Test: Dead Head Fred (Action-Adventure)

von Paul Kautz



Dead Head Fred
Entwickler:
Publisher: Koch Media
Release:
04.01.2008
Spielinfo Bilder Videos
Der klassische Spieleheld ist nur selten ein Anzug mit Skeletthänden sowie einem Kopf aus grünlich schimmernden Glas mit Gehirn und Augen drin - und er hat nicht mal eine Nailgun! Dead Head Fred ist in vielerlei Hinsicht ein sehr unkonventionelles Action-Adventure, was sein großer Vorteil ist. Allerdings teilt es sich einen großen Nachteil mit all den anderen, konventionellen Spielen: die Steuerung.

Nur nicht den Kopf verlieren!

Ein guter Rat. Nur sollte man auf ihn hören, was Fred Neumann nicht gemacht hat: Der Privatdetektiv hat seine Nase etwas zu tief in eine Atomreaktor-Affäre gesteckt, was ihm nicht nur Ärger mit Mafia-Boss Ulysses Pitt, sondern auch eine Trennung von Kopf und Körper eingebracht hat. Auftritt des wahnsinnigen Wissenschaftlers Dr. Friedrich Steiner: Dessen Namensähnlichkeit mit einem gewissen studierten Herrn Frankenstein ist kein Zufall, denn auch Steiner experimentiert gerne mit menschlichen Gebrauchtteilen und Strom herum. Resultat: Fred Neumann ist immer noch Privatdetektiv. Nur toter, mit neuem Kopf und viel Rachlust im Bauch - er will nämlich nicht nur Pitts zur Strecke bringen, sondern auch seinen alten Kopf zurück, der viel besser war als das Goldfischglas mit Augen drin, das jetzt zwischen seinen Schultern steckt!

Dead Head Fred hat nicht nur eine coole Präsentation, sondern auch ein abgefahrenes Spielkonzept - nur leider steht die gewöhnungsbedürftige Steuerung einem flüssigen Spielerlebnis im Weg.
Wer jetzt schreit »Das kommt mir aber bekannt vor!«, der hat nicht ganz unrecht - MediEvil: Die Rückkehr hatte einen ganz ähnlichen Plot, nur mittelalterlicher. Statt Schwertern und Zombies gibt es hier Fäuste und Zombies, in einem Film Noir-ähnlichen Szenario namens »Hope Falls«, von den Entwicklern »Twisted Noir« getauft, was dem angefahrenen Comic-Grafikstil gerecht wird - Umgebung und Figuren sind herrlich überzeichnet, aber doch ansatzweise realistisch designt; eine interessante Mischung. Das betrifft auch den Hosentascheninhalt von Fred, denn dort befinden sich die acht Köpfe (anfangs sind es nur drei), zwischen denen er jederzeit wechseln kann: Der eine macht ihn langsamer, aber weitaus stärker (außerdem wackelt das Bild bei jedem Schritt dramatisch), mit dem anderen wird flink, aber schwach zugeschlagen, der nächste kann wie Spongebob Feuchtigkeit aufsammeln und gezielt wieder abgeben. Diese verschiedenen Eigenschaften sind nicht nur beim Kampf gegen die mannigfaltigen Gegner von essentieller Bedeutung, sondern vor allem auch bei den Puzzles: Wie komme ich an der Feuerwand vorbei? Wieso geht diese Tür nicht auf? Echte Kopfnüsse (haha!) warten hier zwar nicht, aber die Aufgaben sorgen für angenehme Abwechslung neben den Kloppereien. Davon abgesehen könnt ihr euch auch die Zeit mit Minigames wie Pool-Pillard, Angeln, Flippern oder der Zucht eines gemeingefährlichen Kampfhuhnes vertreiben, und dieses in einer Arena gegen andere Mördergackerviecher antreten lassen.

Der Fluch der PSP

Die Welt von Hope Falls wird euch eine ganze Weile beschäftigt halten: Werft ihr immer wieder einen Blick auf Nebenaufgaben, seid ihr locker zehn bis zwölf Stunden mit Dead Head Fred beschäftigt. Allerdings tragen auch andere Faktoren ihr Scherflein zur Spielzeit bei, allen voran die Steuerung und der Schwierigkeitsgrad: Letzterer ist recht hoch, was aber weniger an der mäßigen Gegner-KI sondern vielmehr an Freds bedauernswert mickriger Lebensenergieleiste liegt. Hier ein Schlag, da ein Fehltritt in eine offene Flamme, und schon wird wieder der letzte Checkpunkt geladen. Die Steuerung funktioniert an sich gut, bedarf aber der Gewöhnung, schließlich sind manche Tasten (wie der rechte Schulterbutton) zwei- oder gar dreifach belegt! Resultat: Die suboptimale Kameraperspektive kann nicht während der Action nachkorrigiert werden, weil dazu die
Die Köpfe verleihen Fred unterschiedliche Eigenschaften, was vor allem dem Puzzledesign zugute kommt.
R-Taste gedrückt gehalten werden muss - das bewirkt aber, dass Fred anhält und blockiert. Theoretisch erlaubt euch das Kampfsystem auch coole Kontermoves (die ordentlich blutig inszeniert sind), deren Ausführung aber unter die Kategorie »Glückssache« fällt - mit Standard-Buttonmasher-Kombos seid ihr weitaus besser beraten, auch wenn es dafür weniger Energie gibt. Der letzte Punkt sind die Ladezeiten: An sich sind sie sehr kurz, aber sie treten sehr häufig auf, besonders beim Laden von Checkpunkten und dem Betreten neuer Räume.

Besondere Aufmerksamkeit verdient noch der Sound: Damit meine ich nicht die atmosphärische Musikuntermalung, die zwar unauffällig, aber stets präsent durch die Landschaft wabert. Nein, meine Sympathie geht hauptsächlich in Richtung der Sprachausgabe. Okay, sie ist nur englisch (deutsche Untertitel sind zuschaltbar), aber dafür übernimmt John C. McGinley (der u.a. in der Serie »Scrubs« den herrlich zynischen Dr. Cox spielt) die hörbare Rolle von Fred, dem er wundervoll dreckiges Leben verleiht!

   

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