Denn die wurden von den Leveldesignern von Anfang bis Ende clever in den Abschnitten platziert, wobei die anfänglich vorherrschenden Infanteristen zunehmend von Offizieren, Jägern, Scharfschützen, Funkern (die sehr schnell Verstärkung oder Artillerieschläge anfordern können) und Spähern ergänzt oder ersetzt werden. Nicht zu vergessen, die Panzer oder Truppenfahrzeuge, die in den Gebieten ihre Runden drehen und sich schnell zu einem Sniper-Killer entwickeln können, wenn man unvorsichtig ist. Dementsprechend entwickelt sich schnell ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem man alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen muss, um die Gegner zu dezimieren, in Fallen zu locken oder abzulenken. Man kann z.B. Unterschallmunition für Pistole und Scharfschützengewehr finden und so die Geräuschentwicklung massiv reduzieren. Man kann natürlich auch Umgebungsgeräusche wie vorbeifliegende Flugzeuge, Flak-Feuer von Feindesstellungen usw. nutzen, um seine Schüsse zu tarnen.
Triangulierende Suche
Wer jetzt unnötig in der Gegend herumballert, riskiert die Entdeckung. Die KI agiert bei der akustischen Ortung des Spielers durchaus kompetent.
Denn die KI ist nicht nur hinsichtlich des Sichtkontakts geschult worden, sondern auch hellhörig. Dementsprechend reagiert sie nicht nur darauf, wenn man bei einem vermeintlichen Stealth-Kill einen zu hohen Geräuschpegel erzeugt und geht auf die Suche. Sie zeigt bei Gewehrschüssen in vielerlei Hinsicht ein zumeist ordentliches, manchmal sogar sehr überzeugendes Verhalten. Die Soldaten gehen in Deckung und versuchen auszumachen, woher der Schuss kam. Mit jedem weiteren Schuss, den man abfeuert, bevor sie ihren extrem wachsamen Zustand verlassen haben, schaffen sie es, die Position des Spielers einzugrenzen. Bis man schließlich auffliegt und tunlichst seine Position verändern sollte. Es sei denn, der Feind rückt nur mit ein bis zwei Mann an, um einen aus der Deckung zu spülen. Mit derart kleinen Gruppen oder Solo-Gegnern kann man mit Hilfe des immer noch zu mächtigen Nahkampfangriffes weitgehend problemlos fertig werden. Die Ergebnisse dieser „Einknopf“-Attacke werden zwar dank der für die Serie kennzeichnenden Röntgenkamera ebenso spektakulär und ungemein schmerzhaft inszeniert wie viele Abschüsse. Dennoch bleibt in dieser Hinsicht ein unbefriedigendes Gefühl zurück – zumal auch Offiziere und Spezialisten auf diesem Wege ausgeschaltet werden können. Dem gegenüber steht allerdings eine ungemeine Befriedigung, wenn man die Gegner in eine Falle locken konnte und sie über eine der ausgelegten Minen, Sprengfallen oder eine mit Explosivstoffen versehenen Leiche stolpern und in den Tod gerissen werden. Und natürlich, wenn man es tatsächlich schaffen sollte, aus dem Schatten heraus jemanden geräuschlos zu töten und man auf diesem Weg beweist, dass man nicht nur ein Meister des Scharfschützengewehres ist.
Die Karten sind angenehm groß und bieten zahlreiche Möglichkeiten, an sein Ziel zu kommen. Die Missionen könnten allerdings abwechslungsreicher sein.
Ruft man jedoch eine größere Gruppe auf den Plan, die im schlimmsten Fall noch durch Panzer ergänzt wird, sollte man Fersengeld geben, das Gebiet kurzzeitig verlassen und sich vielleicht einer Nebenmission in einem anderen Bereich der Karte zuwenden, während sich das Geschehen dort beruhigt. Denn ansonsten versuchen die Feinde, einen basierend auf der letzten bekannten Position einzukesseln, während andere die Umgebung durchsuchen. Hier sind die KI-Routinen herrlich gnadenlos. Sehr schön sind übrigens auch die kleinen Beobachtungen, die man machen kann: Ausgeschaltete Gegner werden von ihren Kameraden vermisst und gesucht, so dass man ab und an von der Möglichkeit Gebrauch machen sollte, die Leichen im Schatten oder im Gebüsch (auf jeden Fall außer Sichtweite) verschwinden zu lassen. Allerdings gibt es auch einige Situationen, in denen man die feindliche Infanterie durch simple Ablenkung per Steinwurf in eine tödliche Situation bringen kann. Und es gibt seltene Auffälligkeiten mit der Wegfindung, wenn z.B. ein deutscher Infanterist gegen eine Wand läuft oder es partout nicht schafft, Treppenstufen zu erklimmen. Trotz dieser vereinzelten Probleme hat die KI im Vergleich zum Vorgänger einen positiven Schritt nach vorne gemacht. Unter dem Strich erreicht sie zwar nicht das Niveau der Feinde in Metal Gear Solid 5. Doch im Zusammenspiel mit dem Leveldesign und der Verteilung der Gegner auf der Karte wird man ständig auf Trab gehalten, während es immer wieder zu spannenden Situationen kommt. Umso mehr, wenn man die Scharfschützen-Zielhilfen ausschaltet, sich im Rahmen der umfangreichen Optionen seinen Schwierigkeitsgrad zuschneidet und zunehmend auch die Entfernung zum Opfer sowie eventuelle Windeinflüsse bedenken muss. Denn in diesen Fällen kann jeder Fehlschuss zu einem Desaster werden.