Taktische Vielfalt
Ihr dürft überall taktisches oder inhaltliches Feintuning ansetzen: Wer die Simulationsregeln nicht mag, kann alles so ausschalten und anpassen, dass man eine Arcade-Variante vor sich hat - ohne Goaltending, Seitenaus oder Wurftiming. Auch als Coach gibt es zig Regler: Ihr könnt gegnerische Spieler in mehreren Abstufungen bewachen und je nach Position
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Die Ballphysik wird auf allen Systemen klasse simuliert: Stört ihr einen Dreierschützen früh genug, kann es sogar zum Airball kommen. (Xbox) |
doppeln lassen. Macht euch ein Powerdunker Probleme, der einen schlechten Distanzwurf hat? Dann lasst ihn nur in der farbigen Zone von zwei Mann bewachen. Macht euch ein Dreierschütze Kopfschmerzen? Dann deckt ihn schon bei der Ballannahme hautnah. Man kann hier nicht nur wunderbar beobachten, wie er ins Wanken gerät, wenn er von allen Seiten bedrängt wird, sondern auch, dass gleich mehrere Handpaare am Ball zerren, bis der Schiri abpfeift - dann gibt es einen Sprungball. Sehr lobenswert ist auch, dass es endlich animierte Playbooks gibt: Basketballeinsteiger können sich anzeigen lassen, welche Lauf- und Blockbewegungen hinter Formationen wie z.B. Halfcourt Trap oder Box 1 stecken. Hinzu kommt ein großes Repertoire an interessanten Taktiken, die ihr nach Belieben über das Digikreuz einsetzen könnt.
Auf dem Platz spielt NBA 2K6 ohnehin seine altbekannten taktischen Stärken aus, die ihm seinen Ruf als echte Simulation eingebracht haben: Ihr könnt nicht nur einfache Pässe und Icon-Pässe einleiten, sondern auch welche in den Lauf spielen, so dass sehr schnell Rasanz in die Offensivbewegung kommt: Steal, Pass in die Tiefe, Korb! Alley-Oops sind zwar schwerer einzuleiten als bei NBA 06, wo sie im Minutentakt einschlagen, aber wenn man in einem Fastbreak in Überzahl Richtung gegnerisches Feld jagt, können sie zu wunderbaren Körben führen. Über die neue Analogstickwürfe könnt ihr kurz vor dem Einschlag bestimmen, ob ihr einen normalen, rechtshändigen, linkshändigen oder spektakulären Dunk aufs Parkett legt. Stellt sich euch Shaq in den Weg, könnt ihr über einen schnellen Doppeldruck auf die Wurftaste auch einen Last-Second-Korbleger versuchen, um dem Monsterblock zu entgehen. Das sind alles Feinheiten, die ähnlich wie bei
Pro Evolution Soccer 5 , auch immer von den individuellen Fähigkeiten der Profis abhängen. Mit Dampier sollte man kein Sternschrittdribbling wagen, mit Terry keinen Dunk.
Fantastische Spielbalance
Doch Vorsicht mit weiten oder unüberlegten Pässen: Gerade die Steals sind eine enorm wirkungsvolle Waffe in NBA 2K6. Ihr führt sie mit dem rechten Analogstick aus und könnt die Arme eures Verteidigers nach unten oder oben stochern lassen. Selbst akrobatische Sprungsteals sind möglich, wenn ihr gleichzeitig die rechte Schultertaste gedrückt haltet. In unseren
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Auch Steals sind eine wirkungsvolle Waffe in der Defense: Wer blind passt oder wild dribbelt, wird bestraft. (PS2) |
Redaktionsmatches hat eine gute Defense über Steals oft über den Sieg entschieden. Wildes Gefuchtel wird allerdings von den aufmerksamen Schiris abgepfiffen. Insgesamt überzeugt die Spielbalance mit einem sehr guten Verhältnis von Abwehr und Angriff, wobei Erstere in ihren Möglichkeiten etwas schwächer bestückt ist.
Es gibt nämlich ein kleines Problem in der Verteidigung: Powerdunker kommen etwas zu oft und zu leicht zum Korberfolg - selbst Blocks mit großen Centern verhindern zu selten das Stopfen von Bryant, Allan oder Stackhouse. Das ist zwar realistischer als eine Orgie von Monsterblocks, aber zwingt euch in der Verteidigung zu einem weniger ansehnlichen Mittel: Ihr müsst eure Spieler frühzeitig passive Blocks stellen lassen, also eure Verteidiger wie Litfasssäulen stehen lassen, damit der Gegner in sie hineinrennt und noch vor dem Dunk ein Offensiv-Foul bekommt. Das klappt mit etwas Timing sogar recht gut, aber vielleicht hätte das auch in der Luft öfter von Erfolg gekrönt werden müssen. Eine gute Alternative hätte auch darin bestanden, die KI der eigenen Spieler in der Verteidigung zu erhöhen - auch sie positionieren sich zwar vorbildlich wie das Playbook es ihnen vorgibt, blocken aber nicht immer effektiv.