Die Rückkehr der klappenden Kinnlade

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"Operation Metro" war auf der E3 im Rush-Modus voll spielbar - und zeigte deutlich, dass die Entwickler ihr hochgestecktes Ziel, den besten Shooter aller Zeiten abzuliefern, sehr ernst nehmen.
Es gibt heutzutage eigentlich nur noch wenige wirklich hässliche Spiele. Manche sind bewusst simpel gehalten (meist im Indie-Bereich), manche zeugen einfach nur von der Unfähigkeit der Entwickler. Aber der Großteil der Produktionen, gerade im Shooter-Bereich, entspringt sehr fähigen Händen. Ein Spiel muss sich also schon sehr viel Mühe geben bzw. aus besonders talentierten Händen stammen, um heutzutage noch „Wow, sieht das geil aus!“-Reaktionen zu provozieren. So ging’s mir bei der EA-Pressekonferenz, als Battlefield 3 (BF3) in voller Action gezeigt wurde. Und noch mehr ging’s mir so, als ich selbst eine heftige Rush-Partie spielen durfte – denn der auf der PK gezeigte Level verblasste im Vergleich zum spielbaren.
Es ist nicht so, als ob DICE mit dem neuen Frostbite 2-System irgendwas Neues machen würde. Es ist einfach die Kombination aus umwerfender Architektur, exzellenten Effekten und superben Animationen, die selbst den gestandenen Shooter-Kenner zu beeindrucktem Nicken veranlasst. Natürlich ist ein großer Teil der Umgebung mal wieder zerstörbar, was mehr Schutt, Asche und generelles Chaos nach sich zieht als je zuvor – es geht nach wie vor nichts über das befriedigende Gefühl, einem sich in Sicherheit wähnenden Gegner mal eben ein mehrstöckiges Haus auf den Kopf fallen zu lassen. Allerdings ist das Kaputtmach-System nach wie vor inkonsequent: Mit genug Sprengstoff zerfetzt man auch das stabilste Haus, aber eine simple Birke leistet weitaus mehr Widerstand. Die Animationen sind flüssiger und abwechslungsreicher als je zuvor, was einem EA Sports entstammenden System zu verdanken ist – das sorgt u.a. dafür, die Bewegungen der Spieler in FIFA 12 geschmeidig und glaubwürdig zu halten. In BF3 ist mir nicht ein Zucken oder Zappeln aufgefallen, egal ob meine Teamkameraden über Zäune sprangen oder in Deckung schlidderten.
Wer hat Angst vorm bösen Sniper?
BF3 wird drei Spielvarianten bieten: Den Einzelspieler-Ausflug (wobei bislang nicht verraten wurde, ob es sich dabei um den typischen Kampf gegen die KI oder eine echte Handlung wie in der Bad Company-Reihe handeln wird), die zusätzliche Koop-Kampagne sowie natürlich
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Die Frostbite 2-Engine befeuert nicht nur exzellent aussehende Levels, auch die Soldaten selbst sehen fantastisch aus - momentan liegt Battlefield 3 leicht vor Call of Duty: Modern Warfare 3.
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den hochwichtigen Mehrspielermodus. Bis zu 32 Spieler dürfen mit- oder gegeneinander antreten, wobei das Spiel grundsätzlich Teamplay bevorzugt – aber wer einen auf einsamer Wolf machen möchte, kann das natürlich auch hier. Die bislang bestätigten Spielmodi sind Conquest, Rush und Team Deathmatch – ich hatte die Chance, eine große Runde Rush zu spielen.
Die Karte, auf der wir loslegen durften, war verdammt groß – aber laut den Entwicklern noch lange nicht die größte, die man im Angebot hat. Das Ganze ist also für idealerweie volle Server ausgelegt. Meine Map (die vier Eroberungspunkte bot) begann in einem lauschigen Park, der nahtlos in eine riesige U-Bahn-Station führte, welche wiederum in ein beeindruckend mächtiges Geschäftsviertel mündete. Es gibt wieder vier Spielerklassen, die sich leicht von den bekannten Standards unterscheiden: „Assault“ ist eine Mischung aus klassischem Assault und Medic, den es als eigene Klasse nicht mehr gibt. „Recon“ sorgt mit dem Scharfschützengewehr für Sicherheit aus der hinteren Linie, der „Engineer“ kann wie üblich Dinge reparieren. Der „Support“ ist eine sehr nützliche Klasse, denn er trägt ein leichtes Maschinengewehr mit sich herum, das er im liegenden Zustand mit ausklappbaren Standbeinen stabilisieren kann – und damit mächtiges Sperrfeuer austeilt! Einem derart mit Kugelstürmen eingedeckten Gegner wird die Sicht verzerrt, während dem Schützen selbst ein „Suppression Bonus“ zuteil wird.
Mein Panzer, mein Quad, mein Heli
Jede Klasse kann natürlich stark personalisiert werden: Waffe, Extras (wie Granatwerfer oder eine fiese Blendlampe), Zusatzausrüstung – selbst das Dog Tag trägt dieses Mal eigene Züge. Erwischt man einen Gegner mit dem Messer (was für das Opfer fieser aussieht als je zuvor), erhält man nicht nur seine Erkennungsmarke als Trophäe, er bekommt auch die seines Mörders zu sehen – auf der ein paar persönliche Rekorde verzeichnet werden. Noch mehr davon gibt es im „Battlelog“ nachzulesen, was der umfassende Spielehub für BF3 ist – vergleichbar mit dem Autolog-System aus NFS: Hot Pursuit. Hier wird nicht nur Buch über alle Statistiken und Fortschritte geführt, auch dient das Ganze als eine Art Social Network und Mehrspielerzentrale. Und zwar – die Entwickler wurden nicht müde, das zu betonen – im Gegensatz zu CoD: Elite komplett kostenlos.
Eine Sache noch: Natürlich wird es wieder jede Menge Vehikel geben, inkl. Panzer, Helikopter, Transporter, Boote und Quads - außerdem feiern die lange vermissten Jets ihre Rückkehr in die Serie. Jedes Fahr- und Flugzeug darf ebenfalls dem persönlichen Geschmack angepasst werden.