Von A nach B und C
Es gibt keine neuen Gefährten, also könnt ihr nur zwei der sechs bekannten Abenteurer von der Unreliable in eure Party aufnehmen. Mein Trio habe ich diesmal mit Parvati und Felix vervollständigt, die auch einiges an der Sache kommentieren - es lohnt sich also auch, die Begleiter zu wechseln! Und kaum hatten wir die ersten Spuren gefunden, entwickelt sich eine spannende Jagd: Schon früh ergeben sich neue Wege sowie Quests auf einer erfreulich üppig besetzten Karte, wobei man des Öfteren mal von A nach B und C sowie zurück wandern muss.
Zwar wird auch gekämpft und es gibt drei neue Wissenschaftswaffen, aber die Gefechte können nur mäßig unterhalten.
Hinzu kommen natürlich Begegnungen mit Bekannten des Opfers, darunter Schauspieler, Profi-Sportler, Firmenkollegen, Konkurrenten - und die meisten wurden überzeugend eingesprochen; eine deutsche Sprachausgabe gibt es bekanntlich nicht. Das Ganze fühlt sich über die etwa zehn Stunden an wie ein futuristisches Insel-Hopping als Sherlock Holmes, wobei man allerdings nicht wie in
The Outer Worlds: Peril on Gorgon öfter mal bekannte Planeten des Hauptspiels oder sein Raumschiff aufsucht, sondern nur einen territorial zerstreuten Schauplatz erkundet.
Zwar kann es hilfreich sein, schon etwas Vorwissen über die Konzerne und Fraktionen (Vorstand, Groundbreaker, Ikonoklasten, Monarch, Sublight) zu haben, aber der Plot setzt das nicht voraus und das Wesentliche wird nochmal angesprochen oder lässt sich schnell nachschlagen. Wie schon in der ersten Erweiterung sind die Kulissen thematisch interessant, es gibt z.B. das Luxushotel Grand Colonial und auf all den schwebenden, mit Brücken verbundenen Asteroiden erneut Katakomben, Firmenkomplexe sowie exotische Landschaften wie die Purpleberry-Haine, die teilweise wie Bonbonwelten anmuten.
Cluedo lässt grüßen
Man kann alle Orte mit dem "Diskrepanzverstärker" nach Hinweisen scannen.
Man sammelt Indizien, spricht mit Zeugen und Verdächtigen - wobei die meisten etwas zu verbergen haben. Es ist zwar hilfreich, wenn man seinen Charakter vor allem in Charisma entwickelt hat, denn so ist man besser im Überzeugen, Einschüchtern, Lügen, Hacken, Wissenschaft und Inspiration - aber auch das ist nicht zwingend, zumal die meisten Helden ab Level 25 aufwärts ohnehin Universaltalente sein müssten.
Hinzu kommen so einige Terminals und Computer, an denen man in E-Mails & Co stöbert, so dass man auch einige Zeit mit der Lektüre verbringt. Zwar gibt es dazu Konflikte und Gefechte, drei neue Wissenschaftswaffen und die Levelgrenze wird samt neuer Fähigkeiten auf Stufe 36 erhöht, aber die letztlich schnöde Beute sowie die nur soliden Kämpfe profitieren auch nicht von dieser Erweiterung. Das sind zwar taktische, mitunter angenehm explosive, aber letztlich knallbunte Kirmes-Explosionen mit Spezialmanövern bis alle tot sind. Aber immerhin: ein Boss ist dabei. Den Schwierigkeitsgrad sollten alle einigermaßen erfahrenen Spielerer auf jeden Fall von Normal auf Hart erhöhen (Gegner verursachen doppelt so viel Schaden, haben doppelt so viel Leben), denn sonst sind die Kämpfe wie schon im Hauptspiel zu einfach.
Aha, Spuren im Scanner!
Auch wenn es hinsichtlich der Kombination von Hinweisen kaum etwas zu tun gibt und die Story letztlich das Tempo sowie die Erkenntnisse vorgibt, hat Obsidian die Recherche gegenüber der ersten Erweiterung etwas spannender gestaltet, so dass man irgendwann à la Cluedo mal tippen muss, wer denn der Mörder sein könnte. Tja, ob das stimmt? Und was der oder die wohl dazu sagt? Falls man falsch liegt, wie geht man mit der weiteren Ermittlung um? So ergeben sich delikate Situationen, die für gute Unterhaltung sorgen. Nicht alles, aber sehr vieles an Entscheidungen wirkt sich spürbar auf die folgenden Ereignisse, wenn auch nicht auf die Auflösung der Geschichte aus, die mit einigen tollen Überraschungen nach etwa zehn Stunden dem Finale entgegen rauscht.