Aller Anfang ist…
Wer ein neues Spiel startet, wird gleich nach dem Festlegen des Schwierigkeitsgrades („einfach“ oder „normal“) vor die Wahl gestellt: „Goldene“ oder „Gelbe“? Eine Erklärung, was das heißen soll, bleibt Capcom schuldig. Die Frage bezieht sich nämlich auf eine Art Continue-System: Wer „goldene“ Kugeln wählt, kann sich bei einem Tod an Ort und Stelle wiederbeleben - wenn er denn eine solche Kugel im Inventar hat. Die „gelben“ Kugeln hingegen helfen dem toten Dante am letzten Checkpoint wieder auf die Beine. Capcoms Unwille, weniger versierte Spieler an die Hand zu nehmen, zeigt sich auch beim Thema Schwierigkeitsgrad: Generell ist Devil May Cry 3 ein ziemlich knackiges Spiel, mit feindlichen Attacken, welche die eigene Lebensleiste im Nu leeren. Traut man sich trotzdem die Stufe „normal“ zu (Welcher Zocker wählt schon gerne „einfach“ beim Spielstart?) und übersteht einigermaßen solide die ersten Areale, bekommt aber zum Beispiel in Stage 7 Probleme, dann bietet das Spiel nach ein paar Fehlversuchen an, auf „einfach“ umzusteigen. Allerdings muss man dann erneut in Level 1 starten - man behält zwar den aufgemotzten Dante, darf sich aber nochmal durch alle Settings quälen. Das war so im Ur-Release 2005 auf PS2 und gilt auch jetzt auf Switch. Dankeschön!
Gestatten, Kerberos: Der legendäre, dreiköpfige Höllenhund ist eiskalt - und der erste ernstzunehmende Levelwächter in DMC3.
Devil May Cry 3 ist ein durch und durch japanisches Hack’n’Slay-Ungetüm. Mit scharfen Schwertern, coolen Knarren, dämonischen Feindmonstrositäten und fordernden Bossen. Die voreingestellten Blickwinkel und die nur zäh drehbare Kamera erinnern wie die umständlich per Menü einzuwerfenden Heiltränke überdeutlich ans Jahr 2005. Gleichzeitig spielt sich die Action selbst noch immer richtig gut: Dante attackiert mit einem Füllhorn an Schuss-Schlag-Kombinationen, schwingt seine Waffen betont lässig und treibt den Combo-Zähler in die Höhe - so exzellent wie die beiden
Bayonetta-Teile oder ein
DmC: Devil May Cry fühlt sich das Spiel aber nicht an. Dafür ist die Move-, Waffen- und Stil-Vielfalt noch immer sehr beachtlich: Man entscheidet sich für besondere Beweglichkeit (Trickster), mehr Knarren-Moves (Gunslinger), verbesserte Nahkampf-Attacken (Swordmaster) oder erstaunliche Blockfähigkeiten (Royalguard). Nach dem Durchspielen komplettieren ein Dante-Klon (Doppelganger) und das Slowmotion-Bleiballett (Quicksilver) das Stil-Sextett. Im Originalspiel sowie im Devil May Cry 3 der
HD Collection konnte man diesen Stil nur am Level-Anfang sowie an ein paar Stellen innerhalb der Welten ändern. Auf Switch geht das erstmals flugs per Knopfdruck: Dante kann schon im ersten Level per Steuerkreuz fließend zwischen Trickster, Gunslinger, Swordmaster und Royalguard wechseln. Außerdem darf er nun mehrere Waffen mitschleppen - und diese ebenfalls mitten in der Action per Tastendruck durchschalten. Eine sinnvolle Neuerung! Die übrigens nur aktiv wird, wenn man sich zum Spielstart für diesen Modus entscheidet; DMC3-Puristen können auch auf die althergebrachte Art spielen.
Breites Bild
Coole Kutten: Hier findet Dante die Shotgun als erste Zusatzwaffe - die beiden Sensenschwinger bekommen sie gleich zu spüren.
Technisch hinterlässt die Switch-Version einen ordentlichen Eindruck: Das 16:9-Bild füllt moderne TVs ganz aus, ohne dass es unschön gestreckt werden musste, die Bildrate geht nicht in die Knie. Natürlich erinnern Effekte und Levelgeometrie überdeutlich daran, dass das Spiel im Jahr 2005 auf die PS2 losgelassen wurde - wie schon im Test der
HD Collection ausgeführt, kann man ein Devil May Cry 3 heutzutage aber noch spielen, ohne beide Äuglein zudrücken zu müssen. In puncto Modi ist das volle Paket am Start: Nach dem einmaligen Durchspielen kann man das Abenteuer auch mit Dantes Bruder Vergil bestreiten, Art-Galerien, Musik-Box und Sequenzen-Kino sind an Bord. Und weil die Switch-Fassung den Zusatz „Special Edition“ im Namen trägt, ist natürlich auch der schier endlose Bloody-Palace-Modus (vom Start weg) verfügbar, wo man Feindwelle um Feindwelle niederringt - diese Variante war 2006 ein Bonus-Feature der nachgeschobenen
Special Edition. Der Clou für Couch-Kumpane: Erstmals kann ein zweiter Spieler mit Vergil am ungeteilten Bildschirm mitmischen - geteiltes Leid ist schließlich halbes Leid!