Wer jedoch etwas mit Baseball anfangen kann, wird sich sowohl bei der Darstellung als auch der Mechanik über viele kleine Details freuen, die je nach Funktion auch in den umfangreichen Optionen modifiziert werden können. Es gibt zahlreiche Methoden, wie man als Pitcher oder Batter seine Würfe bzw. Schlagversuche initiiert. Das Verhalten der Umpire (der Schiedsrichter im Baseball) ist größtenteils nachvollziehbar und korrekt, doch sie leisten sich auch Fehler – und das sehe ich in diesem Fall durchweg als positiv. Vor allem der Mann, der darüber entscheidet, ob ein Wurf in der Strike Zone gelandet ist oder nicht, trifft hin und wieder Fehlentscheidungen. Diese betreffen aber nicht nur das eigene Team, sondern können auch Coach und Spieler des Gegners zur Weißglut bringen – was in solchen Fällen meist mit einer entsprechenden Sequenz begleitet wird. Allerdings haben wir in der Testphase noch keine Eskalation feststellen können, an deren Ende z.B. Spieler oder Trainer des Feldes verwiesen wurden. Dabei ist auch bemerkenswert, dass sich die "Fehler"-Toleranzen bei den Umpires unterschiedlich bemerkbar machen. Der eine ist weitgehend zuverlässig, bei einem anderen werden z.B. Pitches am oberen oder unteren Rand der Strike Zone mal anders bewertet als es richtig wäre und auch in der Wiederholung angezeigt und von dem erneut guten Kommentatoren-Team mit einer Analyse bedacht wird. Zusammen mit teilweise neuen Kameraeinstellungen in den (je nach Tageszeit, Wochentag und vorheriger Leistung des Teams) dynamisch gefüllten Stadien wird hier eine fernsehreife Präsentation erreicht.
Altes Leid mit neuer Ausrichtung
Die Fähigkeiten entwickeln sich je nach Leistung des Spielers. Bei misslungenen Aktionen können sie sich auf Dauer auch zurückbilden.
Doch natürlich gibt es auch Bereiche, in denen MLB The Show sich nicht von seinen alljährlichen Wurzeln lösen kann. Die angesprochenen unterschiedlichen Mechaniken für Pitching und Batting sind ebenso bekannt wie der wahlweise dynamische Schwierigkeitsgrad, der die Gegner-KI der Spielerleistung anpasst, so dass man stets seiner Performance entsprechend gefordert wird. Und bei den prinzipiellen Modi herrscht nicht nur weitgehend Stillstand, sondern sogar ein leichter Rückschritt: Die Online-Franchise z.B. wurde gestrichen. Als Grund dafür gab Sony San Diego die Server-Probleme an, die es hier letztes Jahr gab, die wir allerdings in dieser Form nicht so schwerwiegend empfanden. Ebenfalls gestrichen wurden die Offline-Saisons, bei denen man zwanglos mit einem Team eine Saison bis hin zu den Play-Offs und der World Series in Angriff nehmen kann, ohne sich um die Spielerakquise etc. kümmern zu müssen. Der einzige Grund, der hier vorstellbar ist: Dieser Modus wurde kaum genutzt. Dennoch wäre es ein netter Service, wenn man interessierten Spielern die Möglichkeit gelassen hätte, mit ihrem Lieblingsteam das vielleicht Unmögliche zu versuchen.
In Road to the Show startet man in den unteren Ligen und muss sich hochspielen.
Im Gegenzug hat man dem nach Entwickler-Angaben hauptsächlich gespielten Offline-Modus „Road to the Show“ jedoch eine Komplett-Renovierung verpasst. Durfte man aus seinem selbst erstellten Spieler bislang einen Superstar machen, der in ausnahmslos allen Bereichen den Höchstwert von 99 erreichen und damit die Balance auf sehr lange Sicht ins Stolpern bringen konnte, hat man dem nun einen Riegel vorgesetzt. Nicht nur, indem man die hiermit verbundenen möglichen Mikro-Transaktionen entfernte, bei denen man sich für die seinerzeit entweder passabel während ausgeschütteten oder für Echtgeld erstandenen „Stubs“ als Spielwährung Punkte kaufen konnte, um seine Werte aufzubessern, falls einem der Fortschritt im Spiel zu langwierig war. Sondern vor allem dadurch, dass man jetzt auf ein von mir über sämtliche Genre hinweg geschätzten „Learning-by Doing“ setzt. Erfolgreiche „At Bats“ spiegeln sich ebenso in den langsam steigenden entsprechenden Werten wieder wie Stealversuche, gelungenes Feldspiel oder alle anderen Aktionen, die auch den Spezialpositionen wie Pitcher oder Catcher zugeordnet werde. Variation wird hier durch verschiedene Archetypen gewährleistet, die unterschiedliche Maximalwerte für verschiedene Bereiche haben und Legenden nachempfunden sind, mit denen Baseball-Fans bestimmte Positionen assoziieren.