Der Narita Boy kann mit einem wuchtigen Schlagsprung besonders hohe Stellen erreichen, an manchen Wänden vertikal hochkraxeln und per Dash weite Entfernungen überbrücken. Im Kampf gibt es viel stumpfes Beackern der Standardschlag-Taste, aber auch rasantes Ausweich-Attackieren per Schulterramme, eine Schrotflinte und einen mächtigen Laserschuss. Im Spielverlauf lernt mein pixeliger Knabe neue Rundum-Schläge gegen Feinde von beiden Seiten, kann die eigene Energieleiste wieder füllen und sogar mächtige Krieger der Vergangenheit zu Hilfe holen - die dann nach Smartbomb-Manier massiv Schaden in die Feindesscharen tragen.
Der Narita Boy (rechts) haut mit dem Technoschwert zu - von links nähern sich zwei Standardfeinde.
Diese setzen sich aus grabschenden Standardschergen, wütenden Techno-Rittern mit Keule, fliegenden Fledertieren und Boss-Scheußlichkeiten zusammen, die einen ganzen Saal zum Beben bringen. Ähnlich wie in
Blasphemous weht dann schon mal ein Hauch 2D-Souls durch die Luft, wenngleich die Angriffsmuster der furcheinflößenden Kreaturen gut zu lesen sind und ihnen recht rasch die Lebensenergie ausgeht. Außer ein paar markigen Drohsprüchen haben die „Stallions“ genannten Schadprogramme, die das Wohl des digitalen Königreichs bedrohen, nicht viel zu melden. Gesprächiger sind da schon die Techno-Priester und Adligen des sterbenden Reichs: Wenn sie vor zerfallenen Altären predigen, sich vor dem riesenhaften Thron eines versteinerten Herrschers in den Staub werfen oder in einem goldenen Wald lustwandeln, versprüht Narita Boy einen Hauch von digitaler Vergänglichkeit, dann erahnt man für kurze Zeit die einstige Pracht dieser Welt und leidet mit den Augenzeugen ihres Niedergangs - fast so schön wie im trostlosen Pixelmärchen
ITTA. Auch an das wunderschöne
Superbrothers: Sword & Sworcery musste ich immer wieder denken.
Wo geht’s lang?
Narita Boy hat massive 80er-Jahre-Einflüsse, z.B. aus dem Filmklassiker Tron. Studio Koba hat die Inspirationen optisch unglaublich gut in ein modernes Pixelspiel gegossen.
Obwohl die einblendbaren Missionsziele klar benennen, was euer nächstes Ziel ist, kann man schon mal verwirrt sein vom Informatik-Mystik-Geschwurbel der NPC-Figuren - dann irrt man etwas unbeholfen durch das verschachtelte Level-Geflecht aus Aufzügen, Türen und Plattformen. Eine Karte hätte definitiv geholfen, um das nervige Hin- und Her auf der Suche nach Schlüsselkarten abzukürzen. Dann wäre die Reise ins digitale Königreich vermutlich nur sechs statt acht Stunden lang gewesen, hätte aber noch mehr Laune gemacht. Metroidvania-Elemente sucht man in Narita Boy großteils vergebens - es geht mehr ums Finden neuer Zugangscodes oder das Lösen kleiner Umgebungsrätsel, nicht um das Erweitern des Bewegungsrepertoirs und damit verbunden eine Öffnung neuer Levelbereiche. Für zusätzliche Abwechslung neben den Story-Flashbacks zum jungen Pearl Lional Nakamura sorgen ein rasanter Ritt auf einem Reittier, die Verwandlung ins animalische alter Ego des Narita Boy sowie eine Surfeinlage - natürlich stilecht auf einer überdimensionierten Diskette!