Test: Mass Effect (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Microsoft
Release:
20.03.2009
14.05.2009
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ab 7,00€
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Faszinierendes futuristisches Flair

Das Feindbild ist von Beginn an klar: Der Turianer Saren mimt den machthungrigen Antagonisten. Schon in der ersten Mission zeigt er sein skrupelloses Gesicht... (360)
Denn vor dieser Ernüchterung, die sich erst nach dem Durchspielen einstellt, steht eindeutig die Begeisterung. Ein paar Fetzen davon begegnen einem schon in der ersten Mission: Da ist die angenehm sphärische Musik, die eher auf elektronische statt orchestrale Elemente setzt und damit fast an Bladerunner erinnert, da ist das Salutieren der Besatzung, da sind diese fotorealistischen Gesichter, da ist der majestätische Anflug der Normandy auf die Citadel, die Hauptstadt des Universums mit ihrem gigantischen Mutterschiff - schon hier spürt man die epische Kraft des Spiels. Und da ist das erste Auftauchen des feindlichen Flaggschiffs Souverain, die wie eine Klaue durch den Himmel greift, umzuckt von Blitzen und dunklen Wolken - schon hier spürt man die dramaturgische Kraft des Spiels. Da geschieht in einer der vielen Zwischensequenzen ein hinterhältiger Mord, man kämpft sich gegen Robotertruppen bis zu einem außerirdischen Sender vor, verliert einen Mann, rettet eine Frau und plötzlich wird man von schrecklichen Visionen heimgesucht - schon hier spürt man den starken, aber leider auch unheimlich geradlinigen Plot.

Die kontroversen Gespräche sind das Salz in der galaktischen Suppe: Immer wieder werdet ihr in moralische Konflikte gestürzt, immer wieder müsst ihr euch entscheiden. (PC)
Es ist weniger die Story als vielmehr die Brisanz der einzelnen Situationen sowie die Macht der Entscheidung, die Mass Effect so faszinierend macht. Man nehme die Liebe: Spielt ihr einen Mann, bemerkt ihr innerhalb des Abenteuers, dass ihr eine Beziehung zu einer menschlichen und außerirdischen Frau aufbauen könnt. BioWare geht hier sehr behutsam vor, bestraft euch, wenn ihr zu forsch seid, bringt Eifersucht und Zickereien ins Spiel, zwingt euch zur Geduld und zum Einfühlungsvermögen, bevor man sich schließlich für eine Lady entscheiden darf, um sich in einer Nacht vor dem Finale endlich zu vereinigen - ich empfehle wärmstens die außerirdische Mischung aus platonischer und körperlicher Liebe. Aber Vorsicht: Man kann es sich auch mit beiden verscherzen.

Oder nehmen wir Nationalismus und Rassismus: Irgendwann werdet ihr von Charles Saracino angesprochen, der zur "Trockenlandpartei" der Menschen gehört. Sein Credo lautet: "Erst die Erde" oder "Kein Blut für Aliens". Ihr könnt euch für ihn entscheiden oder gegen ihn. Das Geniale an diesem Dialog ist die Tatsache, dass eure außerirdischen Freunde ganz unterschiedlich auf diesen fanatischen Menschen reagieren: Ist z.B. der Kroganer Wrex in eurer Gruppe dabei, dann lobt er
Eure Befehle und Antworten entscheiden nicht selten über Leben und Tod - selbst ein Völkermord wird nicht nur thematisiert, sondern von euch abhängen. (360)
diesen "couragierten" Mann, der endlich mal die Schwäche der menschlichen Rasse ablegt. Aber als Wrex dann von eben diesem zu hören bekommt, dass die Meinung eines Aliens nicht interessiert, wird er richtig sauer und zückt fast die Waffe - hier kommt nicht nur richtig Stimmung auf, hier zeigt BioWare alle Facetten dieser Problematik und relativiert mal eben die Moral!

Auch Drogen sind im Spiel: Ein Außenpolitiker der Menschen braucht für die nächste Verhandlung unbedingt verbotene Mittel, damit er fit ist und für die Menschen alles rausholen kann. Er bittet euch, ihm zum Wohle eures Volkes zu helfen. Was tut ihr? Letztlich könnt ihr ihn mit Argumenten von seiner Sucht überzeugen, ihr könnt ihn zusammen stauchen und sogar mit der Waffe bedrohen. Besonders unterhaltsam sind die Entscheidungen, die über Tod und Leben bestimmen können: Soll sich ein Offizier in das Büro des Botschafters schleichen und dort stehlen oder sich an Wachen vorbei direkt zum Ziel begeben? Und ganz ohne Lexikon und Tagebuch sorgen auch Art & Design sofort für ein futuristisches Flair: Die eng geschnittenen Uniformen und sauberen Flure erinnern an die klinische Welt von Star Trek, die Scharfschützen, Dronen und Verwüster der Geth erinnern an die Kampfdroiden aus Star Wars.

          

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Kommentare

Stalkingwolf schrieb am
Mass Effect 1 hat auch schon paar Jahre auf dem Buckel. Teil 1 war imo auch der schlechteste Teil der Serie ( aber immer noch sehr gut ). Teil 2 ist der beste und Teil 3 ist knapp hinter Teil 2.
Im zweiten Teil nimmt das Copy&Paste merklich ab. Teil 3 ist von der Umgebung der beste Teil, aber die Storys ist in Teil 2 besser.
In Teil 2 liegt der Fokus auch mehr auf dem Gunplay und wurde imo auch stark verbessert. Einige mögen daher eher Teil 1 weil es mehr RPG Elemente besitzt die nach und nach in der Serie entfernt wurden.
Ich weiß nicht wie Teil 1 auf dme PC ist, da ich diesen auf der Xbox 360 gespielt habe. Aber ich erinnere mich das viele wegen dem Port gejammert haben. 2 und 3 sind auf dem PC technisch eine Bombe. Es gibt auch ( für 2 weiß ich nicht 100% ) auch HD Texturen zum Download.
Gummirakete schrieb am
Ja, ich bin spät dran, aber nun spiele ich auch ME auf dem PC (Trilogy gekauft). ;)
Alle in meinem Umfeld waren begeistert ? und ich kann es nicht nachvollziehen.
Schlauchförmige Level, erstellt mit Copy & Paste. Ob Weltraumfrachter oder eine unterirdische Station, dasselbe Layout. Selbst Planetenoberflächen sind geclont und kommen nur in anderen Farben daher. Alle Stationen auf den Planeten sind identisch. Furchtbar öde.
Ähnlich die Kämpfe. Da Gegner mitskalieren, spielt Ausrüstung kaum eine Rolle. Die selben Gegner von Level 5 sind jetzt auf 30 genauso leicht oder schwer zu knacken.
Die KI ist nervtötend, da meine Mitstreiter ständig zurückbleiben und ihre Fähigkeiten wahllos in Hindernisse versenken. An die Hand nehmen kann man sie schlecht, da im Zielmodus keine Ziele ausgewählt oder Laufpositionen festgelegt werden können.
Auch nerven Kleinigkeiten, wie lahme Aufzüge und Türen. Nebenaufträge in der Hauptstadt habe ich wegen der ewigen Lauferei abgebrochen.
Spaß machen die Dialoge und die Interaktionen mit den NPCs. Eigentlich zwinge ich mich nur wegen der Story zum Weiterspielen und hoffe auf den nächsten Teil. Darum spiele ich jetzt nur noch die Hauptquests.
Danny1981 schrieb am
Blood-Beryl hat geschrieben: DA2 als das bessere Spiel zu bezeichnen, erscheint mir trotzdem als Hardcore-Blasphemie.^^;
haha, glaub mir, ich WOLLTE Mass Effect mögen :)
Ich habs ja nicht umsonst so oft angefangen, weil ich gedacht hab "Das muss doch zünden!"
Ich LIEBE gute Storys in Spielen. Aber Mass Effect....puh....also, wenn das Spiel SO über die Story gelobt wird, bzw. für die Gruppendynamik und die Charaktere, aber die Interaktion mit Partymitgliedern im 15 Jahre alten Baldurs Gate bzw. Planescape Torment etwa 100x so intensiv war - dann sollte man sich halt fragen, ob da was mit den Ansprüchen nicht stimmt ;P
Und ich hatte / habe zur Zeit einfach lust auf ein "episches" RPG und Dragon Age 2 gab es da als Alternative (um Himmels Willen - kein sehr tolles Spiel^^). Als Vergleich wenn man beide eher "mäh" findet aber sie am selben Tag spielt - da sticht DA2 doch sehr positiv heraus : Besseres Skillsystem (ich benutze in DA2 jeden Skill!), Besseres Design (keine kargen, leeren Räume ohne Interiör - aber auch bei weitem nicht toll! Es geht nur um den VERGLEICH), Bessere Gruppendynamik....naja. Kein tolles Spiel, aber wirklich um Welten besser als das ME-Desaster...
Wurst :D
Ich habe mir jetzt nochmal Skyrim installiert und bin nach 2 Tagen modden fast soweit, dass ich stabil spielen kann :D
Nik_Cassady schrieb am
Blood-Beryl hat geschrieben:
das Kampfsystem kommt einem nach ME2&3 aber absolut krampfig vor.
Mir hat das Kampfsystem aus ME 1 mit gewaltigem Abstand am besten aus der Reihe gefallen.^^
Das Überhitzungssystem finde ich einfach deutlich dynamischer und einen Tick taktischer als die Munitionsbeschränkungen der Nachfolger.
Ich hatte bei dem ME1 replay das Gefühl förmlich an den Wänden in Deckung zu kleben und mich erst wieder mühsam abschälen zu müssen bevor ich mich wieder frei bewegen konnte. Krampfig im Sinne von undynamisch.
johndoe827318 schrieb am
das Kampfsystem kommt einem nach ME2&3 aber absolut krampfig vor.
Mir hat das Kampfsystem aus ME 1 mit gewaltigem Abstand am besten aus der Reihe gefallen.^^
Das Überhitzungssystem finde ich einfach deutlich dynamischer und einen Tick taktischer als die Munitionsbeschränkungen der Nachfolger.
Leider hat mir das Gamedesign zu viele Macken als dass ich den Teil nochmal durchspielen würde (ewig langes Planetenabgrasen mit dem Fahrzeug; zu oft zu lange Kampfdurststrecken...).
DA2 als das bessere Spiel zu bezeichnen, erscheint mir trotzdem als Hardcore-Blasphemie.^^;
schrieb am