Absturz und Filmriss
Was hat all die havarierte Technik zwischen den von diversen Monstern verseuchten Wüsten-Canyons zu suchen? Warum warnen mich Höhlengemälde vor Drohnen wie meiner? Und wie ist überhaupt mein Name? Mit Fragen wie diesen beschreitet das junge Studio (mit Animationsfilm-Hintergrund) natürlich nicht gerade neue Wege. Trotzdem schaffte es die Erzählweise und Oliver Kalkofes gelungene Vertonung der aufgekratzten Drohne Newton, meine Neugier zu wecken. Der Spieler wird nach und nach mit Infos über den von Amnesie geplagten Protagonisten, seine Vergangenheit und die durch Kultstätten marodierenden Roboter gefüttert. Gelungen wirken auch die surrealen Überblendungen in eine seltsame Versuchs-Anlage.
Bei den hölzern eingebundenen Audiologs und Geschicklichkeitstests macht sich allerdings bemerkbar, dass es dem Team an Erfahrung mangelt. Bevor ich z.B. den Abhang herunter rutsche oder einen Balance-Akt starte, gibt es erst einmal eine langsame Schwarzblende. Seltsam, dass sich nach Robinson auch Eden Tomorrow beim Überqueren von Schluchten vor spielerischem Anspruch scheut. Ob ich nun beim Terminal-Hack transparente Zylinder zurecht drehe, kleine Rätsel löse oder die Umgebung absuche – all das erinnert eher an Lückenfüller als an unterhaltsames Spieldesign.
Mensch und Kalkomat
"Das war knapp!" Manche Dialogzeilen der schwebenden Quasselkugel werden etwas zu häufig recycelt...
Die Umgebungs-Rätsel bilden die Kernmechanik des Spiels. Dabei parke ich den menschlichen Körper oft zunächst in einer geschützten Schild-Zone, damit er sich auf die telepathische Steuerung des Sidekicks Newton konzentrieren kann. Zuerst surre ich mit der kleinen Kugel durch die Luft, untersuche per Scan die Umgebung, lade die Batterie mit Energiekapseln auf oder locke eine wild gewordene Drohne zu einem Tentakelmonster, das wie eine Fleisch fressende Pflanze aus dem Boden schnellt und zuschnappt. Habe ich z.B. genügend Steg-Platten gefunden und an einem verfallenen Raumfahrt-Container befestigt, schalte ich wieder um und balanciere als Mensch über den frisch geschaffenen Weg. Die Steuerung per Dualshock-Controller und Blickrichtung funktioniert dabei recht gut – abgesehen von ein paar fummeligen Details wie schlecht platzierte Hotspots.
Immerhin etwas unterhaltsamer wird es, wenn verschüttete Eingänge aufgesprengt werden oder ich an Drachen-Aliens vorbei schleiche. Die steif animierten, auf ihrer Bahn marschierenden Biester wirken zwar nicht besonders furchteinflößend. In VR entfalten aber selbst solche einfachen Stealth-Passagen inmitten schmaler Gänge eine gewisse klaustrophobische Spannung. Wer nicht aufs Schnarchen der Riesen achtet, wird hier in Sekundenbruchteilen zur Mahlzeit! Ein weiterer Schwachpunkt ist das auf Dauer etwas eintönige Design der kargen Schluchten.
Eigentlich komfortabel...
Zeit für einen Schleichgang unter der lauernden Bestie.
Zudem gibt es sogar auf der PS4 Pro einige recht unscharfe Texturen und unruhige Pixelkanten zu sehen. Vor allem in den surrealen Passagen voller schwebender Trümmer kommt es aber auch zu erhebenden Momenten, in denen ich einfach nur innehalten und mich umschauen wollte! Meist fühlte sich dabei auch mein Bauch wohl, dank kleiner Komfort-Extras wie dem ruckartigen Drehen. Nur wenn ich lange Zeit mit der Drohne unterwegs war, drehte sich mir irgendwann der Magen um. Nicht besonders hilfreich ist dabei, dass die manuell aktivierbare, eigentlich sinnvoll abgestimmte Vignette sich zwischendurch wieder abschaltet. Achtet also bei jedem Wechsel zwischen Mensch und Cyber-Kalkofe darauf, ob der schwarze Rand schon aktiv ist!