Test: Heimspiel – Der Fussballmanager (Sport)

von Mathias Oertel



Heimspiel – Der Fussballmanager
Entwickler:
Publisher: The Games Company
Release:
22.05.2006
Spielinfo Bilder  
Der Fußball-Fan mit Hang zum Management oder Training kann aus einer breiten Auswahl schöpfen: EA, Sega und Codemasters bieten über nahezu alle Systeme hinweg interessante Spiele an. Allerdings braucht man neben einem Hang für mehr oder weniger trockene Präsentation oder umfangreiche Tabellen auch viel Zeit. So nebenbei lassen sich die Vereinsführungen nur selten durchführen. Klappt das mit Heimspiel 2006?

Zwangsabstieg?

Das hätte fast ins "Auge" gehen können. Denn die Verpflichtung Klaus Augenthalers als so genanntes "Testimonial" für Heimspiel hätte sich unter anderen Umständen als verheerend herausstellen können. Denn für den Falle eines Abstiegs des VfL Wolfsburg in der letzten Saison hätte das Engagement des mehrfachen deutschen Meisters (als Spieler versteht sich) durchaus nachteilig gewirkt.

Der neue 3D-Modus ist übersichtlich, könnte aber fast aus dem Jahr 2002 stammen - so wie der Rest des Spieles...
Andererseits hätte der Abstieg der Wölfe dem Spiel durchweg zu Gesicht gestanden: Heimspiel ist nichts anderes als ein Abstiegskandidat, eine Mannschaft, die per Zwangsabstieg nur noch in der Kreisliga kicken sollte. Oder auch: Der Versuch, angesichts der WM im eigenen Lande ahnungslosen Spielern das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Denn mit Ausnahme der Länderturniere und des "neuen" Textmodus ist Heimspiel 2006 im Wesentlichen der kalte Aufguss eines Spieles, das 2002 unter dem Namen Fussball Manager Fun die Runde machte. Sicher: Schaut man sich die beiden vergleichend an (siehe Seite 3), ist auch die 3D-Darstellung neu. Allerdings stellt man auch fest, dass die Optik zwar runderneuert ist und bei den Menüs leichte Farbtupfer hinzugekommen sind, sie aber immer noch auf dem Stand des nennen wir es mal "Originals" ist. 

Schaut man hinter die "verbesserte" Optik, blieb alles beim Alten: Menüaufbau, Umfang, Art und Weise, wie Spieler neue Talente "lernen". Selbst Soundsamples, Ladebildschirme, Anzeigen beim Stadionausbau und das Video der Endcredits (!) sind identisch. Und wem das nicht reicht, der wird beim Blick in den Task-Manager feststellen, dass sich das Team nicht einmal bemüht hat, die Anwendung umzubennen: Fussball Fun steht da in dicken fetten Lettern.

Diese Aktion ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten: Für ein Spiel, das im Kern bereits ca. vier Jahre auf dem Buckel hat, 35 Euro zu verlangen. Ein Spiel, das es ohne 3D-Modus (irgendwie ist die Iso-Optik des FM Fun auch tatsächlich stimmiger) in einer Sammlung von Jowood-Spielen gibt bzw. auf Ebay für zwei Euro erhältlich ist. Ein Spiel, das bei seiner ursprünglichen Veröffentlichung nicht einmal 30 Euro gekostet hat.

Tut mir echt leid, aber mit dieser Preis-Attacke hat sich Heimspiel trotz aller Einsteiger-Vorzüge, auf die wir gleich eingehen werden, eigentlich für eine zweistellige Wertung disqualifiziert.

Von einem Tag auf den anderen könnt ihr euer Stadion ausbauen: Ihr spart Zeit zu Lasten des Spielspaßes sowie des ohnehin spärlich vorhandenen Realismus.
Aber: dieses Modell ist ja mittlerweile in der Software-Welt durchaus gang und gäbe, wenn auch nicht in dieser extremen Form. Denn wo z.B. die FIFA-Serie von Jahr zu Jahr mit neuen Entwicklungen und verbesserter Grafik zu punkten versucht, hat man sich hier nicht einmal die Mühe gegeben, alte Bilder und Aufteilungen zu ändern, wie man auch auf der Screenshot-Vergleichsseite sehen kann. Insofern versuche ich meinen Zorn über diese Dreistigkeit beiseite zu schieben und mich auf das Spiel zu konzentrieren.

Denn die Ansätze von Heimspiel 2006 sind nach wie vor interessant: Ein schneller Einstieg, auf das Wesentliche reduzierte Menüstrukturen und schnelle Taktik- und Teameinstellungen locken all diejenigen Hobbytrainer an den Rechner, die bislang vor dem Umfang der Referenzen zurückschreckten.

Mit ein bis vier Leuten (per Hotseat oder Netzwerk) schnell mal eine Saison durchspielen ist überhaupt kein Problem: Zügig klickt man sich durch Taktikvorgaben, unkomplizierte Finanzstrukturen oder Stadionausbau und trainiert seine Mannschaft, die man natürlich auch auf dem Transfermarkt verstärken kann.

       

Kommentare

Arch0n schrieb am
Hi Mathias!
Na endlich! Endlich hat es noch jemand erkannt! Danke! Dem Himmel sei dank. Dachte schon wir wären die Einzigen, die den dreisten Versuch bemerkt haben.
Siehe auch: http://www.gbase.ch/global/previews/616.html
Die 3D-Engine stammt übrigens aus dem FM Pro, falls Du den auch kennen solltest. Aber Du hast schon recht, so etwas wird es immer wieder geben und auch der EuroClub Manager war ja ein ähnlicher Versuch...
Gruß, Markus
Skeletton_Knight schrieb am
Sowas gibts halt immer wieder. Viel schlimmer ist, dass solche Produkte jedesmal irgendwelche Käufer findet. :roll:
johndoe-freename-96695 schrieb am
tja es wird halt versucht mit jedem dreck auf kosten der WM dem Konsumenten jedes Penny aus der Tasche zu ziehen.
Dieses Spiel wurde nicht dazu gemacht dem Käufer was zu bitten, sondern ihn einfach nur zum Kauf zu locken, was danach ist, ist dem Entwickler egal.
schrieb am