Test: Judgment (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Publisher: SEGA
Release:
25.06.2019
25.06.2019
23.04.2021
23.04.2021
23.04.2021
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
Spielinfo Bilder Videos
Das Absuchen von Tatorten? Man fährt mit dem Cursor so lange umher, bis man einen Beweis anklicken kann. Das Erkunden per Drohne? Man fliegt so lange umher, bis man eine gesuchte Person anklicken kann. Das Aufnehmen von Fotos? Man drückt auf den Auslöser, sobald alle gesuchten Elemente im Bild sind. Die werden in einer Liste am Rand gut sichtbar abgehakt. Das Befragen von Informanten oder Verdächtigen? Man klickt so lange Dialogoptionen an, bis es weitergeht. Anschließend klickt man die restlichen Dialogoptionen durch. Ach, und Verkleidungen? Darf man ausschließlich an dafür vorgesehenen Stellen anlegen – gerne einen halben Meter vor den Personen, von denen man nicht erkannt werden darf.

Macht euch keine Illusionen: Dass Jugdment nicht mit dem Entwicklungsaufwand gestemmt wurde, der einem Assassin's Creed oder Grand Theft Auto entspricht, merkt man ihm genauso an wie allen anderen Yakuza-Episoden. Das werfe ich ihm auch gar nicht vor. Aber es wirkt sich nun mal aufs Spielgefühl aus; diese altmodische Starrheit, die auf dynamisch ineinandergreifende Systeme weitgehend verzichtet und stattdessen ein Hingehen-und-Anklicken fordert – oft innerhalb eines eng abgesperrten Areals.

Mit der Schultertaste durch die Stadt

Und hatte ich geschrieben, dass Takayuki Schlägereien aus dem Weg geht? Er betont das häufig, ist genervt, wenn es nicht klappt oder froh darüber, dass ihm sein Partner Masaharu Kaito oder andere Begleiter häufig zur Seite stehen. Nur ist das lediglich eine Fassade, die in zahlreichen Filmszenen aufgebaut wird. Tatsächlich prügelt sich der Detektiv genau wie Mr. Kiryu durch praktisch jeden Konflikt. Extrem selten kann er durch die Auswahl der richtigen Dialogoption mal einen Kampf verhindern. Schon beim gemütlichen Flanieren wollen ihm dermaßen viele Ganoven an den Kragen, dass ich Judgment seine bemühte Eigenständigkeit nie abgenommen habe.

Deutsch oder Englisch?

Nur dem allerersten Yakuza ließ Sega einst eine englische Synchronisation und auch deutsche Untertitel - Judgment ist der erste Ableger, der auf die gleiche Weise lokalisiert wurde.

Mit den englischen Sprechern beweist Sega dabei ein gutes Gefühl: Sie fangen den Tonfall des Originals weitgehend überzeugend ein.

O-Ton-Fans müssen aber nicht verzichten, denn die japanische Sprachausgabe ist enthalten.
Denkt euch ein paar technische Schwächen hinzu, darunter plötzlich verschwindende Personen oder Sammelgegenstände, wenn das Programm vom freien Spiel in eine Dialogszene bzw. zurück wechselt – und stellt euch vor, dass nicht alle Dialoge vertont wurden, Passanten Sprechblasen über den Köpfen tragen, die Verabschiedung beim Verlassen eines Lokals oder Geschäfts als Dialog bestätigt werden muss sowie andere sperrige Reliquien, die Yakuza 6 eigentlich längst ad acta gelegt und u.a. deshalb eine so vereinnahmende Welt erschaffen hatte. Beim gemütlichen Erleben stört nicht zuletzt, dass man durchgehend L2 gedrückt halten muss, damit die Kamera nicht extrem schnell in Takayukis Blickrichtung zurück schwenkt. Warum gibt es dafür in den zwei Jahre später veröffentlichten Umsetzungen noch immer keine Einstellungsmöglichkeit? Wenn mich eine Kulisse so fasziniert wie Kamurocho, schaue ich fast nie strikt geradeaus!

Im Gegenzug läuft Judgment auf Xbox Series und PlayStation 5 dafür mit 60 Bildern pro Sekunde, also der doppelten Bildrate im Vergleich zum PS4-Original, was dem Erlebnis guttut. Yakuza ist keine Serie, die dringend mehr als 30 Sekundenbilder verlangt, trotzdem ist der flüssigere Ablauf spätestens beim Kämpfen natürlich ausgesprochen angenehm. Schade ist nur, dass Spielstände nicht von PS4 übertragen werden können.

Multiple-Choice ohne Konsequenz?

Eine Wahl hat man selten, denn die meisten Auseinandersetzungen laufen auf "Lösung durch Prügeln" hinaus.
Eine Wahl hat man selten, denn die meisten Auseinandersetzungen laufen auf "Lösung durch Prügeln" hinaus.
So richtig modern, wirklich lebendig und spielerisch überraschend ist Judgment aber auch auf den aktuellen Plattformen eben nicht. Und trotzdem holen die Entwickler unter Yakuza-Schöpfer Toshihiro Nagoshi viel Gutes aus ihrem sowohl technisch als auch inhaltlich beschränkten Fundament heraus. Und das liegt trotz des Ärgers über den überschaubaren Umfang des Detektivspiels auch an diesem selbst. Zum einen ist es selbstverständlich angenehm, dass die bekannte Schleife aus hingehen, Unterhaltung ansehen und prügeln durch andere Tätigkeiten aufgelockert bzw. erweitert wird. Zum anderen sind die Ermittlungen nicht durchgehend so geradlinig wie ich zuvor  Extremfälle beschrieben habe. Immerhin gehört zumindest beim Knacken von Schlössern, also dem vorsichtigen Bewegen der Analogsticks, eine Portion Geschick dazu, die man unter Zeitdruck erst mal aufbringen muss.

In manchen Unterhaltungen sollte man zudem für den jeweiligen Fall relevante Namen oder Ereignisse parat haben, um wichtige Fragen zu stellen oder richtige Antworten zu geben. Überhaupt spielen Multiple-Choice-Gespräche eine relativ große Rolle, weil es nicht nur in Ermittlungen, sondern auch beim Flirten mit potentiellen Freundinnen sowie in anderen Situationen auf das Gesagte ankommt. Nun ist Judgment kein erzähllastiges Rollenspiel; meist gelangt man über das sture Anklicken aller Optionen schon zum Ziel. Manchmal führt genau das aber zum Game Over und fast immer gibt es für das frühe Anwählen relevanter Aussagen zusätzliche Erfahrungspunkte.

Verzweigte Handlungsfäden spinnt Jugdment nicht. Es gibt nur Einbahnstraßen mit Belohnungen und Straßensperren. Im Kleinen tut es aber tatsächlich gut, wenn man sich im entscheidenden Moment an einen ausschlaggebenden Hinweis erinnert, ohne dass das Spiel dabei hilft, oder in Befragungen noch einmal die Fakten durchgeht, um gleich beim ersten Mal eine gesuchte Antwort zu finden.

Kommentare

johndoe-freename-2392 schrieb am
CJHunter hat geschrieben: ?11.05.2021 11:19 Judgment fand ich von der Story teils überragend. Ansonsten joa, die üblichen "Zufallskämpfe" können gerne mal auf den Senkel gehen, aber das Missionsdesign ist ganz cool gemacht und wie gesagt, die große Stärke des Spiels ist eben die Story.
Man muss sich ja nicht 2 mal abkassieren lassen, sondern dann einfach die PS4-Version auf der PS5 spielen wenn man das Spiel schon hat:-)
es ist leider nicht ganz so einfach:
Die ps5 version hat eine höhere auflösung bei doppelter FPS zahl, neue beleuchtung und glaube hier und da etwas bessere texturen. Also schon ein paar nette verbesserungen. Somit ist es nicht das selbe wenn man die ps4 version auf der ps5 spielt. Aber andererseits ist es natürlich auch ne frechheit, dass hier nochmal 40? verlangt wird, wenn andere spiele solche updates für die ps5 kostenlos bereit gestellt haben.
wenn man es noch garnicht hatte ist es natürlich ne einfache entscheidung ;-)
CJHunter schrieb am
Flux Capacitor hat geschrieben: ?11.05.2021 11:01
Spiritflare82 hat geschrieben: ?11.05.2021 10:33
nawarI hat geschrieben: ?11.05.2021 09:07 Im Test ist von wegfallenden Mikrotransaktionen die Rede und wovon genau redet ihr da? Ich habs neulich auf der PS4 durchgespielt und kann mich an keine MTAs erinnern.
Ein paar mehr Worte zur Technik wären auch nett gewesen. Schließlich werden Besitzer der PS4-Fassung hier nochmal zur Kasse gebeten. Was für Vorteile bietet denn die PS5-Fassung? Denn man kann ja auch die Abwärtskompatibilität der PS5 nutzen und die PS4-Fassung weiter zocken..
60fps is der Vorteil. Und schnellere Ladezeiten.
Und "leicht" bessere Grafik auf PS5 und Xbox Series X. Ich finde es ja geil dass man nun 2x abkassiert obwohl andere zeigen dass es auch besser geht. Also auf der Playsie. Xbox bekommt das Spiel ja nun zum ersten mal und ich überlege mir gerade ob dies bei dem Shice Wetter in den kommenden Tagen nicht eine gute Investition wäre.....Judgment oder Resi8, hmmmmmm :evil:
Judgment fand ich von der Story teils überragend. Ansonsten joa, die üblichen "Zufallskämpfe" können gerne mal auf den Senkel gehen, aber das Missionsdesign ist ganz cool gemacht und wie gesagt, die große Stärke des Spiels ist eben die Story.
Man muss sich ja nicht 2 mal abkassieren lassen, sondern dann einfach die PS4-Version auf der PS5 spielen wenn man das Spiel schon hat:-)
CJHunter schrieb am
nawarI hat geschrieben: ?11.05.2021 09:07 Im Test ist von wegfallenden Mikrotransaktionen die Rede und wovon genau redet ihr da? Ich habs neulich auf der PS4 durchgespielt und kann mich an keine MTAs erinnern.
Ein paar mehr Worte zur Technik wären auch nett gewesen. Schließlich werden Besitzer der PS4-Fassung hier nochmal zur Kasse gebeten. Was für Vorteile bietet denn die PS5-Fassung? Denn man kann ja auch die Abwärtskompatibilität der PS5 nutzen und die PS4-Fassung weiter zocken..
Guter Punkt. Würde mich auch interessieren. Hab Judgment auch auf der PS4 gezockt, würde aber Lost Judgment lieber auf der PS5 spielen. Ggf. würde ich dann den Vorgänger auch nochmal für die PS5 holen damit ich beide auf einer Plattform habe...Vorrausgesetzt da hat sich grafisch auch was getan...
Flux Capacitor schrieb am
Spiritflare82 hat geschrieben: ?11.05.2021 10:33
nawarI hat geschrieben: ?11.05.2021 09:07 Im Test ist von wegfallenden Mikrotransaktionen die Rede und wovon genau redet ihr da? Ich habs neulich auf der PS4 durchgespielt und kann mich an keine MTAs erinnern.
Ein paar mehr Worte zur Technik wären auch nett gewesen. Schließlich werden Besitzer der PS4-Fassung hier nochmal zur Kasse gebeten. Was für Vorteile bietet denn die PS5-Fassung? Denn man kann ja auch die Abwärtskompatibilität der PS5 nutzen und die PS4-Fassung weiter zocken..
60fps is der Vorteil. Und schnellere Ladezeiten.
Und "leicht" bessere Grafik auf PS5 und Xbox Series X. Ich finde es ja geil dass man nun 2x abkassiert obwohl andere zeigen dass es auch besser geht. Also auf der Playsie. Xbox bekommt das Spiel ja nun zum ersten mal und ich überlege mir gerade ob dies bei dem Shice Wetter in den kommenden Tagen nicht eine gute Investition wäre.....Judgment oder Resi8, hmmmmmm :evil:
Spiritflare82 schrieb am
nawarI hat geschrieben: ?11.05.2021 09:07 Im Test ist von wegfallenden Mikrotransaktionen die Rede und wovon genau redet ihr da? Ich habs neulich auf der PS4 durchgespielt und kann mich an keine MTAs erinnern.
Ein paar mehr Worte zur Technik wären auch nett gewesen. Schließlich werden Besitzer der PS4-Fassung hier nochmal zur Kasse gebeten. Was für Vorteile bietet denn die PS5-Fassung? Denn man kann ja auch die Abwärtskompatibilität der PS5 nutzen und die PS4-Fassung weiter zocken..
60fps is der Vorteil. Und schnellere Ladezeiten.
schrieb am