Zurück im Ring
Bring Kao back: Mit diesem Hashtag überzeugte eine kleine, aber leidenschaftliche Fangemeinde das Studio Tate Multimedia, sein boxendes Känguru aus dem Ruhestand zu holen. An Teil 1 aus dem Jahr 2000 (
zum Test) dürften sich noch einige PC- oder Dreamcast-Spieler erinnern. Das Jump'n'Run war nicht gerade berühmt für grafische Abwechslung oder eine präzise Steuerung – es versprühte jedoch genug gute Laune, um in der heutigen Zeit Nostalgie-Gefühle zu wecken. Es gab knuffige Kulleraugen, knackige Boxschläge, Gleitflüge sowie Bilderbuchkulissen, deren Farben den Spieler geradezu ansprangen. Für unterwegs brachte Publisher Titus Interactive sogar einen komplett eigenständigen GBA-Ableger heraus.
Kao the Kangaroo: Round 2 bekam 2004 bereits komplexere Levels und zahlreiche Konsolen-Umsetzungen. In Kao the Kangaroo: Mystery of the Volcano wurde der Aufwand wieder zurückgefahren: An das PC-exklusive Spiel mit Flugzeuggefechten dürften sich nur noch treue Fans erinnern. Kein Wunder also, dass die Entwickler beim vierten Teil einen Neustart wagen und ihn schlicht Kao the Kangaroo nennen. Die Handhabung wirft Kaos grauenvolles "Kurvenverhalten" aus Teil 3 über Bord und orientiert sich am heute noch passabel spielbaren
Round 2. Ähnlich wie früher erkunde ich kleine, aber offen gehaltene Oberwelten und lineare Levels mit kleinen Abzweigungen.
Unkomplizierter Retro-Hüpfer
Das unbeschwert altmodische Konzept ist eine willkommene Abwechslung: Endlich mal wieder keine komplexen Talentbäume oder anderweitiges Menügefriemel! Stattdessen fokussiert sich hier fast alles auf entspanntes Hüpfen, Boxen und Rätseln. Und natürlich auf den genretypischen Sammeltrieb nach Münzen und Kristallen. Besonders wichtig sind die violett glühenden Runen zum Freischalten neuer Levels.
Trotz einiger verrückter Gegner ist das Design weit hinter der Genialität eines Psychonauts 2.
Doch auch angesichts einer derart nostalgischen Ausrichtung hätte sich der narrative Teil des Teams ruhig etwas mehr Mühe bei der Inszenierung des Abenteuers geben können: Die englischen Dialoge mit starken Akzenten erinnern an die Frühzeiten der Sprachausgabe, als sich Entwickler oft einfach persönlich vor das Mikrofon setzten; die Geschichte klingt ähnlich angestaubt. Finstere Kristalle eines noch finstereren Finsterlings haben die Bewohner der Welt in angriffslustige Monster verwandelt. Der geheimnisvolle "ewige Krieger" hat gewiss auch beim Verschwinden von Kaos Schwester und seinem Vater die Finger im Spiel...
Keilereien am Fließband
Aus der Ferne kann sich die Urlaubsidylle durchaus sehen lassen.
Als altgedienter Boxer lässt sich Kao natürlich nicht lange bitten: Mit Vergnügen prügelt er die violette Grütze aus befallenen Wesen heraus. Auch er greift dabei auf übersinnliche Mächte zurück, dank derer er sich sogar mit seinen Handschuhen unterhalten kann. Der Kampf gegen Affen, Ziegen und geflügelte Geisterbahnmonster bleibt größtenteils monoton. Eine einfache Kombo, ein Luftschlag auf den Stelzengegner, eine aufgeladene Wutattacke mit Flächenschaden – viel komplexer wird es hier nicht. Selbst ein ganzer Pulk aggressiv flatternder Schnabelwesen stellt nur selten eine ernsthafte Gefahr dar. Das automatische Anvisieren macht zudem die manuelle Alternative per Trigger fast überflüssig.