Test: Psycho-Pass: Mandatory Happiness (Adventure)

von Jörg Luibl



Psycho-Pass: Mandatory Happiness (Adventure) von NIS America / Flashpoint
Multiple-Choice-Anime
Entwickler:
Release:
24.04.2017
09.09.2016
09.09.2016
09.09.2016
Erhältlich: Einzelhandel
Erhältlich: Einzelhandel
Spielinfo Bilder Videos
In Japan wird die Anime-Fernsehserie Psycho-Pass seit 2012 ausgestrahlt und 2015 gab es einen erfolgreichen Kinofilm. Aber das Spiel Psycho-Pass: Mandatory Happiness erschien bisher lediglich in Japan auf Xbox One. Mittlerweile wurde der Anime-Krimi über flashpoint auch in Deutschland für PlayStation 4 und Vita veröffentlicht; auch eine PC-Version ist geplant. Lohnt sich der detektivische Trip in ein futuristisches Tokyo?

Big Sibyl is watching you

Ich lese sehr gerne Graphic Novels. Vor allem, wenn es um Science-Fiction geht. Und sowohl das Drehbuch als auch die dystopische Vision von Psycho-Pass machen neugierig. Aber von einem Spiel verlange ich mehr als ständiges Umblättern. Bevor man in diesem Adventure von 5pb Games (die auch an Steins;Gate arbeiten) irgendetwas anderes aktiv entscheiden kann, als eine weibliche oder männliche Ermittlerrolle anzunehmen, vergeht fast eine Stunde. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen so passiven Einstieg in ein Spiel erlebt zu haben.

Psycho-Pass: Mandatory Happiness ist hierzulande mit japanischen Originalsprechern sowie englischen Untertiteln erhältlich.
Man hat zwei Charaktere zur Auswahl: Inspektorin Nadeshiko Kugatachi oder Enforcer Takuma Tsurugi.
Und wie sieht dann die erste Aktion aus, als man einen Entführer auf die Schliche kommen soll? In einem schnöden Multiple-Choice-Menü darf man sich für "Inquire" oder "Track" entscheiden. Danach heißt es wieder: lesen, klicken, lesen, klicken, lesen, klicken. In diesen quälend langen Zuschauphasen wird man bei japanischem Originalton mit englischen Untertiteln zwar in eine interessante futuristische Gesellschaft eingeführt, in der ein Überwachungssystem namens Sibyl die Psyche jedes Menschen analysiert und zum Wohle aller die - scheinbar - besten Entscheidungen trifft. Außerdem sorgt eine mysteriöse Hacker-KI names "Alpha" in einem Cyborgkörper für einen dramaturgischen Gegenpol, zumal sie die Menscheit auf ihre Art glücklich machen will - mit teilweise dramatischen Konsequenzen. Das Drehbuch verknüpft auch biographisch das Schicksal des Protagonisten mit dem des Antagonisten. Man löst also nicht nur Fälle, sondern wird theoretisch in ein Drama verstrickt.

Aber die Präsentation ist schrecklich statisch, so dass diese Zukunftsversion von Tokyo lediglich Kenner des Animes zum Hinsehen oder Zuhören animieren dürfte, weil diese zumindest einige Déjà-vus erwartet. Die Zeichnungen können mit ihrem
In Japan wird die Anime-Fernsehserie Psycho-Pass seit 2012 ausgestrahlt. 2015 gab es einen erfolgreichen Kinofilm. Mandatory Happiness ist hierzulande mit japanischen Originalsprechern sowie englischen Untertiteln erhältlich.
Eine mysteriöse KI namens "Alpha" hackt sich in diesen Cyborg. Was hat sie vor? Die Menschheit glücklicher machen! Mandatory Happiness ist hierzulande mit japanischen Originalsprechern sowie englischen Untertiteln erhältlich.
eher dezenten und realistischen Stil vielleicht auch so manchen westlichen Geschmack treffen, aber es gibt in den vielen Dialogszenen nur einen Hauch von Mimik, meist keinerlei Bewegungen und von allen Gebäuden lediglich Standbilder. Auch Visual Novels können hier mehr leisten! Man kann auch keine Räume freier erkunden oder Gegenstände untersuchen, es gibt nicht mal ein Inventar oder eine Art interaktives Charaktermenü, sondern man wählt immer nur aus zwei bis vier möglichen Antworten aus - dagegen wirkt selbst das nur dezent inszenierte Zero Time Dilemma wie ein actionreicher Blockbuster-Thriller. Das einzige Interaktive verbirgt sich im Menü unter Extras als Minispiel: Da kann man eine japanische Variante von Threes! inkl. Highscore spielen.

Lesen, lesen, lesen

Man muss sich also komplett auf die zunächst verwirrende Geschichte konzentrieren und gute Englischkenntnisse einbringen, um nach den ausufernden Dialogen zwischen zahlreichen Charakteren die richtigen Entscheidungen zu treffen - die reichen von persönlichen und investigativen Fragen bis hin zur Wahl eines Stockwerks oder dem taktischen Vorgehen in Kämpfen. Man muss diese Science-Fiction-Welt mit ihren sprechenden Waffen, psychischen Analysen, farbigen
Lesen, lesen, lesen - dazu gibt es leider mehr Standbilder als animierte Szenen.
Lesen, lesen, lesen - dazu gibt es leider mehr Standbilder als animierte Szenen.
Darstellungen des Gemütszustandes und neuen Berufen aber erstmal verstehen. Schön ist, dass all die fremd anmutenden Begriffe wie Hue, Sibyl, Dominator & Co sowie die vielen beteiligten Charaktere bei der ersten Erwähnung umgehend mit einer Definition im Archiv landen. Wer vor einer Entscheidung nochmal etwas nachschlagen will, kann dies über L2 tun. Auch wenn man den Anime nicht kennt, kann man sich also in seine ambivalente Rolle einarbeiten. Wobei die Betonung auf "Arbeit" im Sinne von viel Lektüre liegt.

Es ist auch lediglich die Erzählung, die für einen Rest an Motivation sorgt. Die eigene Rolle z.B. als Takuma ist durchaus interessant, denn man spielt als "Enforcer" einen Polizisten zweiter Klasse, der als latent kriminell gilt und für jeden seiner Schritte bei einem "Inspector" um Erlaubnis fragen muss. Einerseits jagt
Die Waffe des Enforcers scannt Ziele auf ihr Verbrecherpotenzial - erkennst sie keines, entsichert sie auch nicht.
Die Waffe des Enforcers heißt "Dominator" und scannt Ziele auf ihr Verbrecherpotenzial - erkennt sie keines, entsichert sie auch nicht.
man also Verbrecher, andererseits wird man als potenzielles Risiko selbst überwacht. Das eigentliche Ziel von Takuma besteht z.B. darin, eine alte Jugendfreundin namens Yukari zu finden, die irgendwann spurlos verschwunden ist - und da könnte ihm der Job in der Behörde helfen. Nur kann man nie abseits des strengen Drehbuches etwas selbst riskieren oder recherchieren - es fehlen auch verschachtelte Dialoge zum Nachfragen, so dass auch aus der Kommunikation keinerlei investigatives Rätsel entsteht. Immerhin driften die meist gut geschriebenen Gespräche nicht so oft ins Kitschige ab.

Auch Beziehungen zu Kollegen entwickeln sich: Sehr angenehm ist, dass man seine Rolle innerhalb des Teams sowie gegenüber einzelnen Charakteren in vielen Situationen mit seinen Antworten prägen kann. Sehr schade ist, dass man nie selbst auf sie zugehen kann, sondern streng dem Ablauf folgen muss. Es sind die Konsequenzen, die bei Laune halten: Man kann z.B. seine Beruhigungspillen ablehnen und beobachten, wie der eigene Charaktere emotionaler und wütender auftritt. Entscheidungen wirken sich sowohl in kleinen Situationen als auch auf das Ende aus. Nur steckt man eben in einem statischen Korsett, in dem man all die interessanten technischen Aspekte dieser Welt einfach nicht aktiv ausprobieren kann. Auch eine Visual Novel könnte sich über interaktive Zusätze so weit öffnen, dass das Erlebnis unterhaltsamer wird.

Kommentare

Sevulon schrieb am
Kann die Kritik von Jörg hier auch nicht nachvollziehen. Ich käme bspw. auch nie auf die Idee ein VN-Meisterwerk wie bspw. "Clannad" , "Muv-Luv Alternative" oder "Steins;Gate" eine mittelmäßige Wertung zu geben, weil man sich durch zuviel Text auf Standbildern lesen muss und sich nicht frei in der Gegend bewegen kann. Natürlich ist hier in erster Linie das Storytelling entscheidend und nicht das Gameplay, das war für eine VN noch nie irgendwie relevant. Spiele in dem Genre kann man doch nicht einfach wie ein Action-Adventure bewerten..
sabienchen.banned schrieb am
"Spielt" sich wie Steins:Gate, und die XBlaze Titel.
Wer mit der Einstellung reingeht einen "Manga"/Anime Hybrid mit verschiedenen Enden zu bekommen wird nicht entäuscht.
Wer ein Phoenix Wright, 999 oder Danganronpa erwaret wird entäuscht.
Idealerweise spielt man das auf der Vita (bzw. generell handheld)... da gehören für mich Visual Novels hin, denn wenn ich die Kosnsole anhaue und auf der Couch fletze dann will ich tatsächlich auch was "spielen". wohingegen auf der Vita 30-60 min vorm einschlafen oder unterwegs für n paar minuten noch etwas "Anime-lesen" perfekt ist.
Nunja, habs zu release besorgt und schnell durchplatinisiert.. Ich hatte menen Spaß ^.^''
Nova eXe schrieb am
Wie sieht es denn mit der abgelieferten Leistung der Synchronsprecher aus? Wer ist überhaupt dabei? Stimmen, die man kennt (sofern man sich denn auskennt)?
Außerdem steht im Review was von "lesen, klick, lesen...." Ich nehme also mal an, dass die Auto-Vorwärts Funktion, die auf den Screenshots im AKTIVEN Zustand zu sehen ist, gar nicht funktioniert? Bug?
Wie stehts denn allgemein um den Funktionsumfang?
Kann ich einzelne Stimmen stummschalten?
Gibt es eine Auto-Skip Funktion, die nur bereits gelesenes skippen wird, aber bei neuem Text stehen bleibt?
Quciksave Slot?
HUD komplett transparent machen oder gar automatisch ausschalten lassen, wenn Text eh gesprochen wird?
Gibt es Hotkeys für Auto, Skip usw?
Halt so Dinge die mal ja und mal nein in VNs vorhanden sind.......
Für mich sieht das ganze Review so aus, als wenn Jörg einem Buch vorwerfen will, dass der Soundtrack scheiße ist - nicht das hier im Review auch nur einmal der Soundtrack angesprochen wird.
theblackfrog schrieb am
ReverendGodless hat geschrieben:Also tut mir echt leid, falls ich nun beleidigend oder extra harsch klinge, aber das Review ist doch wohl einfach der größte Käse, den 4Players seit langer Zeit produziert hat. Überreif wäre hier noch charmant.
Wie Jörg in den Kommentaren drauf hingewiesen hat, habe ich das Review gelesen, aber es ist kein bisschen anders als was die Leute hier in den Kommentaren anprangern: Der Rezensent (Jörg) war hier einfach komplett überfordert mit Story und Präsentation, als ob ein Mann, der schon so lange für diese Seite schreibt, noch nie eine Visual Novel gespielt hat und hier nun irgendwelche Revolutionen erwartet. Ich meine, wer würde so etwas schreiben, der wirklich von der Materie was verstehen würde?
Natürlich kritisiere ich hier auch die Visual Novel als spezielle und zwar schrecklich statische Spielform des Adventures. Nur weil es dieses Subgenre gibt, hat es noch keinen Freifahrtschein - es ist in dieser Form und im Kontext interaktiver Unterhaltung ein primitives Korsett.
Nichts weiter als sture, geschwollene Worte. Ich habe einfach noch nie irgendwo gelesen, dass wer eine Visual Novel als Adventure ansieht oder es als Subgenre ansieht. Es ist schließlich kein Visual Adventure, sondern eine Visual Novel. Das lässt doch schon vorausahnen, dass man hier relativ wenig Interaktion hat. Man kann eine klassische Visual Novel auch nicht im geringsten mit Spielen wie der Zero Escape Reihe oder Danganronpa vergleichen.
Man sieht ja alleine am Durchschnitt bei Metacritic, dass 4Players einfach komplett alleine mit dieser Meinung dasteht. Nicht, dass es verboten ist, aber es macht einfach den Eindruck, jeder Tester wusste ungefähr, auf was er sich einlassen muss.
Du liebe güte, hoffen wir mal, Jörg wird kein Testmuster zu Steins;Gate 0 in die Hände fallen. Da wird dann nicht nur die Visual Novel kritisiert weil es eine Visual Novel ist, sondern vermutlich auch, weil ihm niemand sagte, dass es sich hier um eine Fortsetzung handelt.
Ich...
ReverendGodless schrieb am
Also tut mir echt leid, falls ich nun beleidigend oder extra harsch klinge, aber das Review ist doch wohl einfach der größte Käse, den 4Players seit langer Zeit produziert hat. Überreif wäre hier noch charmant.
Wie Jörg in den Kommentaren drauf hingewiesen hat, habe ich das Review gelesen, aber es ist kein bisschen anders als was die Leute hier in den Kommentaren anprangern: Der Rezensent (Jörg) war hier einfach komplett überfordert mit Story und Präsentation, als ob ein Mann, der schon so lange für diese Seite schreibt, noch nie eine Visual Novel gespielt hat und hier nun irgendwelche Revolutionen erwartet. Ich meine, wer würde so etwas schreiben, der wirklich von der Materie was verstehen würde?
Natürlich kritisiere ich hier auch die Visual Novel als spezielle und zwar schrecklich statische Spielform des Adventures. Nur weil es dieses Subgenre gibt, hat es noch keinen Freifahrtschein - es ist in dieser Form und im Kontext interaktiver Unterhaltung ein primitives Korsett.
Nichts weiter als sture, geschwollene Worte. Ich habe einfach noch nie irgendwo gelesen, dass wer eine Visual Novel als Adventure ansieht oder es als Subgenre ansieht. Es ist schließlich kein Visual Adventure, sondern eine Visual Novel. Das lässt doch schon vorausahnen, dass man hier relativ wenig Interaktion hat. Man kann eine klassische Visual Novel auch nicht im geringsten mit Spielen wie der Zero Escape Reihe oder Danganronpa vergleichen.
Man sieht ja alleine am Durchschnitt bei Metacritic, dass 4Players einfach komplett alleine mit dieser Meinung dasteht. Nicht, dass es verboten ist, aber es macht einfach den Eindruck, jeder Tester wusste ungefähr, auf was er sich einlassen muss.
Du liebe güte, hoffen wir mal, Jörg wird kein Testmuster zu Steins;Gate 0 in die Hände fallen. Da wird dann nicht nur die Visual Novel kritisiert weil es eine Visual Novel ist, sondern vermutlich auch, weil ihm niemand sagte, dass es sich hier um eine Fortsetzung handelt.
Ich entschuldige mich für den Tonfall, aber...
schrieb am