Auf den zweiten Blick
Manchmal gibt es Spiele, die erst auf den zweiten Blick ihre Stärken zeigen. Dazu gehört Blue Fire, das mich mit seinem faden Artdesign zunächst ernüchterte. Als ich mich in den schwach texturierten Kulissen umschaute, hätte es mich nicht gewundert, wenn sich da statt PC oder Switch ein GameCube materialisieren würde. Auch ein N64 war an diesem Wasserfall aus grüner Schlacke denkbar. Egal ob Licht, Wände oder Flüssigkeiten - ich fühlte mich manchmal mehr als zwei Jahrzehnte in der Videospielwelt zurückversetzt.
Und dennoch, irgendetwas hatte dieses Spiel. Irgendetwas reizte mich, diesem spröde wirkenden Abenteuer eine Chance zu geben. Zum einen erinnerte mich das Spieldesign umgehend an eine Art
Hollow Knight in 3D, wenn ich sprang und in der Luft horizontal nach vorne jagte. Neben der akrobatischen Manöver sorgten auch das zu Beginn grauschwarze Szenario sowie einige Kreaturen für Déjà-vus an das düstere Abenteuer von Team Cherry, das ja mit
Hollow Knight: Silksong in diesem Jahr endlich fortgesetzt wird. Auch Blue Fire verströmte diese melancholische Stimmung mit skurrilen Charakteren, die in einer traurigen Geschichte festsaßen.
Zelda lässt grüßen
Hier ist keine Prinzessin in Nöten, sondern eine ganze verfluchte Welt.
Das ist er, der kleine Held mit den Doppelschwertern.
Noch etwas ließ mich weiter spielen: Neben dem Anspruch, der wohl dosierten Druck beim Abspringen sowie Kameradrehs auch mitten in der Luft verlangte, war da dieses Abenteuerflair mit seinen Schatzkisten, Schalter-Rätseln und Fallen, das mich an
The Legend of Zelda erinnerte.
Schon lange sind das natürlich keine alleinigen exklusiven Merkmale des Nintendo-Abenteuers. Aber wenn ich mich in der so genannten Leere einer der 16 Herausforderungen stellte, um die wichtigen Herzen zu gewinnen, ließen auch die Schreine aus dem letzten Spiel von Link grüßen.
Wer im richtigen Augenblick den blauen Schild aktiviert, kann stärker kontern.
Spätestens in diesen knackigen Arealen, die es in fünf Stufen gibt, wurde mein Ehrgeiz geweckt. Ich liebe fordernde Jump'n Runs, die punktgenaue Absprünge und gutes Timing verlangen. Hier fügte sich dann auch die monumentale Kulisse gut ein, wenn ich wie ein Zwerg vor weiten Abgründen stand, während in der Ferne riesige Plattformen rotierten.
Zunächst wirken die Bewegungen recht hektisch, die Figur so leicht wie eine Feder - schon kleine Abweichungen vom Winkel mit den Analogsticks sorgen für Fehlsprünge. Als ich aber die nervige Bildunschärfe deaktivierte, die Kamera für Drehung & Co auf "empfohlen" stellte und ihr Tempo reduzierte, sorgte die präzise Steuerung dafür, dass ich in einen temporeichen Flow kommen konnte - vor allem, wenn ich die Route kannte.