Test: WET (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



Entwickler:
Release:
17.09.2009
21.09.2009
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ab 17,52€
Spielinfo Bilder Videos
Zutat 3: 4 cl B-Film-Flair

Mit dem braungefilterten 70er-Jahre-Look samt Störstreifen und Filmrollenwechsel mit eingestreuter Werbung wird die Grundlage für eine spielerische Hommage an den klassischen B-Film gelegt. Und der zeichnetsich seit jeher durch Standard-Kulissen, plakative Charaktere und eine eher spartanische Story aus. Dementsprechend störe ich mich mit Ausnahme der fehlenden Zerstörung nicht daran, dass die Kulisse im Detail nicht so hochglänzend und detailliert ist, wie man es von einem HD-Titel im Jahre 2009 erwarten würde.
Die Waffen-Tutorials wirken aufgezwungen und verlängern künstlich die dennoch zu kurz geratene Spieldauer.
Auch die eher fragmenthaft erzählte Geschichte, die zu Gunsten der Action in den Hintergrund gerückt wird, kann ich angesichts einer derart starken Frauenfigur verschmerzen, die es in dieser Form schon lange nicht mehr in Softwareform gab. Videospiel-Veteranen erinnern sich vielleicht noch an Julie aus Heavy Metal FAKK 2 oder Kate Archer aus No One Lives Forever. Auch Rubi Malone ist stark und sexy, ohne die Reize wie Lara mit ihren immer knapperen Klamotten in den Vordergrund zu stellen. Sie ist tough, ohne übertrieben zu wirken und trinkt Whisky, um sich zu heilen - herrlich. Und gerade weil die Geschichte eher dünn ist und nur das Nötigste preisgibt, bin ich bis zum Abschluss der gerade mal fünf Stunden langen Kampagne neugierig, mehr über Rubi zu erfahren. Dass diese Neugier letztendlich unzureichend gestillt wird, ist einerseits sehr bedauerlich, lässt mich aber auch andererseits hoffen, dass Rubi vielleicht spielerisch erweitert und überarbeitet ein Comeback erlebt. Verdient hätte sie es. Vor allem, wenn nicht nur ihr Äußeres und ihr Verhalten an ein Tarantino-Drehbuch erinnern würden, sondern auch das, was sie von sich gibt.

Zutat 5: 2 cl Killer 7

Zusätzlich zum B-Film-Look-and-Feel wartet WET in regelmäßigen Abständen mit dem so genannten Rage-Modus auf. Das klingt beim ersten Hören sehr spannend und macht bei der ersten Begegnung auch einiges her. Die Kulisse schaltet in einen Comic-Look, der aus gerade mal zwei Hand voll Farben besteht und Rubi schnetzelt und ballert sich hier visuell eindrucksvoll durch monochrome Feinde, die im Gegensatz zum normalen Action-Alltag ihre Körperflüssigkeit nicht in Rot, sondern in Schwarz und Weiß verlieren und sich schließlich wie ein schlechter Traum in Dunst auflösen, anstatt den Boden zu verunstalten.
 
Der Rage-Modus ist visuell beeindruckend, nutzt das Potenzial aber nicht aus.
Dieses Element ist visuell sehr beeindruckend und stylisch, da sich aber spielerisch nahezu nichts ändert, nutzt sich auch der Rage-Modus irgendwann als notwendiges Übel ab. Abhilfe hätte es schaffen können, wenn man manuell die Wut aktivieren könnte oder sich dieser Modus quasi als letzter Strohhalm vor dem Ableben einschalten würde. Denn so wirkt Rage zwar interessant, aber auch aufgesetzt.

Garnierung: Ein Spritzer Pursuit Force

An ein paar Punkten im Spiel geht man sogar fast in Richtung des PSP-Klassikers Pursuit Force - zumindest bedient man sich eines Elementes daraus: Dem Springen von Fahrzeug zu Fahrzeug während halsbrecherischer Verfolgungsjagden. Dass sich dahinter letztlich nur Quicktime Events (QTE) verstecken, die sich mit Standard-Ballereien abwechseln (inkl. Zeitlupe und in einem Fall sogar im Rage-Modus), lässt sich verschmerzen. Denn mit sauberer Kameraarbeit, rasanten Schnitten und guten Effekten wird man hier ähnlich packend unterhalten wie bei From Softwares Ninja Blade, bei dem man teils sogar angesichts des auf dem Bildschirm Dargestellten vergessen hat, den Knopf rechtzeitig zu drücken.

Nicht vergessen: Gut mischen und abschmecken

Das Problem von WET ist nicht, dass es größtenteils aus bekannten Versatzstücken besteht. Denn bevor ein Entwickler sich krampfhaft bemüht, innovativ zu sein, daran aber im großen Stil scheitert, ist mir der Weg von AM2 lieber: Alles ist bekannt, aber gut umgesetzt. Aber etwa zur Hälfte des Spieles sind den Jungs die Ideen ausgegangen und die inhaltlichen Überraschungen halten sich ab dann in Grenzen. Man verlässt sich nur noch auf die vorgestellten Elemente und setzt Rubi nur noch mehr und stärkere Gegner vor die Knarren oder das Katana.
Und obendrauf zwingt man den Spieler jedes Mal, wenn eine neue ballistische Waffe freigeschaltet wird, zu einem Herausforderungslauf in Rubis Versteck, einem abgewrackten Flugzeug mitten in der Wüste. An sich ja eine gute Idee, doch wieso wird man dazu gezwungen und hat keine Wahl?

Sobald man Akrobatik einsetzt, wird die übermächtige Zeitlupe aktiviert.
Apropos Wahl: Wer des Englischen mächtig ist, sollte tunlichst die entsprechende Sprachversion nutzen. Die deutsche Synchro ist mit Ausnahme von Rubi, die allerdings auch hart an der Schmerzgrenze entlang schrammt, nicht mal B-Niveau. Böse Zungen würden behaupten, dass es Erotikfilme gibt, die besser vertont sind.

Apropos deutsche Version: Die USK-Variante musste im Vergleich zur europäischen PEGI-Variante einige Änderungen hinnehmen. Dass sämtliche rote Körperflüssigkeit entfernt wurde, ist bei den Schusswechseln zwar bedauerlich, aber eher unbedenklich, da das englische Original hier auch eher sparsam damit umgeht. Bei den Katana-Attacken hingegen fällt es deutlicher auf, stört aber vornehmlich auf einer unbewussten Ebene. Dass allerdings beim Einstieg in den arcadigen und vollkommen überzeichneten Wut-Modus nichts mehr passiert, zieht die Atmosphäre nach unten. Und wieso hier der Multiplikator entfernt wurde, der sich indirekt auch auf die Verteilung der Stilpunkte auswirkt, lässt sich für mich nicht nachvollziehen und sorgt für deutliche Abzüge in der B-Note. Ebenso wie das teilweise völlige Fehlen von Dialogen, während die virtuellen Mimen plaudern wie ein Wasserfall - selbst wenn es im englischen Original eigentlich nichts zu beanstanden gäbe. Aber um sicher zu gehen, wurde das anglizistische Dialog-Schnippselchen gleich mit entfernt, so dass ein Umstellen der Konsole auf eine andere Sprache nicht den gewünschten Erfolg bringt.

Grenzenlos gut und überaus gelungen hingegen ist der Soundtrack. Schmutziger Desert-Rock, gitarrenlastige Rhythmen mit 70er-Jahre-Funkrock-Einschlag und überhaupt scheinbar von Quentin Tarantino ausgewählte Melodien größtenteils unbekannter Bands passen sowohl zum Kinoflair als auch zur Gangster-Thematik.    
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Kommentare

LarsVegas schrieb am
...etwas magere Bewertung. Aber WET ist ja auch kein Most-Wanted Title an dem so viel Kohle hängt. Eher B-Klasse... ;)
Für meine Begriffe ein sehr geiles Game, aber Geschmackssache ist nunmal Geschmackssache...
FallingStar schrieb am
Hmm. Wollte es mir heute ausleihen, werde es aber nun dochnicht mehr tun xD
naughtybear schrieb am
haptsache man hats uncut aus england mcht richtig spaß des spiel. perfekter soundtrack wollt ich noch sagen
GamePrince schrieb am
Habt ihr vlt. Lust die mir die besten Sprüche aus dem Game zu nennen?
Hab es leider noch nicht, aber wenn ich Sprüche wie "Ich hoffe ihr bumst nicht wie ihr schießt" lese, weckt das mein Interesse. :^^:
Gibt es noch mehr solcher cooler Sprüche von der sexy Ruby?
kein nerd schrieb am
Ich kann nicht nachvollziehen warum man bei diesem Spiel von einer akuraten Steuerung spricht. Ich finde die Steuerung einfach nur schwammig und nervig. Ich hatte kaum das Gefühl Rubi auch zu kontrollieren. 8O
schrieb am