Vorschau: Syberia 3 (Adventure)

von Jan Wöbbeking



Entwickler:
Release:
20.04.2017
20.04.2017
kein Termin
20.04.2017
kein Termin
Q1 2018
20.04.2017
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
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Hilfe von außerhalb

Eines dieser perfiden Rätsel ist ein vielgliedriger Schlüssel zum Aufzug, der angeblich den Weg in die Freiheit öffnet. In der Praxis lassen sich seine verschnörkelten Stifte aber nicht so zurechtpuzzlen, dass er in das Loch passt. Also müssen Kurks Kontakte außerhalb der Station aushelfen, die den Schlüssel handwerklich in die benötigte Form bringen können. Um einen Boten-Vogel ans Fenster zu locken, muss ich in einer anderen „Zelle“ einen metallenen Automaton-Vogel mopsen und ihn am Fenster in Betrieb setzen. Im Kontext der mechanikverrückten Spielwelt wirkt das durchaus logisch. Auch der Großteil der übrigen Rätsel überfordern den Spieler nicht mit zu durchgeknallten Ideen oder Kombinationen. Im Gegenzug erschweren aber Probleme bei der technischen Umsetzung das Knobeln: Manchmal irrte ich ahnungslos durch die Gänge, weil die vorgegebene Kamerargie zu oft und seltsam zwischen den Perspektiven wechselte und ich so wichtige Kleinigkeiten Kleinigkeiten übersah. Allein beim Gang durch den zentralen Aufenthaltssaal änderte sich die Einstellung alle paar Sekunden, was ein wenig an die angestaubten Kameras aus Resident Evil 1 erinnerte. Ich wusste z.B. auf Anhieb, dass der mechanische Vogel ein wichtiger Gegenstand zum Anlocken des gefiederten Boten war. Wo genau ich ihn platzieren musste, erschloss sich mir aber erst, als mir ein Entwickler auf die Sprünge half.

Stalker als Adventure?

Uhrmacher Simon Steiner ist ein alter Gefährte von Hans Voralberg und entwickelte zusammen mit ihm die mittlerweile wildgewordenen Rettungs-Roboter der verseuchten Stadt.
Uhrmacher Simon Steiner ist ein alter Gefährte von Hans Voralberg und entwickelte zusammen mit ihm die mittlerweile wildgewordenen Rettungs-Roboter der verseuchten Stadt.
In der später erforschbaren Stadt  Baranour spielen die Mechanik und Automaten eine noch größere Rolle. Der Ort ist in der Welt von Syberia das Gegenstück zu Pripyat – also die sowjetische Vorzeigestadt, welche im Jahr 1986 nach dem Atomunglück von Tschernobyl geräumt wurde und bis heute verlassen ist. Dort treiben mechanische Roboter ihr Unwesen, welche nach einem Supergau für die Rettungs- und Aufräumarbeiten entwickelt wurden, später aber durch einen Systemfehler Amok liefen. Ähnlich wie in den Vorgängern trifft man in der postapokalyptischen Umgebung wieder einen freundlich gesinnten Androiden, der dem Spieler erhebliche Vorteile bei der Durchquerung der verstrahlten Zonen verschafft. Zeigt Kates Spezialbrille zu viel Radioaktivität an, wechselt man einfach zum Blechkollegen, um mit weniger Angst vor Strahlenschäden durch die Stadt zu spazieren und z.B. einen Eingang auf einem Kuppeldach zu öffnen.

Um den Spieler stärker ins Geschehen einzubinden, setzen die Entwickler immer wieder auf ausgelagerte Puzzle-Bildschirme, bei denen man mehrere Objekte umher bewegt oder anderweitig manipuliert. So wühlt man z.B. in einer Schublade herum und schiebt allerhand nutzloses Gerümpel beiseite, bis man schließlich einen nützlichen Gegenstand findet – darunter z.B. die Pläne für den bereits erwähnten Spezialschlüssel. Die mit den Analogsticks ausgeführten Bewegungen sind dabei an die der Hände angelehnt. In erster Linie wurde die Steuerung also fürs Gamepad optimiert, man darf aber auch Maus und Tastatur nutzen. Drei wählbare Schwierigkeitsgrade blenden mehr oder weniger Anzeigen ein: Ein dickes Kreuz symbolisiert z.B., dass man an diesem Ort später etwas kombinieren kann, sobald man die entsprechenden Gegenstände gefunden hat. Auch die in Dialoge eingebundenen Hinweise werden vom Schwierigkeitsgrad beeinflusst.

Mechanik-Nostalgie

Wo ein Schneestrauß ist, ist auch ein Weg.
Wo ein Schneestrauß ist, ist auch ein Weg.
Zudem gibt es trotz weitgehend linearer Handlung alternative Abzweigungen. Als ich etwa im Gespräch mit der sadistischen Dr. Olga auf Konfrontation setzte, ließ sie sich das nicht lange bieten und rammte mir überraschend eine Betäubungsspritze in den Arm. Ein anderer Teilnehmer des Events zeigte sich kooperationsbereiter, so dass ihm die Szene erspart blieb. Als ich aufwachte, erwarteten mich aber die gleichen Konsequenzen wie ihn, so dass die Geschichte danach ähnlich weiterging. Wird man in Baranour von wild gewordenen Roboterhunden angefallen, kann man sich wehren, indem man etwa ein Feuerwehrauto repariert und sie sich mit Hilfe des Wasserdrucks vom Leib hält. Als ich Sokal nach den Hintergründen für seine Vorliebe für mechanische Technik befrage, erläutert er:

„Steampunkt ist Nostalgie für etwas, das man verstehen kann. Elektronik durchschaue ich nicht: Ich nehme das Ergebnis wahr, z.B. Licht oder Musik, aber Mechanik kann mein Gehirn leichter erfassen. Automaten waren als Technologie sehr wichtig und hatten Anfang des 20. Jahrhunderts einen großen Erfolg, bevor sie in den Sechzigern vom Quartz und der Elektronik verdrängt wurden. Es gab viele kleine Fabriken in den Bergregionen Frankreichs. Manche Einwohner, die in den kalten Wintermonaten wenig zu tun hatten, tüftelten in dieser Zeit Automaten aus. Solch eine Technologie, die irgendwann einfach von der Bildfläche verschwand, hat einfach mein Interesse geweckt. Das ist ähnlich wie bei der Dampflokomotive: Die letzte Dampflok war ein sehr hübsches, mächtiges Objekt. Die erste Elektro-Lok war dagegen nicht besonders interessant. Klar es war eine neue Technologie, effizienter, leichter zu bedienen – aber mein Interesse gilt eben dieser letzten Stufe einer alten Technologie – in vielen Bereichen wie einer Uhr oder dem Zug. Für mich ist das einfach fantastisch!“
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Kommentare

Setschmo schrieb am
Syberia 2 ist übrigens gerade noch auf Origin kostenlos verfügbar. Wie lange das geht weiss ich aber nicht
Balla-Balla schrieb am
Auch ich habe in den ersten Teilen über den lästigen Kamerawechsel geflucht, bin zig mal umhergelatscht, um endlich das fehlende Teil zu finden und freue mich doch wieder sehr auf den 3.Teil.
Die Atmosphäre ist einzigartig, die vielen kleinen Ideen, die Mechanikrätsel (gab es so nur noch in myst oder irre ich mich?).
Ich mag diese kleinen Rätsler, die nicht sauschwer sind aber eine eigene Welt kreieren, es gibt definitiv zu wenige davon. Allerdings hätte ich mir dieses mal eine freiere Bewegung erhofft, scheinbar bleibt hier ja alles beim alten, vielleicht macht aber auch gerade diese seltsame Starrheit einen Teil der Faszination aus. Egal, her mit dem Spiel, bin gespannt, wie es auf der Konsole läuft.
NewRaven schrieb am
Naja, dass Syberia jetzt wieder ein wenig ans Tageslicht kommt, liegt wohl an den News zu Teil 3 und daran, dass Origin gerade Teil 2 verschenkt (das erklärt wohl auch die Einträge bei MyDealz). Die letzten 12 Jahre war es aber erstaunlich still. Die Serie ist und war eigentlich schon immer in der Tat eher ein Geheimtipp. In einem Nischen-Genre.
Gray Matter, aber auch die Gabriel Knight Anniverary Edition oder eben auch Broken Sword 5 - alles klassische Adventures, die sich nicht wirklich berauschend verkauft haben sollen. Auch die Secret Files-Serie lief immer schlechter. Die Deponia-Serie hingegen soll sich recht gut verkauft haben - für Adventure-Verhältnisse, versteht sich, Whispered World ebenso. Nur setzen die beide deutlich mehr auf Humor. Das dieses Spiel für wirklich alle Systeme angekündigt ist, auf denen man nur irgendwie spielen kann, deutet zumindest für mich darauf hin, dass man da schon mit höheren Verkaufszahlen als beim typischen Nischentitel rechnet. Und ich glaub halt wirklich nicht, dass das so aufgeht.
muecke-the-lietz schrieb am
coral hat geschrieben: ?30.03.2017 23:20
NewRaven hat geschrieben: ?30.03.2017 22:33 Das Problem ist einfach, dass das Spiel etwa knappe 10 Jahre zu spät kommt. , unabhängig von der eigentlichen Qualität des Spiels hinterher lesen zu dürfen "Adventures lohnen sich nicht mehr, Syberia 3 verkauft sich schlechter als erwartet, Pläne für Teil 4 gecancelt".
Das Spiel ist sowas von gekauft. Hab damals die Tests von PC Games und Gamestar gelesen. Haben beide keine Empfehlung gegeben, unter 60 Prozent nochwas. Fazit war : Langweiliges Rumgelatsche, Rätsel nicht gerade anspruchsvoll. Das das Spiel von seiner melancholischen Atmosphäre lebt und den wunderbaren skurrilen Charakteren ist den Testern nicht aufgefallen. Das wird auch das Fazit für den dritten Teil sein. Von daher scheiß ich auch auf den PCGames, Gamestar, 4playertest. Dreamfall Chapter ist ja hier auch noch als Katastrophe gelistet ,von daher. Ich freue mich drauf. Die Syberiareihe ist sehr wohl bekannt. War sogar mal auf der Mydealz Hauptseite gelistet über 1000 crad. Und auch in sehr vielen Bundles mit drin.
Die Reihe scheint aber tatsächlich so eine Art Geheimitipp zu sein. Von der Fachpresse meistens abgestraft, hat sie in den letzten Jahren doch eine beachtliche Fanbasis aufbauen können.
Ich persönlich finde die ersten beiden Teile auch wesentlich besser, als es sich überall liest.
Aber das ging mir bei Gray Matter ähnlich, welches ich auch sehr cool fand, was aber in der Öffentlichkeit bestenfalls als durchwachsen galt.
cM0 schrieb am
NewRaven hat geschrieben: ?30.03.2017 22:33 Das Problem ist einfach, dass das Spiel etwa knappe 10 Jahre zu spät kommt. "Klassische" Adventures sind eh nicht auf einem sonderlichen Höhenflug, leider... und dann soll ein dritter Teil, von denen vermutlich die wenigsten der heutigen Spieler Teil 1 und 2 gespielt haben, ein Erfolg werden? Ich weiß nicht recht... vielleicht hätte gerade hier eine "Remaster"-Version der ersten beiden Teile vor der Veröffentlichung von Syberia 3 viel mehr Sinn gemacht. Ich freu mich wahnsinnig aufs Spiel... hab aber die Befürchtung, unabhängig von der eigentlichen Qualität des Spiels hinterher lesen zu dürfen "Adventures lohnen sich nicht mehr, Syberia 3 verkauft sich schlechter als erwartet, Pläne für Teil 4 gecancelt".
Das würde ich so nicht sagen. Klar sind die großen Zeiten der Adventures vorbei und Syberia 3 wird wohl kein Millionenseller, aber die Reihe ist schon etwas bekannter. Dass es noch einen Markt für Adventures gibt, zeigt auch Thimbleweed Park, welches bei den aktuellen Steam-Topsellern auf Platz 2 in Deutschland ist. Klar steckt dort auch ein bekannter Entwickler dahinter und es ist nicht Teil 3 einer Reihe, aber ich denke schon dass sich Syberia 3 verkaufen wird. Ich werde es mir ziemlich sicher zulegen. Die Masse vermutlich nicht, aber es werden sich schon Käufer finden.
schrieb am

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