhaltlich inszeniert Dontnod also ein packendes Finale...

Der richtige Ton

… erzählerisch unterstreicht das Spiel aber ausgerechnet in der abschließenden Episode auch seine größten Schwächen: der fehlende spielerische Anspruch und die über weite Strecken seltsam aufgesetzten Dialoge. Kein Teenager würde so sprechen, wie es die Figuren dieses Dramas tun, und das steht gerade den jetzt so wichtigen großen Gefühlen nicht gut. Mal fehlt den Sprechern der passende Ton, mal das richtige Timing und gelegentlich auch der Mut einfach nichts zu sagen.

Vor allem aber leidet "Polarized" unter dem Zwang, sämtliche Handlungsfäden auf einen Schlag zu Ende zu führen. Eine oder mehr zusätzliche Folgen hätten der ersten Staffel gut getan, denn dann hätten die Autoren ihre Erklärungen stückweise einstreuen können, anstatt sie in gefühlt ellenlangen Quasi-Monologen "vorzulesen". Dass sich die Figuren stets gegenüber sitzen oder stehen, unterstreich den starren Eindruck nur: Die Charaktere bewegen sich nicht innerhalb der Kulisse oder interagieren gar mit ihr - schade. Manche Offenbarung hätte Dontnod zudem mit dem interaktiven Erleben verbinden sollen, anstatt seinen Spielern fast jede Auflösung wie ein visuelles Hörspiel vorzutragen. Beides ist ermüdend und raubt ausgerechnet dem Finale einen Teil der erlebten Spannung.

Kommentare

Skippofiler22 schrieb am
Also mich stört das charakterliche Verhalten von Spielfiguren auch ganz arg. Und dabei meine ich nicht nur irgendwelche "blasse, charakterlose Helden", sondern auch Bösewichte, die keine "gruselige Faszination" haben, sondern einfach nur plump-böse sind oder die Geliebten von Helden, die total auf "hilflos" tun.
Ich frage mich echt, wo da "Leben" ist. Klar ist so eine "Prinzessin Peach" auch irgendwie "Kult", aber mir ist eine - junge - Lara Croft oder die meisten Sonic-Girls viel lieber, weil die auch ihrem Mann stehen und nur selten das "hilflose Dummchen" mimen.
Bei den Life-is-Strange-Episoden weiß ich es nicht, aber ich denke mal, die ganzen Charaktere dürften schon recht "lebensnah" sein.
Raskir schrieb am
c452h hat geschrieben:
Raskir hat geschrieben:Bin sehr spät dran, aber habe es neulich auch durchgespielt. Anders als die meisten anderen, war ich schwer enttäuscht von dem Spiel.
Irgendwie schreibst Du gar nicht, was genau Dich an dem Spiel nun gestört hat. "Als Spiel ein Schlag in die Fresse."; weil man zu wenig spielerische Elemente vorfindet?
Wollte hier nicht näher drauf eingehen, da einige evtl das Spiel noch spielen wollen. Aber da du fragst, hier nochmal in den Tags. Vorsicht, dicke, fette, riesige SPOILER
Spoiler
Show
Generell haben mich relativ viele Sachen gestört. Angefangen mit Max. Für mich ein schlecht geschriebener und unglaubwürdiger Charakter. Keine Teenagerin würde so reden und sich verhalten wie sie es tut. Auch die Art und Weise wie sie betont und allgemein spricht hat mir nicht gefallen und war mir zu unstimmig. Generell hat sie fast immer den gleichen Tonfall, zeigte ein stets gleiches Verhalten, unabhängig ihrer Emotionen (die sie mir aber auch nicht gut vermitteln konnte). Zugegeben, das ist eine rein subjektive Wahrnehmung. Hat mich aber am Spiel gestört. Dennoch, auch außerhalb meines subjektiven Denkens, kann ich nicht erkennen wie man sie als gut geschriebenen Charakter empfinden kann.
Auch Cloe hat mir überhaupt nicht gefallen. Das lag aber am Charakter. Sie war mir ziemlich unsympathisch. Heißt aber nicht, dass ich sie genauso schlecht geschrieben finde wie Max. Auch ihre Sprecherin hat mMn einen guten Job gemacht. Es war einfach ein Charakter, der mir nicht ans Herz gewachsen ist und mir sogar relativ oft auf die Nerven ging.
Viele relativ wichtige Nebencharaktere blieben ziemlich blass
Die Spielzeit wurde unnötig gestreckt durch langweilige Gameplay Mechankien
Story und der Täter waren absolut vorhersehbar
Das Verhalten einiger Charaktere war manchmal ziemlich unglaubwürdig (als Beispiel das Mädchen, dass man wiederholt vor Peinlichkeiten bewahren konnte. Hat man es einmal gemacht und die nächsten male nicht mehr, so schien sie es Max...
Wortgewandt schrieb am
Ich habe das Spiel heute beendet, mir beide Enden gegönnt und stehe dem ganzen sehr ambivalent gegenüber.
Beide Ende sind ja nicht so dufte und stellenweise schwer interpretiertbar - obwohl mich eines der Enden emotional gepackt hat, aber nicht zu 100%.
Wie das gesamte Spiel einfach nicht on point war. Alle Episoden waren immer nur befriedigend bis gut, aber nie herausragend.
Hier wurden Charakterzeichung, die Dialoge und die Story in den Himmel gelobt. Und dann stellt sich mir immer die Frage, ob diese Leute noch nie einen guten Film gesehen haben. :)
Die Story ist undurchsichtig, stellenweise wahnsinnig unlogisch und ein Sammelsurium aus Butterfly-Effect und Donnie Darko. Und die Charaktere sind so furchtbare Reissbrettfiguren, dass es mir stellenweise zu bunt wurde. Der verschrobene Hausmeister, das blonde, reiche, kurzhaare Biest, die immer traurige Kate, der übertrieben harte Ex-Soldat, die Dicke, die immer gerettet werden muss/darf - das ist so unglaublich klischeehaft. Wahnsinn. Dazu kommen ausufernde Erklärdialoge, so dass ich oftmals gähnen musste und mir die Vorspultaste gewünscht hätte. Sie waren weder knackig, noch besonders einfallsreich geschrieben.
Ganz schlimm: Der 90iger-Jahre-Thriller-Twist, den man meilenweit gerochen hat. Garniert mit dem langweiligsten und einfallslosesten Moment überhaupt - der 90iger Motiv-Erklär-Monolog des Bösewichts. Mit Verlaub - DAS IST SCHEISSE! Und ganz, ganz, ganz weit weg von einer gut erzählten Geschichte. Das ist einfallslos und altbacken.
Der Soundtrack jedoch war einsame Spitze und immer wieder gab es Momente, die mich berührt haben, die mir Spass gemacht haben. Aber viel zu oft wurde man von belanglosen, statischen Dialogen, billigen Rätseln und einer schwachen, viel zu langsamen Inszenierung herausgeholt aus dieser Welt.
Das eine von beiden Ende hat mich trotzdem gepackt und ich hatte mir vorgestellt, wie toll dieses Spiel wohl in straffer, gut geschriebener Spielfilmform funktionieren würde.
c452h schrieb am
Raskir hat geschrieben:Bin sehr spät dran, aber habe es neulich auch durchgespielt. Anders als die meisten anderen, war ich schwer enttäuscht von dem Spiel.
Irgendwie schreibst Du gar nicht, was genau Dich an dem Spiel nun gestört hat. "Als Spiel ein Schlag in die Fresse."; weil man zu wenig spielerische Elemente vorfindet?
Raskir schrieb am
Bin sehr spät dran, aber habe es neulich auch durchgespielt. Anders als die meisten anderen, war ich schwer enttäuscht von dem Spiel. Episode 1-4 waren ganz ok, nicht überragend aber doch ganz nett. Episode 5 hingegen hat mir das komplette Spiel verdorben. Regie und Dramaturgie waren ok, daran ist es nicht gescheitert. Aber man konnte schon Ende von Episode 4 sehen wie es enden würde und je weiter es ging, desto sicherer wurde ich mir. Und das Ende war dann eine reine Katastrophe. Als Film oder Serie ok, aber als spiel, war das für mich ein schlag in die Fresse. Für mich eine der größeren Enttäuschungen meiner Videospielgeschichte und definitv die größte Enttäuschung diesen jahres. Ich dachte Beyond hätte mich damals enttäuscht, aber das hier war noch eine Ecke schlimmer. Selten war ich nach einem Spiel so wütend. Das war die einzige Emotion die ich am Ende hatte. nicht die Emotionen die andere hier verpürten. Nein, bei mir war es nur reine Wut. Musste danach Borderlands reinschmeißen um diese an liebenswürdigen Psychopathen und primabiestern abzureagieren.
Nein wirklich, die größte Enttäuschung dieser Generation für mich, sogar weit schlimmer als No mans sky.
Kann aber verstehen warum viele Leute das Spiel mögen. Schlecht ist es ja nicht gemacht, egtl sogar relativ gut.
schrieb am