Test: The C64 Mini (Hardware)

von Mathias Oertel



The C64 Mini (Hardware) von Koch Media
Die Rückkehr des Brotkastens
Hardware
Entwickler: Retro Games Ltd
Publisher: Koch Media
Release:
25.03.2018
Erhältlich: Einzelhandel
Spielinfo Bilder Videos
Klar habe ich mich auf die Mini-Konsolen von Nintendo gefreut – auch und gerade weil ich seinerzeit bei der Konkurrenz von Sega zu Hause war. Doch als die Ankündigung des C64 Mini kam, konnte ich mich kaum bremsen und hatte vorbestellt, sobald dies möglich war. Dies war der Computer, mit dem ich aufgewachsen bin und der meine Leidenschaft für Spiele geweckt hat. Im Test erfahrt ihr, ob sich die Anschaffung des Retro-Systems lohnt und natürlich auch, wieso unsere Beurteilung so lang auf sich warten ließ.

Abstecher in die Jugend

Seit nunmehr fast 20 Jahren schreibe ich über Computer- und Videospiele. Doch meine Leidenschaft für das Medium begann natürlich schon viel früher. In der Theorie bereits zu Zeiten des Atari VCS 2600, das ein Kumpel aus der Grundschulzeit geschenkt bekam. Doch so richtig ist das Spielefieber bei mir mit dem ersten „richtigen“ eigenen Spielesystem ausgebrochen – dem C64, den ich meinen Eltern nach langem Quengeln aus dem Kreuz leiern konnte. Immerhin musste ich dabei nicht auf die fadenscheinige Ausrede zurückgreifen, dass man damit ja „auch Sachen für die Schule“ machen könne. Klar: Irgendwann habe ich darüber auch Referate usw. für die Schule geschrieben und ausgedruckt. Doch die Hauptzeit habe ich hier (natürlich) mit Spielen verbracht. Und in einem Anflug von Größenwahn habe ich sogar das Programmieren mit Basic angefangen und schließlich einen kleinen Fußball-Manager (sic!) geschrieben, der sich sogar immer wieder Daten von der Disk holte. Ach, die gute alte Zeit.

Die über 60 vorinstallierten Spiele werden in einem übersichtlichen Menü präsentiert.
Die über 60 vorinstallierten Spiele werden in einem übersichtlichen Menü präsentiert.
Immerhin: Aus der stammen auch noch ein paar meiner Allzeit-Klassiker wie Wizball, Monty on the Run, Archon, The Bard’s Tale oder M.U.L.E. Und mit dem C64 Mini darf man diese 8-Bit-Ära mit ihren 64 Farben sowie grobpixeligen Auflösungen wieder aufleben lassen. Die von Retro Games produzierte Mini-Konsole ist in der Form des alten beige-brauen „Brotkastens“ im Maßstab 1: 2 gefertigt und verfügt an der rechten Seite neben einem Reset-Schalter über zwei USB-2.0-Eingänge sowie an der Rückseite über einen HDMI-Ausgang sowie einen Anschluss für eine Micro-USB-Kabel, über das das System mit dem nötigen Strom versorgt wird. Die Tasten wurden zwar schön ausgearbeitet, wobei die Verarbeitung einen soliden sowie wertigen Eindruck hinterlässt, sind aber nicht funktionsfähig. Es steht allerdings ein virtuelles Keyboard zur Verfügung, das über eine der vier neuen Sondertasten auf dem mitgelieferten Nachbau des kultigen Competition Pro Joysticks erreicht werden kann und das dann rechts auf dem Bildschirm eingeblendet wird.

Späte Vollfunktionalität

Man kann jederzeit die virtuelle Tastatur einblenden. Natürlich kann man sich die Sache auch erleichtern und ein USB-Keyboard anschließen.
Man kann jederzeit die virtuelle Tastatur einblenden. Natürlich kann man sich die Sache auch erleichtern und ein USB-Keyboard anschließen.
Dass wir den Test zum C64 Mini so spät anbieten (immerhin kam der Nachbau bereits Ende März in den deutschen Handel), liegt übrigens an der Firmwareupdate-Politik von Retro Games. Während es zwar von Anfang an möglich war, externe Programme per USB-Stick einzuladen, wurden Spiele, die seinerzeit auf mehreren Disks ausgeliefert wurden, vom C64 Mini nicht unterstützt. Überhaupt war das „Sideloading“ ein sehr umständliches Unterfangen: Es war nur möglich ein Spiel bzw. Programm auf dem USB-Stick unterzubringen. Ein. Einziges. Sprich: Wollte man ein anderes Programm nutzen, musste man entweder einen neuen USB-Stick verwenden (wobei anfangs auch einige Sticks partout nicht erkannt wurden) oder das Spiel austauschen. Beides Methoden, die sowohl umständlich als auch unpraktisch waren. Ein Update, das es ermöglichen sollte, mehrere Files auf einem externen Speichermedium unterzubringen, wurde bereits früh nach Release in Aussicht gestellt. Doch die Umsetzung und damit die vollständige Funktionalität der Mini-Konsole sollte auf sich warten lassen.
Erst mit dem Release in den USA am 9. Oktober wurde schnell das Update nachgeschoben, das nicht nur Multi-Disk-Spiele wie z.B. The Bard’s Tale, Test Drive 2, Dragon Wars oder auch Duck Tales ermöglicht, sondern auch mehrere Files auf dem USB-Stick erlaubt – bis zu 255 Ordner mit jeweils bis zu 255 Files – ausreichend Platz für Sicherungskopien oder mittlerweile als Freeware erhältliche Spiele für den Kultcomputer, der zwischen 1982 und 1994 geschätzt zwischen 12,5 und 30 Millionen Besitzer gefunden hat.

Kommentare

No Cars Go schrieb am
Ich warte drauf, dass es drastisch im Preis reduziert wird. Dann wär's okay. Günstigster Preis aktuell 54,99 ?.
Edit, Update: Hab ihn nun für 42,00 ? neu bekommen. Mit Firmware 1.2.0 ein schönes Teil, das Imitat eines Competition Pro bleibt aber eine einzige Zumutung.
Ritahr schrieb am
Alter, wer in drei Dämonennamen kriegt wegen so einem Gerät einen Herzkasper?
btw: Improve your english, please.
Herschfeldt schrieb am
Alter! Wer in drei Dämonennamen braucht das? Irgendwann bekommt ihr auch Kassette (60 und 90 Min.) und VHS zurück im Retrolook. Who to hell need this?
Usul schrieb am
Suppenkeks hat geschrieben: ?29.10.2018 20:06Was die Joysticks betrifft... ich bin mit Quickshots aufgewachsen, für mich müssen diese also her :mrgreen:
Eben! Quickshot FTW!!!
v3to schrieb am
Das C64 Mini hat an sich zwei Probleme. Neben dem miserablen Joystick vor allem der Input-Lag, den auch ein Competition Pro USB nicht aufwiegt. Es hat mich schon überrascht, dass das Gerät unter solchen Umständen ausgerechnet mit Spielen mit Rütteldisziplinen oder solch Milisekunden-Reaktionstest wie Alleykat ausliefert wird. Das eigentlich responsive Steurung wird so ziemlich unpräzise. Aber wem der Vergleich fehlt wird das vermutlich egal sein.
Nichts desto trotz finde ich es erstaunlich, wieso in Reviews die Qualität des Joysticks gerne aufs Mittelmaß relativiert wird: Das Teil ist grottenschlecht. Im Forum 64 kam letztens hoch, dass durch einen Verarbeitungsfehler an einer Schraubverbindung der Stick zum Brechen neigt. Der interne Aufbau des Joysticks erhöht den ohnehin vorhandenen Input-Lag nochmal deutlich und die Haptik ist auch sonst schwammig. Ich habe mir vor Kurzem einen Satz Competition Pro Retro für meinen C64 zugelegt und das ist schon ein gewaltiger Unterschied in jeder genannten Beziehung (btw nicht zu verwechseln mit dem Competition Pro USB. Der hat zwar auch Microschalter und fühlt sich ähnlich gut an, hat aber ähnlich schlechte Reaktionszeiten wie der C64 Mini Joystick. Ich bin daher auch skeptisch, was die angekündigte Microschalter-Variante für C64 Mini angeht, da die wohl auch von Speedlink produziert wird).
Unabhängig von der Kritik finde ich das Gerät sonst durchaus gelungen und glücklicherweise kann man die Eingabeprobleme weitgehend entschärfen. Etwas schade finde ich, dass beispielsweise Speichern auf Cartridge-ROMs nicht möglich ist (bei neuen C64-Spielen durchaus ein Thema), allerdings erfüllen Snapshots auf der Konsole einen ähnlichen Zweck. Leider beschränkt sich die Soundemulation wohl auch nur auf den 6581 SID, bzw man kann die Emulation nicht auf 8580 umstellen, weshalb auch diverse moderne Produktionen schlechter klingen als sie es könnten. Für Szene-Demos ist das Gerät dadurch trotz VICE-Emulation nur eingeschränkt geeignet.
schrieb am