Tradition verpflichtet
Am Spielprinzip hat sich auch in Tetris Evolution nichts verändert: Bekannte Klötzchenformationen fallen vom oberen Rand eines rechteckigen Spielfelds herab und müssen so gedreht und verschoben werden, dass sie nach ihrer Landung zusammenhängende Flächen ergeben, die Linie für Linie aufgelöst werden. Das machte bereits vor 20 Jahren süchtig und sorgt auch heute noch für eine Menge Knobelspaß, sofern man nicht schon übersättigt ist.
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Klötzchenstapeln im Quartett: Mit oder gegen andere Spieler macht Tetris nach wie vor am meisten Spaß. |
Im Gegensatz zu kreativ erweiterten Umsetzungen wie beispielsweise
Tetris DS , präsentiert sich Tetris Evolution jedoch sehr konservativ. Klar, der Originalspielmodus sollte in keiner Adaption fehlen, aber wenn sich insgesamt acht verschiedene Spielmodi quasi nur dadurch unterscheiden, dass man andere Punkteboni erhält oder bestimmte Punkte-, Zeilen- oder Zeitvorgaben erreichen muss, ist das schon ziemlich schwach.
Wer spielt mit mir?
Auch, dass man im Mehrspielermodus seinen Rivalen durch besondere Abräumleistungen störende Klötzchenzeilen zuschieben kann, ist nichts Neues - sorgt aber nach wie vor für schadenfrohe Duelle für bis zu vier Teilnehmer. Und das sowohl off- als auch online. Allerdings waren die Tetris-Server während unserer Testzeit äußerst schwach besucht. Lediglich bei Ranglistenspielen, die allesamt im klassischen Marathonmodus bestritten werden, fand sich hin und wieder ein williger Gegner ein. Wer in anderen Modi bzw. mit mehr als nur einem Mitspieler an den Start gehen will, wird wohl kaum drum herum kommen, andere Tetrisfans nach Hause einzuladen. Die Matchmaking-Funktion ist jedenfalls viel zu speziell, um online Gleichgesinnte zu finden: Statt einfach nur den gewünschten Spielmodus einzugeben, muss man nämlich auch noch diverse Ziel-, Zeit- oder Punkte-Parameter festlegen, um die Spielsuche zu starten - selbst wenn einem Letztere völlig schnurz sind. Die Chance andere Spieler mit genau denselben Eingaben zu finden, ist da natürlich äußerst gering. Na ja, wenigstens gibt es eine Quickmatch-Option...
Zudem kann man per Hotseat-Funktion auch kooperativ antreten und sich beim Klötzchenabräumen gegen andere Teams abwechseln, sofern man überhaupt so viele Mitspieler zusammenbekommt. Wäre Tetris Evolution als günstiger Xbox Live Arcade-Titel erschienen, wäre auf den Servern sicher mehr los gewesen. Stattdessen berappt man 30 Euro für ein Spiel, das kaum jemand zu spielen scheint und das obendrein nicht einmal lokalisiert wurde. Gut, es gibt nicht viel zu lesen und das wichtigste über Spielmodi und Spezialaktionen steht auch im deutschen Handbuch.
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Die grafischen Individualisierungen sind recht abwechslungsreich, die Spielmodi eher weniger... |
Doch wenn hier für ein 30 Euro-Spiel weniger Aufwand betrieben wird, wie für deutlich günstigere Arcade-Spiele, hat das schon einen schalen Beigeschmack. Schade auch, dass die VisionCam nicht unterstützt wird. Lediglich das Headset kommt zum Einsatz. Für das vergleichsweise unpräzise Steuerkreuz des 360-Controllers kann man die Entwickler hingegen nicht verantwortlich machen.
Optischer Schnickschnack
Immerhin bietet Tetris Evolution zahlreiche Individualisierungen: Nicht nur bei den Spielhilfen und -optionen, bei denen man selbst das berüchtigte Endlosdrehen der Klötzchen abstellen sowie diverse Zielhilfen aktivieren kann, sondern auch beim optischen Erscheinungsbild: Es gibt satte 300 Spielerbilder, 25 Skins und 15 Hintergrundarten. Letztere bieten neben statischen Bildern oder Diashows auch flüssige Videoschleifen in HD. Wem das trotzdem nicht genug ist, der kann auf dem Xbox Live Marktplatz auch noch zusätzliche Skins und Hintergründe herunter laden - allerdings kostenpflichtig. Auch bei der musikalischen Untermalung hat man die Wahl zwischen insgesamt zehn Titeln verschiedener Stilrichtungen - selbst ein Remake des Originalthemas ist mit von der Partie. Schade ist nur, dass man die Individualisierungen während einer Partie nicht ändern kann und bei längeren Sitzungen quasi dazu verurteilt ist, ständig auf dasselbe Thema zu starren und denselben Song zu hören. Unterm Strich sind das jedoch alles nur unnutze Spielereien, auf die man zugunsten kreativerer Spielmodi sicher gerne verzichtet hätte.