Test: Arcania: Gothic 4 (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Release:
15.10.2010
12.10.2010
28.05.2013
08.05.2015
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Knietief in Langeweileleichen

Die Stadt soll kurz vor einer Hungersnot stehen? Und dann gibt es ein Schwein am Spieß, ohne einen Interessenten? 
Was macht man, wenn das Rollenspiel nicht in die Gänge kommt? Ich kloppe. Ich haue und steche. Ich schieße, brutzle und fuchtle. Aber egal ob da die Leichen von Scavengern, Blutfliegen oder Goblins meinen Weg pflastern, egal ob ich Schwert, Bogen oder Feuer einsetze: Es ist nicht die Spannung, die mich zum nächsten Ziel begleitet, sondern die Langeweile - und die lastet auch in den Kämpfen schwer auf dem Abenteuer. Arcania ist selbst als Action-Rollenspiel oder Hack'n Slay nicht unterhaltsam. Denn ich klicke in diesen angeblich "taktischen Kämpfen" alles stupide weg, was sich mir in den Weg stellt. Dabei ist es egal, ob es sich um einen einfachen Wegelagerer oder einen Schamanen oder gar einen Fürsten der Skelette handelt. Und weil meine wilden Rundumhiebe meist drei, vier Feinde gleichzeitig zurückwerfen, kann ich frohen Mutes auch mal in ein Goblinlager rennen - schon im ersten Drittel kippt die Balance, wenn man mächtige Waffen findet.

Nur ganz selten muss man blocken oder ausweichen, wenn sich die Feinde mal clever unterstützen und ihre Magie oder Pfeile nicht in Felsen jagen - was leider viel zu oft vorkommt. Manchmal rennt man einfach hinter einen Schutthaufen und hört den Schamanen eifrig Blitze in ihn schleudern - einen, zwei, drei, vier oder fünf. Dann rennt man herum und muss das armselige Schauspiel unterbrechen. Aber selbst wenn man sich offen stellt und selbst bei angedeuteten "Bossen" ist das Kampfsystem im Zeitalter von Fable  II, Demon's Souls  & Co so primitiv, dass man sich als einigermaßen erfahrener Spieler fast veralbert vorkommt: Feinde können mit einem schweren Hieb den aktiven Block durchbrechen - das ist an sich eine gute Sache. Aber der Hieb wird quasi immer durch eine Aufladephase angezeigt, so dass man immer rechtzeitig ausweichen kann. Es werden weder Gewicht noch Rüstung oder gar Schild beim Wegrollen berücksichtigt - man rollt immer wie ein flinker Leichtathlet zur Seite. Apropos Rüstungen: Immerhin gibt es in der Mitte des Abenteuers endlich
Hauen, wegrollen, hauen. Oder: Hauen, hauen, hauen, hauen. Das Kampfsystem ist ebenso primitiv wie die Dialoge.
mal neue, die man bis dato verzweifelt bei Händlern oder Schmieden gesucht hat. Wer die Rebellion anzettelt, darf sich danach beim Baron für einen schweren Paladinplattenpanzer, eine leichte Lederrüstung oder eine Magierrobe entscheiden, die jeweils andere Boni einbringen.

Dummes Haudrauf

Wenn es mal dazu kommt, dass sich Feinde einigeln und kurzfristig immun gehen Attacken sind, muss man sie kurz mit einem Zauber kitzeln: Der Kampf gegen die Königin der Schaben gehört zu den langweiligsten meiner Rollenspielgeschichte - man stellt sich direkt vor das Ungeziefer, haut drauf, sie verschwindet im Panzer, man zaubert, sie taucht auf, man haut drauf, sie verschwindet im Panzer, man zaubert, sie taucht auf. Obwohl man von allen Seiten als Jungspund und Greenhorn
Arcania kann als Rollenspiel nur in einem Bereich punkten: Landschaft und Architektur.
bezeichnet wird, bekommt man in keinem Kampf mal eine Lektion, die zur Verbesserung der Taktik oder Skills animieren würde. Selbst den hünenhaften Hauptmann der Stadtwachen von Stewark kann man mal eben so ohne eine Parade oder Riposte seinerseits verprügeln, indem man ihn einfach mit Mausklicks gegen die Wand klatscht. Und danach? Plündert man seine Kisten.

Was außerdem nervt: Sobald man in die Blockposition geht, kann man seine Haltung nicht mehr ausrichten. Man kann auch keinen Feind fixieren, um die Sicht auf ihn zu konzentrieren, so dass es teilweise zu hektischen Richtungswechseln kommt. Auch Kleinigkeiten stören das chaotische Mausklickmashing: Sobald ein schwerer Schlag den eigenen Schild trifft, zerbirst er nicht etwa, sondern es gibt einfach ein paar Blutspritzer dahinter - Waffen und Rüstungen nutzen sich nicht ab, bleiben immer so neu wie am Tag der ersten Beute. Und wer seine Angriffe mit einem Bogen vorbereitet, kann Lager noch einfacher ausheben: Einen von vier Goblins anschießen, der dann trotz Sichtkontakt alleine (!) auf einen zu joggt, dann die Sehne immer wieder beim gleichzeitigen Zurücklaufen voll ausziehen und den Pfeil losjagen - zwei, drei reichen für die nächste Leiche.    

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Kommentare

James Dean schrieb am
Habe das Spiel mal aus Langeweile angefangen, wollte die ungespielten Spiele meiner Steam-Library mal zumindest anzocken. Ich finde es aktuell nicht so schlecht, wie immer behauptet. Das Kampfsystem gefällt mir persönlich besser als das von The Witcher 1 und 2, auch wenn es wirklich sehr simpel ist bisher. Die Welt ist optisch ganz passabel gestaltet, die Synchronsprecher sind auch okay. Schwachsinnig war bereits die erste Quest: 3 Prüfungen für eine Hochzeit, kek. Und natürlich muss es in ein Grab gehen, um einen Dolch zu holen.
Kommt natürlich nicht an Gothic heran, aber es ist so - bisher - ganz nett. Bin aber gespannt, ob ich in ein paar Stunden sagen werde, es sei der größte Mist unter der Erde. Wer weiß, was mich noch erwartet :lol:
Aglitterdrip schrieb am
Habe mir das Spiel günstig bei Ebay reingezogen. Als Müll würde ich es nicht bezeichnen (technisch ist es sehr gut gelungen), aber die Handlung ist gähnlangweilig mit vielen, zum Teil langen Laufwegen. Hole-bringe-zerstöre, und das ohne jegliche Highlights. Nach ca. 8 Std. wurde mir das echt zu dumm. Warum das Leben mit solch sinnlosem Zeugs vertrödeln?
westernhero schrieb am
So - ich habe es mir nun auch angetan... warum, weiß der Teufel.. :)
Das ist inhaltlich so mit ganz großem Abstand der größte Software Müll, den ich je spielen durfte - und ich bin 37.
Eine Beleidigung an jeden intelligenten Spieler... für Gothic Fans eigentlich eine Kriegserklärung...
Was für ein Drecksspiel. Wahnsinn.
Die 40% sind sehr sehr großzügig angelegt.
Ich finde man muß das so deutlich sagen!
Ninnghizidda schrieb am
Wie laut startseite in den 4p store charts aktuell arcania noch das zweitbest verkaufte spiel im 4players store is ..(sogar die teure SE für 70.-)
Und direkt neben dem button für den einkauswagen steht noch :
Das meint die 4Players-Redaktion:
Gothic im Namen, totale Langeweile im Spiel: Spellbound bietet Einbahnstraßenquests mit grenzdebilen Dialogen und primitivem Kampfsystem.
Es is einfach unglaublich^^
wundert mich das die trotzdem insolvenz anmelden mussten , dachte eigtl. da sind genug leute auf den guten namen reingefallen.
schrieb am