Zaubern à la Iniesta
Trotz aller äußeren Umstände im Wettbewerb mit einem Goliath namens FIFA sowie der internen Stagnation, blitzte die alte Qualität auf dem Platz immer wieder auf. Nach diesem Pass in die Tiefe oder jenen cleveren Ballstafetten aus dem Mittelfeld heraus, die zu einem Doppelpass samt Lupfer im Strafraum führten, war die Schönheit vergangener Tage erkennbar, die Magie wieder spürbar. Vor allem im Spielaufbau inszenierte dieses PES seit Jahren en detail immer noch den taktischeren, in seinen technischen Abläufen filigraneren Fußball, bei dem kleine Manöver große Wirkung erzielen konnten.
Dieses Jahr fühlt sich das im offensiven Bereich, vor allem bei eigenem Ballbesitz in Strafraumnähe, noch eleganter an. Denn man kann dort - theoretisch - ein Spiel aufziehen wie Andrés Iniesta zu seinen besten Zeiten beim FC Barcelona. Zum einen gibt es die neuen Finesse-Dribblings über den rechten Analogstick. Zum anderen die neuen angetäuschten Pässe in den freien
Unverständlich, dass Konami die neuen Manöver nur im Video zeigt, aber nicht auf dem Platz trainieren lässt.
Raum. Außerdem sorgt "Inspiration" in Bereichen wie kurze Pässe oder Dribblings als neue Fähigkeit besonderer Spieler dafür, dass sich die anderen auf diesen "Regisseur" oder "Star" einstellen und sich entsprechend positionieren: also von sich aus Platz machen, Gegner blockieren oder durchstarten.
Dieses Feature klingt allerdings in der Theorie cooler als man es in der Praxis erlebt, denn letztlich geht es um andere Laufwege im Umkreis eines speziellen Spielers - alles läuft natürlich automatisiert. Trotzdem ist die Idee eine gute, dass sich die eigene KI auch situativ und nicht nur gruppentaktisch anders verhält. So viel Veränderung hat es jedenfalls lange nicht in PES gegeben. Umso unverständlicher ist es, dass Konami die Inspiration gar nicht und diese coolen Manöver lediglich in einem Video präsentiert - aber tatsächlich nicht in das Training integriert. Ich frage mich wirklich, wann man diesen Modus mal renoviert, wenn man selbst jetzt nicht die Gelegenheit nutzt. Was bekommt man dort beim Üben der Fähigkeiten oder frei auf dem Platz? Dieselben alten Manöver! Dieselben komplett umständlichen Menüwege mit ewig langen Tabellen, wenn man spezielle Bewegungen und Finten trainieren will - da steht dieses eFootball eher für excelFootball.
Mehr Macht für den rechten Stick
Also, wie funktioniert der Iniesta-Zauber? Sobald man den Ball hat, hat der rechte Stick mehr Macht über ihn: Erstens kann man ihn in eine Richtung gedrückt halten, so dass der Spieler bei sehr enger Ballführung volle Kontrolle hat. Kombiniert man das mit einem Richtungswechsel über den linken Analogstick oder das doppelte Drücken der Sprinttaste, kann man seine Gegner intuitiver umspielen.
Hinzu kommt eine No-Touch-Kontrolle, wenn man den rechten Analogstick nur einmal in eine Richtung antippt, denn so folgt
Beim Training hat sich nichts getan - auch nicht an der umständlichen Menüführung zur Anzeige der Manöver.
der Ball dem Spieler, ohne dass der den Fuß daran hat - sieht aus wie ein Köder. Der Vorteil: Kommt ein Verteidiger, kann man präziser passen oder dribbeln. Wie oft sieht man das in einem Online-Match? Fast gar nicht, denn der Druck auf den Ball ist dort so groß, dass man kaum Zeit zum Feinjustieren hat - zumal man das "schöne Spiel" und technische Experimente eher mit Kumpels erlebt, bei denen nicht immer nur der Sieg samt Pressing im Vordergrund steht.
Noch etwas sorgt für Joga Bonito, für schönes Spiel: Zweitens gibt es nämlich die neue Pass-Finte, die man vor allem in der Nähe des Strafraums des Gegners einsetzen kann, um den Ball quasi durchzustecken. Nachdem man Schuss oder Pass aktiviert, muss man danach schnell Dreieck drücken und den Analogstick in die gewünschte Richtung bringen, um einen flachen Pass durch die Abwehrkette zu spielen, der idealerweise den einlaufenden Stürmer erreicht. Wenn das klappt, ist die Freude groß!