Viel zu tun
Über den Reiz, das Land zu erkunden, habe ich bereits vorhin gesprochen - doch in Assassin’s Creed Valhalla steckt noch viel mehr, das ein bisschen erklärt werden möchte: Natürlich gibt es da die traditionellen Türme und Aussichtspunkte, die überall verteilt sind - nach einer Kraxeleinlage wird man mit dem gewohnten Kameraschwenk belohnt und kann per Todessprung den Abstieg verkürzen. Darüber hinaus findet man verfluchte Orte, die gereinigt werden wollen, legendäre Bestien, römische Mysterien und besondere Quests oder Features, die vom Ausbau eurer Siedlung abhängig sind. Ihr solltet z.B. unbedingt die Wünsche eurer Seherin befolgen, es wartet ein lohnenswerter Ausflug. Andere Dinge habe ich mir spannender vorgestellt: Errichtet man Soldatenbaracken, darf man sich einen Jomswikinger bauen, der online mit anderen Valhalla-Spielern auf Beutezug geht und einem so klingendes Hacksilber einbringt. Überhaupt verkommt das Geld im Spiel zur puren Nebensache - es gibt ohnehin wenig Interessantes zu kaufen, da werden dann natürlich auch Schatztruhen irgendwann weniger begierig geöffnet. Auch die Frisuren oder Tätowierungen, deren Vorlage Eivor im ganzen Land kauft, und die dann in der eigenen Siedlung „angewendet“ werden, haben wenig Charme. Immerhin kann man im Charaktermenü festlegen, den Helm und fast alle Rüstungsteile im Spiel auszublenden - dann ist man zwar gut gerüstet, sieht aber trotzdem nur wie ein tätowierter Oben-ohne-Barbar mit Axt aus.
Layla Hassan, die seit
Origins in der echten Welt gegen Abstergo kämpfende Wissenschaftlicherin, ist auch in Assassin’s Creed Valhalla am Start: Die Abschnitte mit ihr in der realen Welt sind aber so selten und unspannend, dass man sie bald wieder vergisst. Cooler sind da die Animus-Anomalitäten im Mittelalter - berührt Eivor ein flirrendes, blaues Zeichen in der Luft, friert das Geschehen ein und Layla darf für einige Minuten eine nett inszenierte Sprungpassage absolvieren; das erinnert unweigerlich an Animus-Island aus
Revelations.
Geschichte & Technik
Dunkle Geheimnisse: An vielen Stellen stößt man auf mysteriöse Statuen oder verfluchte Orte - eine der großen Stärken des lebendigen und interessanten Spielwelt.
Wer eine Weile nur herumstreunt, sich traumhafte Landschaften ansieht oder Klöster niederbrennt, der muss schon mal kurz nachdenken, wenn er sich dafür entscheidet, die Story voranzutreiben. Welcher für unsere Ohren ungewohnt klingende Name (egal ob Nordmann oder englischer Ort) war das jetzt gleich nochmal? Wo waren wir stehen geblieben? Und wo treibt sich eigentlich Sigurd herum? Generell ist die Geschichte von Eivor aber durchaus interessant - und weniger schöngefärbt, als ich es erwartet hätte. Die Krieger gehen nicht zimperlich vor, Gefangene werden auch nach dem Geständnis getötet und feindliche Siedlungen als Racheaktion niedergebrannt. Das schafft zwar eine gewisse persönliche Distanz zwischen Eivor und mir, bildet die Realität aber vermutlich eher ab als eine klassische Heldengeschichte. Man könnte auch sagen, die Spielwelt von Assassin’s Creed Valhalla ist ein bisschen mehr Witcher oder Game of Thrones als es für die Ubisoft-Reihe typisch ist. In der rauen englischen Vertonung kommt das noch deutlicher rüber, die ebenfalls richtig gute deutsche Synchro lässt vor allem Eivor etwas sympathischer klingen - was mir persönlich besser gefällt, so dass ich nach circa 20 englischen Stunden auf Deutsch umgestellt habe.