Test: Deus Ex: Human Revolution (Rollenspiel)

von Benjamin Schmädig



Publisher: Square Enix
Release:
26.08.2011
kein Termin
26.08.2011
26.08.2011
25.10.2013
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ab 6,61€
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Die Welle der Verschwörungen

Denn obwohl Adam im Grunde einen Auftrag nach dem nächsten für David Sarif erledigt, hat er zwischendurch oft Zeit zum Luftholen. So kann er sich ähnlich wie Alex in Deus Ex: Invisible War frei in Städten wie Detroit oder Shanghai bewegen. Tatsächlich habe ich mehr als 20 Stunden in jeder der Städte zugebracht, weil es so unheimlich viel zu entdecken gibt! An den Gesprächen der Einwohner untereinander konnte ich mich z.B. nicht satt hören. Alleine die Tatsache, dass viele Menschen in Shanghai lange Gespräche auf Chinesisch halten, verdeutlicht die Mühe, die sich Eidos mit der Ausstattung der Kulisse gegeben hat. Überall liegen Zeitungen mit interessanten Meldungen, Bücher erklären die drei zentralen Standpunkte in Bezug auf die künstlichen Körperteile,
Über die Informationen auf Tablets, in Büchern, Zeitungen, Fernsehsendungen oder Emails lernt man die umfangreiche Zukunftsvision kennen.
Über Tablets, Bücher, Zeitungen, Fernsehsendungen oder Emails lernt man die umfangreiche Zukunftsvision kennen.
andere beschreiben medizinische Hintergründe. Unzählige persönliche und geschäftliche Emails geben Einblicke in Privat- und Geschäftsleben. Und dann legt Eidos noch ganz unaufdringlich das erzählerische Fundament für das, was ein gewisser JC Denton in 25 Jahren erleben wird...

Unglaublich motivierend ist die Art und Weise, mit der man Computer, Terminals oder Schlösser hackt, denn das Minispiel ist ein kniffliges Puzzle. Das wird spätestens dann haarig, wenn der Computer den Hacker bemerkt und versucht, dessen Position aufzuspüren. Beide Parteien nehmen dabei Knotenpunkte ein, was je nach Stärke des Schlosses eine Weile dauern kann. Teure Hilfsprogramme nehmen einen Knoten umgehend ein, andere halten den Countdown einige Sekunden auf. Traut man es sich zu, holt man an Bonusknoten Geld, Erfahrungspunkte oder Hilfsprogramme, bevor man den Computer endgültig knackt - ein ebenso gewagtes wie befriedigendes Unterfangen! Klasse auch, dass Adam während des Hackens noch den Kopf drehen kann, um nach Wachen Ausschau zu halten. Monitore wirken so wie echte Bildschirme, anstatt separate Spielfelder zu sein.

Stilvolles Stillleben

Zurück auf die Straße, wo es durchaus seltsam anmutet, dass fast alle Passanten stundenlang am Fleck stehen und Adam lediglich auf Knopfdruck ein paar Zeilen Text zuwerfen. Echte Unterhaltungen führt er nur mit Auftraggebern. Einbrüche werden selten geahndet und falls man Gewalt anwendet, wird Jensen von der Polizei gejagt - wurde der Alarm aufgehoben, erinnert sich aber kein Polizist mehr an sein Gesicht. Ärgerlich ist das besonders dann, wenn  einer der Polizisten sein ehemaliger Partner ist. Adam könnte ihn beliebig oft angreifen - solange er ihn nicht umbringt, wird er später stets ganz normal mit ihm reden. Ein modernes Rollenspiel ist Human Revolution nicht. Dazu fehlen wichtige Konsequenzen und eine glaubwürdige Welt. Als facettenreiches Stillleben, in dem selbst Kunstliebhaber immer wieder etwas entdecken, ist es allerdings das Musterbeispiel einer hervorragenden Kulisse.

Nicht zuletzt, weil es grandiose Ansichten zeigt! Leuchtende Reklametafeln, dunstige Straßenzüge, gedrungene Altbauten unter strahlenden Glastürmen: Wer Human Revolution spielt, ist im Paradies der Science-Fiction-Fantasien. Es ist nicht nur das Blade Runner in den Straßen, auch die Inneneinrichtung haben begnadete Architekten entworfen. Selbst wenn sie mit wenigen Strichen gezeichnet wurden, haben alle Räume eine markante Struktur.
Sowohl Innen- als auch Außenarchitektur entstammen den Pinseln erstklassiger Künstler.
Sowohl Innen- als auch Außenarchitektur beweisen, dass begabte Künstler wichtiger sind als gute Techniker.
Einfache Farben und Formen bestimmen das Bild - gelungene Pinselstriche, die zeigen, wie viel wichtiger gute Künstler im Vergleich zu aufwändiger Technik sind. Denn ein technisches Meisterwerk ist auch dieses Deus Ex nicht: ausgefranste Schatten fallen auf Konsole ebenso auf wie die grob geschnitzten Gesichter in vielen Dialogen auf allen Plattformen. In der deutschen Ausgabe stören außerdem falsche Betonungen und dass die gesprochenen Texte immer wieder nicht zu den Bewegungen der Lippen passen. Schade, dass die hervorragend besetzte Originalversion in der deutschen Konsolenversion nicht enthalten ist.

Besonders einmalige Auftraggeber fallen mit ihrer starren Mimik auf; stehen lassen sollte man sie trotzdem nicht! Immerhin sind die Aufgaben, die sie Adam auftragen, keine drögen Lieferdienste. Stattdessen bestehen fast alle dieser kleinen Gefallen aus erzählerisch interessanten Missionen, die nicht nach zwei Begegnungen mit dem Auftraggeber schon beendet sind. Manche erfordern moralische Entscheidungen, in einer erfährt Adam mehr über seine Vergangenheit. Ärgerlich sind gerade beim freien Erkunden die Ladezeiten, die man beim Betreten einiger Gebäude oder beim Wechsel zwischen den zwei chinesischen Stadtteilen überstehen muss. Dennoch habe ich mich selten besser aufgehoben gefühlt als in dieser düsteren Zukunft.

Kommentare

Paba schrieb am
Hiri hat geschrieben:
Wii U? Hast kein PC? Ladezeiten 4 Sekunden + Quicksave & Quickload. Die Konsolen Versionen sind wie so oft Müll.
Spiel an sich finde ich genial. Das Beste Deus Ex nach Teil 1.
Doch. Aber ich hatte gelesen das die Implementation des Gamepads gelungen sei, was ich bestätigen kann.... nur stand nirgends, dass die Ladezeiten so übelst lange sind.
Hiri schrieb am
Finkä hat geschrieben:hab das Spiel nun endlich durchspielen können. gezockt habe ich auf der Wii U. War früher mal ein MGS-Fan. Von daher kam mir das Setting entgegen.
Ich fand das Spiel top! Story war vielleicht ein bisschen überladen. Trotzdem konnte mich das Ganze fesslen. Heftiger Negativpunkt waren für mich die Ladezeiten. Ich wollte im Spiel das Ghost Achivement erreichen. Leider hab ich nicht realisiert, dass der Vorspan mitzählt :? Egal... jedenfalls bin ich jeweils relativ fix unterwegs und so kann es auch vorkommen, dass ich entdeckt werde. Quicksave + Quickload wären da echt nice... sorry aber 30 Sekunden Ladezeit für einen Slot summieren sich zu einer Menge Zeit.
Wii U? Hast kein PC? Ladezeiten 4 Sekunden + Quicksave & Quickload. Die Konsolen Versionen sind wie so oft Müll.
Spiel an sich finde ich genial. Das Beste Deus Ex nach Teil 1.
Paba schrieb am
hab das Spiel nun endlich durchspielen können. gezockt habe ich auf der Wii U. War früher mal ein MGS-Fan. Von daher kam mir das Setting entgegen.
Ich fand das Spiel top! Story war vielleicht ein bisschen überladen. Trotzdem konnte mich das Ganze fesslen. Heftiger Negativpunkt waren für mich die Ladezeiten. Ich wollte im Spiel das Ghost Achivement erreichen. Leider hab ich nicht realisiert, dass der Vorspan mitzählt :? Egal... jedenfalls bin ich jeweils relativ fix unterwegs und so kann es auch vorkommen, dass ich entdeckt werde. Quicksave + Quickload wären da echt nice... sorry aber 30 Sekunden Ladezeit für einen Slot summieren sich zu einer Menge Zeit.
Steppenwaelder schrieb am
ich fand das schleichen ziemlich cool in dem game. die atmosphäre war einfach absolut genial. is eines meiner liebsten aaa games der letzten 10 jahre. story fand ich ok, aber vom hocker gehauen hats mich auch nicht. das endgame fand ich auch eher schwach, auch fand ich schade dass man die verschiedenen enden nur ganz am ende wählen kann und nicht mit seinen entscheidungen während des spiels auf eines "hinsteuert". ok war im deus ex 1 auch nur etwas besser.
FuerstderSchatten schrieb am
sourcOr hat geschrieben:Klar, aber mich hier vor eine Maschine mit drei Knöpfen zu setzen, war schon sehr schwach. Dann hätte ich es schon lieber so gehabt wie im Erstling; schmeiß den Spieler ins Level, gib ihm unterschiedliche Ziele, er sucht sich eines aus und am Ende kriegt er das entsprechende Ende serviert. Kann man bestimmt nicht überall draufpfropfen, aber so ein bisschen Eigeninteraktion außer "Drück den Knopf" wäre imo notwendig.
Die drei Knöpfe waren vielleicht nicht die beste Idee, wenn man es aus der Interaktiven Perspektive sieht und auch wenn man gehofft hat, das explizit noch mal Rückschlüsse zur Handlung gezogen werden, könnte man etwas enttäuscht sein.
Ich hätte aber schon nur ein Endvideo in diesen Stil toll gefunden. Es ist einfach visuell und auch akustisch eine sehr ansprechende Lösung mit den Echt Bildern und Videos und der sehr charismatischen Stimme von Jensen und was dort besprochen wird macht einen auch noch sehr nachdenklich. Hat mich fast zum weinen gebracht, ich bin aber auch nah am Wasser gebaut. ^^
Das dann 4 Lösungsansätze geboten werden, zwischen Verbot, Zensur, Freiheit und raushalten, macht es einfach nur noch besser.
P.S. ich habe den ersten Teil nicht gespielt.
Edit: Was ich aber eh noch schreiben wollte, beim ersten Mal als ich sehr lange wegen dem Schleichen gebraucht habe, fand ich den Plot irgendwie nicht soo toll, jetzt komprimiert durch das duchballern und laufen muss ich sagen, dass da ne Menge Zeugs zum Nachdenken drinsteckt.
Einen kleinen Plothole konnte ich aber einfach nicht schließen, weiß einer warum die Tyrants durch diesen June nach 6 Monaten nochmals Sarif Industrie überfallen haben?
schrieb am