Test: Potentia (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Potentia (Action-Adventure) von Wily Pumpkin
The Worst of Us?
Entwickler:
Publisher: Wily Pumpkin
Release:
11.02.2021
Erhältlich: Digital (Steam)
Spielinfo Bilder Videos
Die türkischen Entwickler von Wily Pumpkin wollen euch für knapp 20 Euro in das Endzeit-Abenteuer Potentia entführen. Dass es einige auf Steam an The Last of Us erinnert, liegt vermutlich an Gemeinsamkeiten wie Szenario, Schultersicht sowie einer Spielmechanik, die sich auf Stealth und Action konzentriert. So ein Vergleich mag ein PR-Segen sein, aber kann zugleich zum Fluch werden. Denn es ist es nicht immer klug, wenn man sich als kleines Studio zu sehr an großen Vorbildern orientiert.

Friede, Freude...

Das Abenteuer von Victor beginnt an einer Bahnstation. Er will seine Frau Anna treffen, ein Feuerwerk erhellt die Nacht und die Leute feiern, weil  gerade der Krieg vorbei ist. Man weiß nicht genau in welcher Zeit oder Stadt man sich befindet, aber Wolkenkratzer und englische Bezeichnungen lassen eine gegenwärtige US-Metropole vermuten. Die Station erkundet man in Schultersicht, in der einiges zwar statisch, aber mitsamt der Leute, Graffito und Anzeigetafeln noch ganz solide aussieht.

Der Veteran und der Passant führen einen Dialog aus der Hölle...
Der Veteran und der Passant führen einen Dialog aus der Hölle...
Der Schrecken beginnt allerdings, sobald man sich den ersten Dialog zwischen einem Passanten und einem Veteranen anhören muss. Das liegt nicht nur an Mimik und Gestik, sondern auch am Inhalt - die komplette Situation wirkt einfach nur plump. Genauso wie der plötzliche Übergang von Luftballons und Partylaune zur Katastrophe: Kaum steigt Victor in die Bahn, gibt es einen Anschlag, Leute lösen sich brennend in Nichts auf - fast wie Streichhölzer.

...aber ein böses Feuerwerk

Zwischen Alarm und Feuer sucht Victor nach Anna, die er trotz Rauch und Sprints ohne einen Fleck auf dem sauberen Anzug findet. Nach diesem schlechten Einstieg wird man darüber informiert, dass die Regierung gestürzt, die Städte verlassen und die Endzeit angebrochen ist. Drei Jahre später kämpfen alle in einer neuen Welt ums Überleben. Die Kamera schwenkt in eine scheinbar ausgestorbene Stadt, die zumindest wie eine grob texturierte Designstudie zu The Last of Us aussieht.

Das Szenario sowie die Spielmechanik erinnern zumindest ein wenig an The Last of Us.
Das Szenario sowie die Spielmechanik erinnern zumindest ein wenig an The Last of Us.
Natürlich fällt der technologische Klassenunterschied zu Top-Spielen sofort ins Auge, selbst wenn man alles von den Texturen, Kantenglättung bis Schatten oder Sichtweite auf Ultra stellt und in 1920 x 1080 loslegt -  gerade weil die Endzeit von so vielen namhaften Studios inszeniert wurde. Aber für so ein kleines Team von vier Entwicklern ist die Kulisse in Ordnung. Auch wenn einiges an Copy & Paste im Gelände erkennbar ist und vor allem Vegetation und Explosionen zu wünschen übrig lassen, hat man sich doch viel Mühe gegeben, auch Kleinigkeiten zu designen, zumal sich einige Animationen im Nahkampf sehen lassen können. Aber selbst wenn der Blick auf Autowracks und Hausfassaden kurz die Hoffnung schürt, dass es gleich reizvoll oder gar dramatisch wird, sorgt Victor mit seinem dümmlichen Grinsen sofort wieder für Distanz statt Identifikation.


Kommentare

Lightningfast schrieb am
Triadfish hat geschrieben: ?19.02.2021 18:01 Nichts ist nutzloser als schlechte Spiele. Hab ich noch nie verstanden, warum sich kleine Studios an solche Projekte wagen, die ja nur scheitern können. Geld und Manpower hätte man da doch lieber in ein Indie-Spiel mit eigenen Ideen fließen lassen, das hätte dann wohl auch eine Daseinsberechtigung gehabt.
Und vor allem: Warum wird überhaupt Zeit und Manpower dafür verwendet um es auch noch zu testen?...
Ryo Hazuki schrieb am
MrLetiso hat geschrieben: ?18.02.2021 08:12
Ryo Hazuki hat geschrieben: ?18.02.2021 07:34 Naja, ich hab ja die Demo gespielt und das Ding kostet ja nix.. , dass hier soll ja nicht so lange gehen 3-4h, war auch eher ein Grund. Außerdem fand ich schon witzig wie das Kern Gameplay eines The last Of Us umgesetzt hatten, Geduckt rum-schleichen, irgendwas verschieben und Dinge einsammeln, dass fühlt sich identisch an, dazu noch gemütliche Melodien.
es hat sich zumindest nicht super schlecht angefühlt sondern nur ein wenig schlecht :)
Marktlücke erkannt! Du solltest Dein Gameplay streamen und Oliver Kalkofe und Peter Rütten engagieren, es entsprechend zu kommentieren :Blauesauge:
"Willkommen bei SchleGaZ!" :mrgreen:
Also Kapitel 5 konnte ich dann nicht mehr :D. Da ploppen auf einmal überall Gegner auf und die Story ...also es gibt wirklich keine, selbst Troma Filme haben mehr Story. Trotzdem ist das Gameplay jetzt nicht ganz schlecht, es ist halt nur egal ob man schleicht oder schießt.
"WIE LANGE WAR ICH WEG?!"
"Ungefähr 19 Stunden.."
Ich denke das bleibt der beste Dialog.
mr archer schrieb am
Im übrigen hatte das Osmanische Reich halb Südosteuropa inkorporiert - von daher wäre Potentia natürlich im Osteuropa-Thread gelandet :)
mr archer schrieb am
kamm28 hat geschrieben: ?19.02.2021 17:27
mr archer hat geschrieben: ?19.02.2021 11:48 Hi hi. Da habe ich doch beim Lesen leichte spiel- und 4pforenbiografische Flashbacks ...
Der für mich schönste Thread mit Zocker-Bezug, den ich je in den Weiten des Netzes erleben durfte. Hach!
Wie traurig ich war, als ich feststellen musste, dass all die tollen Screenshots nicht mehr vorhanden sind und somit dem jährlichen Lesevergnügen ein Ende gesetzt wurde. :'(
Ich habe ihn vor ein paar Wochen mal wieder durchgelesen. Ja ja. Da hatten wir einen schönen kleinen Klassenfahrtmoment zusammen, hier im 4p-Forum.
OchsvormBerg schrieb am
Nichts ist nutzloser als schlechte Spiele. Hab ich noch nie verstanden, warum sich kleine Studios an solche Projekte wagen, die ja nur scheitern können. Geld und Manpower hätte man da doch lieber in ein Indie-Spiel mit eigenen Ideen fließen lassen, das hätte dann wohl auch eine Daseinsberechtigung gehabt.
schrieb am