Diese Funktionen haben natürlich nicht nur kosmetischen Wert. Es gibt Feinde, die besser auf Standard-Munition ansprechen, während andere effektiver mit Energie-Kugeln erledigt werden können. Andere wiederum sind gepanzert, so dass man nur mit Granaten entsprechenden Schaden anrichten kann. Zusammen mit der Deckung, die jedoch auch zerstört werden kann und daher nicht unbegrenzt Schutz bietet, entwickeln sich immer wieder spannende Gefechte. Sehr schön: Die Kollisionsabfrage leistet sich keinen Patzer, was angesichts der mitunter pixelgenau nötigen Ausweichversuche eine enorme Hilfe darstellt. Darüber hinaus werden die verschiedenen Geschosstypen und -Zustände für intelligente Umgebungsrätsel genutzt, um den Zugang zum nächsten Abschnitt zu öffnen. Und man kann in einer Sequenz sogar eine "klassische" Bullet-Hell erleben, wenn man mit einem Flugschiff den rettenden Hafen erreichen muss.
Zwischen fordernd und Frust
Nicht nur die mehrstufigen Bosskämpfe fordern höchste Konzentration.
Für Abwechslung ist also gesorgt, während die Kulisse ein mehr als solides Fundament für den Aufstieg dieses Indie-Titels in den Action-Olymp legt. Richtig? Nicht ganz. Denn hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades hat es Rise & Shine vor allem im letzten Drittel übertrieben. Während über einen Großteil der brachialen und stets schwieriger werdenden Action mitunter kleine Spitzen zu spüren sind, an denen man sich über einige Versuche hinweg festbeißen kann, läuft es gegen Ende aus dem Ruder. Neben den Grundvoraussetzungen wie guten Reaktionen, akkurater Hand/Auge-Koordination und ordentlichem Timing braucht man in den letzten Abschnitten auch viel Geduld. Nicht etwa, weil die Ladezeiten nach einem zwangläufigen Ableben so lang wären - sondern vielmehr, weil man einige Sequenzen, in denen einem nicht einmal ein Fehler wie Nachladen zum falschen Zeitpunkt verziehen wird, dutzendfach in Angriff nimmt.
Immerhin muss ich Super Awesome Hyper Dimensional Mega Team zu Gute halten, dass es keine unfairen Momente gibt. Zwar muss man in wenigen Situationen mit Trial & Error leben, doch selbst hier bleibt man stets fair. Aber extrem fordernd. Für alle Situationen
Vor allem gegen Ende verzeiht Rise & Shine keine Fehler.
gibt es eine Lösung. Aber auch wenn man sie kennt, heißt das noch lange nicht, dass man sie erfolgreich zu Ende bringt. Eine Unaufmerksamkeit hier, ein Fehlschuss oder ein leeres Magazin dort, in der Hektik die falsch getroffene Wahl der Munition und schon heißt es wieder zurück zum letzten Kontrollpunkt. Apropos: Die werden gegen Ende auch immer erbarmungsloser gesetzt. Es ist ein schmaler Grat, den das Team hier geht. Auf der einen Seite macht mir Rise & Shine unmissverständlich klar, dass ich nicht gut genug bin bzw. besser werden muss – was sich spätestens dann zeigt, wenn ich eine Stelle, für die ich (nicht nur) gefühlt vorher um die 100 Versuche benötigt habe, mittlerweile mit nur zwei oder drei Fehlversuchen abschließen kann. Andererseits sind die Belohnungen außer einem persönlichen Schulterklopfen, wenn man die Sequenz oder den mehrstufigen Bosskampf hinter sich gebracht hat, zu klein. Die Geschichte wird an Schlüsselstellen zwar inhaltlich stimmungsvoll fortgesetzt, doch es hätte hinsichtlich der zu sehr auf Comic getrimmten sowie auf Sprachausgabe verzichtenden Inszenierung mehr geboten werden müssen, um die Strapazen auf sich nehmen zu wollen.