Test: Deus Ex: Human Revolution (Rollenspiel)

von Benjamin Schmädig



Publisher: Square Enix
Release:
26.08.2011
kein Termin
26.08.2011
26.08.2011
25.10.2013
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Richtig gut gefällt mir die Art und Weise, mit der ich für clevere Aktionen belohnt werde. Denn obwohl der Kampf immer eine Möglichkeit ist - im Vordergrund steht das unbemerkte Schleichen: 500 Erfahrungspunkte werden etwa gutgeschrieben, wenn man ein wichtiges Ziel erreicht, ohne dabei gesehen zu werden. 250 Punkte gibt es immerhin dafür, dass niemand Alarm auslöst. Kleine Bonuspunkte gibt es auch, wenn ich eine Wache bewusstlos schlage, anstatt sie zu töten. Und selbst mordlustige Spieler erhalten Extrapunkte, wenn sie einen Gegner per Kopfschuss ausschalten - nur die Hälfte gibt es, wenn die Wachen zuvor Alarm auslösen konnten. Wer sich also geschickt durch eine feindliche Festung kämpft, wird durchaus belohnt. Mir erscheint es allerdings gerecht, dass friedfertige Naturen stärker gewürdigt werden. Nicht zuletzt müssen sie mit viel Übersicht durch Räume voller Wachen schleichen, die brachiale Gemüter längst beseitigt hätten.

Dabei erhält man die ganz dicken Erfahrungspunkte selbstverständlich nur nach abgeschlossenen Aufträgen oder Teilaufgaben. Im zweiten Anlauf bin ich schnellen Schrittes durch das Jahr 2027 gerauscht und hatte trotzdem genug Geld und Erfahrungspunkte, um Adam neue Fähigkeiten zu verpassen. Tatsächlich kann man Fähigkeiten mit starken Einschränkungen gegen Bezahlung erwerben. Hauptsächlich benötigt man die Währung aber zum Einkauf bei Waffenhändlern. Geduldige Forscher finden die Ausrüstung natürlich auf ihren Streifzügen durch die Umgebung; der Besuch beim Händler verkürzt Ungeduldigen jedoch die Wege.
Die Besonderheiten der PC-Version

Naturgemäß sehen die Details am PC nicht nur schärfer aus - die Ränder der Schatten sind ebenfalls besser definiert und DirectX 11 fügt der Grafik Tessellation hinzu.

Die Menüleiste am unteren Bildrand erinnert zudem an die des ersten Deus Ex' und wer will, darf Zahlencodes über das Ziffernfeld der Tastatur eingeben.

Besitzer eines Microsoft-Pads können hingegen während des Spiel zwischen Pad- und Tastur/Maus-Steuerung wechseln.

Nicht zuletzt werden mit Eyefinity mehrere Bildschirme unterstützt. Auch das Spielen in stereoskopischem 3D ist möglich.
Dort erhält Adam auch Erweiterungen wie größere Munitionskammern, höhere Schadenswirkung, verkürzte Ladezeiten oder einen Laserpointer - jede Waffe ermöglicht ganz bestimmte Upgrades. Bei Bedarf kauft er außerdem Minenschablonen sowie Granaten und baut daraus die benötigten Minen selbst zusammen. Schließlich gibt es Splitter-, Blend- und Gasgranaten, um Wachen fernzuhalten. Sprengkörper mit Elektroschocks machen hingegen Robotern den Garaus und setzen Menschen mit Prothesen, einschließlich Jensen, gehörig zu. Seine Fähigkeiten kann er dann eine kurze Zeit nicht einsetzen, sein System muss neu starten - ein ebenso ärgerlicher wie ziemlich cooler Effekt!

Ich will da nicht hin!

Trotzdem wollte ich mich irgendwann vor diesen Granaten schützen. Ich habe mich zwar das ganze Spiel über keiner Wache gezeigt und musste deshalb nur in Bosskämpfen Granaten ausweichen, es werden aber auch manche Wege von elektrisch aufgeladenem Wasser versperrt. Natürlich hätte ich wie zu Beginn zwei Kisten immer wieder so umstellen können, dass ich von der einen auf die andere und irgendwann über das Wasser hinweg komme. Aber ich wollte solche Situationen einfach eleganter lösen. Und genau dafür ist ein Großteil der Fähigkeiten da: Sie erleichtern Adam den gewählten Weg. Als Hardcore-Hacker war etwa recht schnell kein Schloss mehr vor mir sicher. Später konnte ich mannshohe Kisten auf Wachen schmeißen, gefahrlos aus großen Höhen springen und durch schwache Mauern brechen. Ich hätte auch die Widerstandsfähigkeit gegen Gas verstärken oder die Bewegung des Fadenkreuzes eindämmen können. Großartig: Die Charakterentwicklung ist jederzeit offen und nur von meinen Vorlieben abhängig!

Es gefällt mir weniger gut, dass mir so viele Fähigkeiten lediglich das Leben vereinfachen. Neue Möglichkeiten öffnen sich nach einem Stufenaufstieg kaum. Hier und da bleibt mal ein Weg versperrt, weil Adam stark gesicherte Schlösser noch nicht knacken oder nicht aus großer Höhe fallen kann. Solche Momente heben die Stärken und Schwächen eines Charakters wunderbar hervor - leider gibt es zu wenige davon! Es ist ein zweischneidiges Schwert: Natürlich ist es hervorragend, dass es zu jedem Weg, zu jeder Lösung mindestens eine Alternative gibt.
So viele Wege: Jeden wichtigen großen Raum erreicht man über mindestens zwei Eingänge.
So viele Wege: Jeden wichtigen großen Raum erreicht man über mindestens zwei Eingänge.
Ob Adam Kisten stapelt, durch einen Lüftungsschacht kriecht, ein Türschloss hackt, den Code auf einem Tablet findet oder durch die Kanalisation schleicht: Irgendwie kommt er schon hin. Und es ist toll, dass die Art und Weise allein mir überlassen bleibt. Gelegentlich beschlich mich aber das Gefühl, dass die vielen Möglichkeiten zu beliebig platziert wurden. Manchmal fehlt das Erfolgserlebnis, wenn ich weiß, dass ich sowieso irgendwie angekommen wäre. Es ist keine Kritik an der Vielfalt - es ist eine Bitte um das richtige Maß: Zeigt mir meine Schwächen auf! Damit mir anderswo meine Stärken umso bewusster werden.

Ich habe trotzdem jeden Moment genossen, in dem ich mit Adam schneller laufen oder höher springen konnte. Ungeschlagen ist für mich der Sprung von einem Dach, bei dessen Aufkommen Adam sämtliche Wachen in unmittelbarer Nähe zu Boden wirft. Der wird nämlich genau wie die brachialen KO-Schläge in einer kurzen Sequenz inszeniert, für die das Bild kurz zu einer Außenperspektive umblendet. Nach dem Sprung wird Adam zwar entdeckt - versuchen musste ich es trotzdem. Immerhin darf man jederzeit bis zu 20 Spielstände festhalten. Nur die langen Ladezeiten von etwa einer halben Minute sind ein kleines Ärgernis beim Zurücksetzen. Ich habe außerdem unheimlich viel Zeit damit verbracht, die in ihrer Anzahl überschaubaren, inhaltlich aber durchdachten Gefallen zu erledigen, die ich abseits des Verschwörungsplots annehmen durfte.

Kommentare

Paba schrieb am
Hiri hat geschrieben:
Wii U? Hast kein PC? Ladezeiten 4 Sekunden + Quicksave & Quickload. Die Konsolen Versionen sind wie so oft Müll.
Spiel an sich finde ich genial. Das Beste Deus Ex nach Teil 1.
Doch. Aber ich hatte gelesen das die Implementation des Gamepads gelungen sei, was ich bestätigen kann.... nur stand nirgends, dass die Ladezeiten so übelst lange sind.
Hiri schrieb am
Finkä hat geschrieben:hab das Spiel nun endlich durchspielen können. gezockt habe ich auf der Wii U. War früher mal ein MGS-Fan. Von daher kam mir das Setting entgegen.
Ich fand das Spiel top! Story war vielleicht ein bisschen überladen. Trotzdem konnte mich das Ganze fesslen. Heftiger Negativpunkt waren für mich die Ladezeiten. Ich wollte im Spiel das Ghost Achivement erreichen. Leider hab ich nicht realisiert, dass der Vorspan mitzählt :? Egal... jedenfalls bin ich jeweils relativ fix unterwegs und so kann es auch vorkommen, dass ich entdeckt werde. Quicksave + Quickload wären da echt nice... sorry aber 30 Sekunden Ladezeit für einen Slot summieren sich zu einer Menge Zeit.
Wii U? Hast kein PC? Ladezeiten 4 Sekunden + Quicksave & Quickload. Die Konsolen Versionen sind wie so oft Müll.
Spiel an sich finde ich genial. Das Beste Deus Ex nach Teil 1.
Paba schrieb am
hab das Spiel nun endlich durchspielen können. gezockt habe ich auf der Wii U. War früher mal ein MGS-Fan. Von daher kam mir das Setting entgegen.
Ich fand das Spiel top! Story war vielleicht ein bisschen überladen. Trotzdem konnte mich das Ganze fesslen. Heftiger Negativpunkt waren für mich die Ladezeiten. Ich wollte im Spiel das Ghost Achivement erreichen. Leider hab ich nicht realisiert, dass der Vorspan mitzählt :? Egal... jedenfalls bin ich jeweils relativ fix unterwegs und so kann es auch vorkommen, dass ich entdeckt werde. Quicksave + Quickload wären da echt nice... sorry aber 30 Sekunden Ladezeit für einen Slot summieren sich zu einer Menge Zeit.
Steppenwaelder schrieb am
ich fand das schleichen ziemlich cool in dem game. die atmosphäre war einfach absolut genial. is eines meiner liebsten aaa games der letzten 10 jahre. story fand ich ok, aber vom hocker gehauen hats mich auch nicht. das endgame fand ich auch eher schwach, auch fand ich schade dass man die verschiedenen enden nur ganz am ende wählen kann und nicht mit seinen entscheidungen während des spiels auf eines "hinsteuert". ok war im deus ex 1 auch nur etwas besser.
FuerstderSchatten schrieb am
sourcOr hat geschrieben:Klar, aber mich hier vor eine Maschine mit drei Knöpfen zu setzen, war schon sehr schwach. Dann hätte ich es schon lieber so gehabt wie im Erstling; schmeiß den Spieler ins Level, gib ihm unterschiedliche Ziele, er sucht sich eines aus und am Ende kriegt er das entsprechende Ende serviert. Kann man bestimmt nicht überall draufpfropfen, aber so ein bisschen Eigeninteraktion außer "Drück den Knopf" wäre imo notwendig.
Die drei Knöpfe waren vielleicht nicht die beste Idee, wenn man es aus der Interaktiven Perspektive sieht und auch wenn man gehofft hat, das explizit noch mal Rückschlüsse zur Handlung gezogen werden, könnte man etwas enttäuscht sein.
Ich hätte aber schon nur ein Endvideo in diesen Stil toll gefunden. Es ist einfach visuell und auch akustisch eine sehr ansprechende Lösung mit den Echt Bildern und Videos und der sehr charismatischen Stimme von Jensen und was dort besprochen wird macht einen auch noch sehr nachdenklich. Hat mich fast zum weinen gebracht, ich bin aber auch nah am Wasser gebaut. ^^
Das dann 4 Lösungsansätze geboten werden, zwischen Verbot, Zensur, Freiheit und raushalten, macht es einfach nur noch besser.
P.S. ich habe den ersten Teil nicht gespielt.
Edit: Was ich aber eh noch schreiben wollte, beim ersten Mal als ich sehr lange wegen dem Schleichen gebraucht habe, fand ich den Plot irgendwie nicht soo toll, jetzt komprimiert durch das duchballern und laufen muss ich sagen, dass da ne Menge Zeugs zum Nachdenken drinsteckt.
Einen kleinen Plothole konnte ich aber einfach nicht schließen, weiß einer warum die Tyrants durch diesen June nach 6 Monaten nochmals Sarif Industrie überfallen haben?
schrieb am