Anspruchsvoll, aber nicht frustrierend
Wer jetzt davon träumt, die Freundin oder den Freund einzuspannen, obwohl beide nur wenig mit Videospielen am Hut haben, sei gewarnt: It Takes Two ist zwar längst nicht so anspruchsvoll wie ein
Donkey Kong Country,
Super Meat Boy oder die unzähligen anderen Roguelike-Plattformer, doch manche Passagen erfordern ein gewisses Geschick am Controller. Die extrem fair platzierten Checkpunkte und die Möglichkeit zur Wiederbelebung per Knopfgehämmer erweisen sich zwar als willkommene Erleichterung, aber Gelegenheitsspieler könnten stellenweise trotzdem überfordert sein.
Ähnlich präsentieren sich die clever und kreativ konzipierten Bosskämpfe, die oft mehrere Phasen umfassen und mitunter sogar eine räumliche Trennung beider Spieler sowie bestimmte Taktiken erfordern. Das Prinzip ist meist schnell durchschaut und nicht selten erledigt man selbst die XL-Gegner als schlagkräftiges Duo schon beim ersten Anlauf. Trotzdem hat man jede Menge Spaß dabei, die Bewegungsmuster einzustudieren und gemeinsame Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Scheitert man dennoch zu oft, wird der Schwierigkeitsgrad automatische skaliert, indem z.B. zusätzliches Kleinvieh reduziert wird oder sogar ganz wegfällt. Eigentlich markieren Bosskämpfe häufig den Höhepunkt in solchen Abenteuern und auch hier wird man angesichts der fantastischen Einfälle bei Design und Mechaniken einige Freudensprünge machen. Trotzdem fügen sie sich de facto einfach nur in eine Aneinanderreihung von Highlights ein, die sich über das gesamte Spielerlebnis mit einem Umfang von 13 bis 15 Stunden erstrecken.
Minispiel-Spaß
Kommunikation ist der Schlüssel in vielen Koop-Passagen, bei denen es mitunter auch auf das richtige Timing ankommt.
Für Abwechslung vom Koop-Alltag sorgen die eingestreuten Minispiele, von denen man bei der Erkundung insgesamt 25 entdecken und sogar zur späteren Verwendung freischalten kann. Getreu dem Motto „Was sich liebt, das neckt sich“, darf man hier bei Aktivitäten wie „Hau den Cody“, Seilziehen, Schneckenrennen, Duellen an der Carrerabahn, Curling oder der „Reise nach Jerusalem“ seine kompetitive Ader auf spaßige Art ausleben. Wer es bis dahin noch nicht realisiert hatte, dem wird es spätestens jetzt klar: It Takes Two ist nicht einfach nur ein weiteres Koop-Spiel. Es ist eine Liebeserklärung an das Medium Videospiel und all die wunderbaren Facetten, die es zu bieten hat. Da überrascht es kaum, dass der elendige Sammelkram bewusst nicht dazu gehört – genau wie ödes Aufleveln von Figuren, ein XP-Overkill, Grind oder andere „hippe“ Ansätze, die zu viele Hersteller heutzutage als den heiligen Gral beim Spieldesign verkaufen. Apropos verkaufen: Mikrotransaktionen haben hier ebenfalls keinen Platz und statt gelangweilt durch eine zugemüllte offene Welt voller Blingbling zu schlurfen, geht es hier eher auf linearen Pfaden durch die hübsch gestalteten Level, die meist farbenfroh, aber mitunter sogar etwas düster ausfallen.
Wenn die Noch-Ehefrau im Zweikampf mit einem Aggro-Hörnchen plötzlich den Raiden in sich entdeckt...
Trotzdem laden größer angelegte Areale zur Erkundung ein: Dort findet man mit etwas Glück nicht nur besagte Minispiele, sondern auch ein paar versteckte Easter Eggs, optionale Nebenaufgaben oder gemeinsame Aktivitäten abseits der Versus-Duelle. Warum nicht einfach mal eine Runde Senso spielen, wo das Ding schon dort herumliegt? Oder sich ein paar Schneebälle um die Ohren pfeffern? Wäre es nicht nett, die ausgebüchsten Schildkröter-Kinder zu ihrer Mutter zurückzubringen? Die Instrumente im Musikzimmer könnte man natürlich einfach links liegen lassen. Aber warum sollte man, wenn man auf Klavier, Synthsizer oder Schlagzeug rumhüpfen oder an den angeschlossenen Samplern sogar ein gemeinsames Liedchen arrangieren darf? Es gibt abseits des Hauptpfades so unglaublich viel zu entdecken und man ist manchmal völlig baff, was hier alles möglich ist und geboten wird. Und auch, wie gut sich das alles anfühlt: Zwar fällt es manchmal schwer, bei Sprüngen die Abstände richtig einzuschätzen, aber die Steuerung präsentiert sich angenehm knackig, reaktionsfreudig und präzise.