Mehr noch: Attackiert man Patrouillen, Sendemasten oder andere an einen Kontrollpunkt gebundene Gegnergruppen, werden dort stärkere Einheiten stationiert. Die Eroberung der Position wird dadurch erheblich schwieriger – die Beute im Gegenzug aber deutlich besser.
Man darf das Spiel nicht als zielgerichtete Erzählung begreifen. Dieses Washington wird nicht befreit werden, bevor die Entwickler ein entsprechendes Update veröffentlichen. Division 2 ist nicht im Sinne einer fortlaufenden Geschichte lebendig, sondern ein systemischer Spielplatz, der immer nur im jeweiligen Augenblick reizvoll sein soll. Es ist dabei allerdings der einzige Loot-Shooter, der auf überzeugende Art eine lebendig wirkende Welt erschafft, die ständig in Bewegung ist – nicht wie ein Fluss, aber wie ein großes Wellenbad. Das ist die Besonderheit, die Massive hier erschaffen hat.
Ein spektakuläres Feuerwerk
Das und die Action, deren Reiz sich auch nach weit mehr als 100 Stunden noch längst nicht abgenutzt hat. Ganz im Gegenteil sogar: Wenn sich Feuerwalzen im Halbdunkel eines engen Gangs einen Weg unter der Decke suchen, man sich im letzten Augenblick unter einer Rakete hinweg duckt oder Gegner von einer Explosion durch den halben Raum geschleudert werden, um mit dem Fuß an einem Geländer hängen zu bleiben, dann ist das eine helle Freude!
Wie vielseitig Figuren und Requisiten auf Beschuss reagieren, ist famos. Bösewichte geraten ins Taumeln, Rüstungsteile schwer Gepanzerter knallen wuchtig weg und viele zur Situation passende Sprüche begleiten das Spektakel. Spätestens dort, wo vier Spieler mit Sprengkörpern werfen, braucht man weder Kino noch Netflix.
Das Teamplay gewinnt ohnehin an Bedeutung, sobald man Missionen auf höheren Schwierigkeitsgraden meistern will, weil rasante Stürmer ratzfatz scheinbar sichere Positionen aushebeln oder Spezialisten ankommen, die einen aus der Deckung holen und an der Stelle festnageln. Im Gegenzug wählen fortgeschrittene Agenten eine von derzeit drei Spezialisierungen,
Sieht in Bewegung natürlich besser aus, aber wer Division 2 spielt, braucht kein Kino oder Netflix.
zwischen denen sie im Hauptquartier jederzeit wechseln. Grenadiere erhalten dann einen Granatwerfer, Splittergranaten sowie einen Mörser, während Überlebenskünstler eine Armbrust mit explosiven Geschossen, Brandgranaten und heilende zielsuchende Minen bekommen.
Wenn es die Sprinter übertreiben
Schade ist nur, dass das famose Spektakel nicht fehlerfrei ist. Das zeigt sich u.a. dort, wo die KI an mehreren Spielern vorbei sprintet, um gemütlich hinter ihnen in Deckung zu gehen. Seltsam auch, dass sich Feinde beim Erklimmen oder Verlassen von Anhöhen von einer Sekunde auf die nächste oben oder unten befinden, ohne die dazugehörige Bewegung ausgeführt zu haben. In einem Zweier-Team sind viele Missionen zudem seltsam einfach. Es wirkt, als wenn die Gegnerstärke in diesen Momenten nicht richtig angepasst wird. Zu dritt oder zu viert gibt es diese Probleme nicht.
Richtig ärgerlich finde ich sogar, dass manche Objekte nicht als Deckung genutzt werden können, dass der Übergang zwischen nebeneinanderliegenden Deckungen mitunter nicht funktioniert und man über einige kniehohe Hindernisse nicht hinweg oder auf etwas höherliegende Objekte nicht hinauf kann. Hinzu kommen unsichtbare Wände auf quasi freier Fläche – das alles nicht an jeder Ecke, aber in auffallender Frequenz.