Test: Amnesia: Rebirth (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Frictional Games
Release:
20.10.2020
20.10.2020
Erhältlich: Digital (PSN, Epic Games Store, GOG, Steam)
Erhältlich: Digital (PSN, Epic Games Store, GOG, Steam)
Spielinfo Bilder Videos
H.P. Lovecraft lässt grüßen

Dass es nicht mit rechten Dingen zugeht, merkt man nicht nur an seltsamen Puppen und Geräuschen in der Höhle, sondern auch an diesem leuchtenden Armband: Warum dreht der Zeiger manchmal so wild? Ist das ein Kompass? Spätestens wenn man damit einen Riss in einer Wand erzeugt, um tatsächlich hindurch zu schlüpfen, scheint die Realität aus den Fugen geraten.

Denn hinter dieser Schwelle entdeckt man außerweltliche Statuen und Dinge, die H.P. Lovecraft vielleicht als kosmischen Schrecken bezeichnet hätte. Grotesk in Fäden erstarrte Tote warten in kaum zu deutenden Ruinen, während sich etwas durch diese Hölle bewegt. Was ist hier nur los? Ist die Heldin wahnsinnig? Oder tatsächlich in einer Hölle gelandet?

Liebe & Kolonialismus

Die Angst im Dunkeln nimmt ohne Lichtquelle zu.
Die Angst im Dunkeln nimmt ohne Lichtquelle zu. Was lauert da für eine Kreatur?
So wird man als Spieler auf mehreren Ebenen geködert und überrascht, erfährt etwas über das Leben und die Liebe der Heldin, aber auch über die Geschichte des Landes sowie das Treiben der französischen Fremdenlegion - Bilder von Frauen, ihre Flüche an den Wänden und Rückblicke lassen erahnen, dass sich hier auf mehreren Ebenen Tragödien abspielten. Und je mehr man erfährt, desto neugieriger wird man.

Wie sieht es mit Action und Rätseln aus? Es gibt keinerlei Akrobatik oder gar Plattformeinlagen. Aber die Heldin kann sich ducken, springen, rennen sowie um die Ecke lugen und Hindernisse aus dem Weg räumen. Außerdem kann sie Kisten öffnen, Gegenstände aufnehmen, drehen und so inspizieren.

Das ist allerdings kein Resident Evil, in dem die Heldin auch mal zurückschießt. Sie ist meist auf der Flucht, kämpft gegen ihre Angst und muss Lichtquellen finden - ihre Munition besteht aus Streichhölzern. Aber hinzu kommt auch Öl, das sie im Inventar in eine Lampe füllen kann. Allerdings wirkt es unlogisch, dass man entzündete Kerzen oder Fackeln nicht auf- bzw. mitnehmen kann.

Kleine Rätsel, dosierte Schockmomente

asdad
Ein Kompass, um Wege in Parallelwelten zu öffnen?
Neben der überzeugend inszenierten Angst im Dunkeln sorgen klassische Rätsel für Unterhaltung, in denen man eher wie ein Detektiv agiert: Wie kann man z.B. den brüchigen Boden zum Einsturz bringen, um in den Raum darunter zu gelangen? Wie lässt sich der Fahrstuhl reparieren? Meist gilt es, die Gegend nach Gegenständen abzusuchen, an die man etwas anbringen oder die man aktiv bewegen kann - wie die schwere Kanone.

Aber auch der Terror ist nie weit. Dabei geht es manchmal um Timing: Wenn eine Kreatur aus dem Dunkeln heranschlurft und man schnell eine Tür öffnen muss, indem man vorher schwere Säcke aus dem Weg räumt, kann man schonmal ins Schwitzen geraten - vor allem, wenn man vergisst, sie wieder zu schließen und zu verriegeln. Auf diese wohl dosierten Schockmomente folgen aber meist wichtige Ruhephasen, so dass eine gute Balance aus Stress und Entspannung entsteht.

Kommentare

SpookyNooky schrieb am
Da hat es einem die Sprache verschlagen... ; )
Spoilers inside!
Ich habe Amnesia: Rebirth nun auch durchgespielt. Vorher habe ich mich noch mal durch Amnesia: The Dark Descent gegruselt. Das Spiel hat nach so vielen Jahren kaum etwas von seiner Faszination verloren.
Zu Amnesia: Rebirth:
Gerade auf Steam erwarteten wohl eine Menge Leute ein "more of the same". Ich bin froh, dass Amnesia: Rebirth das nicht ist.
Das Spiel erinnert mich von der Erkundung massiv an Riven oder Obduction von Cyan Games.
Selbst das Art-Design der Parallelwelt ist eine Mischung aus Obduction, Lovecraft und ägyptischer Mythologie. Richtig gut. Das Wüstendesign ist eine willkommene Abwechslung zum ostpreusischen Brennenburg Castle aus dem "ersten" Teil. Am Stimmungsvollsten fand ich aber immer noch das Fort in der Wüste. Die Beleuchtung, die Soundkulisse, die Spannung durch die nicht-vorhandenen (!) Gegnerbegegnungen. Das können Frictional richtig gut.
Die Monsterbegegnungen sind allesamt intensiv. Ich glaube, erwischt wurde ich nie (außer bei Skripts), hatte aber immer das Gefühl, sehr knapp der Gefahr entronnen zu sein. Wer die Entwicklerkommentare zu Amnesia: The Dark Descent kennt, weiß, wie durchdacht Frictional hier vorgeht.
Die Sprecher waren top, insbesondere die der Hauptdarstellerin Tasi.
Ich habe ihr jederzeit jegliches Gefühl abgenommen. Verzweiflung, Wut, Angst, Trauer. Alles authentisch. Hut ab!
Am meisten gestört haben mich die irgendwann zunehmenden Babytritte, die mich immer wieder aus dem Erkunden gerissen haben. Auch wird einem gerade zu Anfang viel zu häufig die Kontrolle aus der Hand gerissen, nur um 5 bis 10-sekündige Zwischensequenzen zu zeigen. Was soll das? So was macht man einfach nicht. Das hätte ich von Thomas Grip nicht erwartet. Zum Glück wird das im Mittelteil seltener.
Das Ende (zumindest meines) ist vergleichbar mit denen aus dem ersten Teil: Ganz und gar nicht fröhlich, aber in sich stimmig. Und das zählt.
PogopuschelX schrieb am
So, hab's jetzt durch und bin etwas zwiegespalten. Definitiv imho ein rundes Gruseladventure. positiv empfand ich die vielen Querverweise auf den ersten Teil, das Pacing und ab und zu kam auch gut Stress auf (Fort, Hunting Grounds), wie ich es mir gewünscht hatte. Negativ fand ich die sehr knappen Enden und die zu einfachen Rätsel. Außerdem isses halt zu wenig Amnesia Horror, wenn man mit der Erwartung reingeht und v.a. einfach weniger "abgründig" wie The Dark Descent oder SOMA, was ich schade fand.(vielleicht bin ich aber auch nur etwas abgestumpft).
Fazit: nicht der erhoffte Knaller, aber ordentliches Spiel für mich.
Randall Flagg schrieb am
sSaT hat geschrieben: ?27.10.2020 13:19 Ich habe es nicht selber gespielt, aber einigen Letsplayers zugesehen, für ein paar Stunden. Ich kann solche Spiele nicht spielen, gebe es offen zu. Zu hoher Stressfaktor. Kein Problem, Bloodborne etc. zu spielen, aber "richtige" Horrorspiele sind nur selten was für mich.
Ich fand es bisher gewaltig meh. Amnesia 1 war sogar als Zuschauer sehr furchterregend, selbst mit so albernen Spielern wie Pewdiepie. Machine for Pigs habe ich persönlich nicht verstanden, was Sache ist und war nur verwirrt.
Dieses Spiel fühlt sich eher wie ein Rückschritt an. Viele billige Jumpscares (popup_scaryface.jpg), die Atmosphäre fühlt sich eher "künstlich" an, die Flashbacks nerven eigentlich nur...
Schade. Ich wäre ja nun sowieso kein Kunde dafür gewesen, aber ich konnte immer anerkennen, wie gut das erste Amnesia war. Hier sind meiner Meinung nach eher Rückschritte zu verzeichnen. Wohlgemerkt bin "ich" auch erst 1, 2 Stunden in der Story. Vielleicht ziehts ja noch gewaltig an, aber von den anderen Posts hier zweifle ich.
Wenn du gerne Horrorspiele als LPs/Livestreams siehst, kann ich dir das Spiel "Visage" empfehlen, was ähnlich stressig wie Amnesia 1 ist und nicht so billig in der Präsentation der Schocker. Erscheint morgen vollständig und du wirst sicher dann genügend Videos und Livestreams finden ;)
sSaT schrieb am
Ich habe es nicht selber gespielt, aber einigen Letsplayers zugesehen, für ein paar Stunden. Ich kann solche Spiele nicht spielen, gebe es offen zu. Zu hoher Stressfaktor. Kein Problem, Bloodborne etc. zu spielen, aber "richtige" Horrorspiele sind nur selten was für mich.
Ich fand es bisher gewaltig meh. Amnesia 1 war sogar als Zuschauer sehr furchterregend, selbst mit so albernen Spielern wie Pewdiepie. Machine for Pigs habe ich persönlich nicht verstanden, was Sache ist und war nur verwirrt.
Dieses Spiel fühlt sich eher wie ein Rückschritt an. Viele billige Jumpscares (popup_scaryface.jpg), die Atmosphäre fühlt sich eher "künstlich" an, die Flashbacks nerven eigentlich nur...
Schade. Ich wäre ja nun sowieso kein Kunde dafür gewesen, aber ich konnte immer anerkennen, wie gut das erste Amnesia war. Hier sind meiner Meinung nach eher Rückschritte zu verzeichnen. Wohlgemerkt bin "ich" auch erst 1, 2 Stunden in der Story. Vielleicht ziehts ja noch gewaltig an, aber von den anderen Posts hier zweifle ich.
schrieb am