Zwischen Leben und Tod
Bäääm! Mit voller Wucht wird der Wagen von Tanner erfasst. Er überschlägt sich, es kracht und scheppert - von dem schicken Muscle Car bleibt nur ein Haufen zusammengestauchter Schrott übrig. Jericho hat ganze Arbeit geleistet: Der Transporter, der ihn eigentlich in ein anderes Gefängnis verlegen sollte, landet mit Hilfe von Komplizen in den Händen des Schurken und wird unter seiner Kontrolle zu einer gepanzerten Waffe auf vier Rädern, der Tanner im direkten Duell nichts entgegensetzen kann. Während der Fiesling seine Flucht ungehindert fortsetzt, kämpft der verdeckte Ermittler derweil im Inneren des Wacks um sein Überleben. Es sieht nicht gut aus:
Video:
Tanner meldet sich aus dem Ruhestand zurück und nimmt es erneut mit Jericho auf.
Der Protagonist fällt ins Koma, aus dem ihn auch die Ärzte nicht wecken können. Lässt Ubisoft als neuer Besitzer der Driver-Marke den altgedienten (aber zuletzt enttäuschenden) Helden jetzt etwa den Serientod sterben?
Shiften macht Spaß!
Nein, keine Sorge. Anstatt ihn vorzeitig in Rente zu schicken, wagen die Entwickler von Reflections ein interessantes Gedankenexperiment: Sie lassen Tanner zwar weiterhin in der Realität im Koma schlummern, aber geben ihm in einer Art Parallelwelt die Möglichkeit, die Kontrolle über beliebige Personen zu übernehmen und in ihre Körper zu schlüpfen. Diese Fähigkeit wird „Shiften“ genannt und ist nicht nur äußerst praktisch, sondern macht auch eine ganze Menge Spaß. Zunächst schwebt man wie ein Geist über den Straßen der amerikanischen Westküsten-Metropole, aber kann sich auf Wunsch in jedes der Fahrzeuge am Boden beamen, um die Stadt frei zu erkunden. Viel eher sollte man aber die Augen nach Icons offenhalten, die zu den Haupt- und Nebenmissionen führen - und davon gibt es reichlich.
Man mag dem "Geister-Konzept" im Vergleich zum klassischen Action-Krimi skeptisch gegenüberstehen - ich fragte mich bei der Ankündigung ebenfalls, wer diesen verrückten Ansatz bei Ubisoft durchgewunken hat. Aber beim Anspielen wird schnell klar, welche spielerischen Vorteile das Shiften mit sich bringt: Anstatt sich nur auf Tanner zu konzentrieren, kann man in den Missionen alle erdenklichen Rollen füllen - und das Ergebnis ist ein enorm abwechslungsreicher Spielablauf! So musste ich z.B. einem Lästermaul von Fahrlehrer eine Lektion erteilen und dessen Herzschlag durch wilde Manöver in die Höhe treiben oder einem TV-Team mit lancierten Verfolgungsjagden sowie Unfällen spektakuläre Aufnahmen bescheren. In bester Crazy Taxi-Manier befördert man
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Auch in der Cockpitansicht darf man durch San Francisco rasen und cruisen. |
außerdem Fahrgäste unter Zeitdruck an ihr Ziel oder bringt Patienten unter Sirenengeheul ins Krankenhaus, bevor ihr Herz aufhört zu schlagen.
Übernatürliche Verbrecherjagd
Doch das sind nur Nebenaufgaben, von denen man allerdings eine bestimmte Mindestanzahl erfolgreich absolvieren muss, um den Zugang zu weiteren Story-Missionen zu erhalten. Dort steht dann vornehmlich die Verfolgung Jerichos und seiner Handlager im Fokus, wobei Tanner auch hier von der Shift-Funktion Gebrauch macht, um in den Körpern der Ganoven die Verbrecherbande zu infiltrieren. Dass man dabei gezwungenermaßen die Seiten wechseln muss, versteht sich von selbst und so liefert man sich in der Rolle der bösen Buben u.a. wilde Verfolgungsjagden mit den Cops. Umgekehrt darf man in den "City-Missionen" auch als Gesetzeshüter die Flüchtigen bis zum Totelschaden mit Rempeleinlagen zurechtstutzen. Dazu gesellen sich Aufgaben nach dem Muster "Überhole zehn Autos innerhalb des Zeitlimits" oder Stunteinlagen, bei denen man z.B. über die Ladefläche von Autotransportern springt. Doch auch als Tanner ist man noch oft genug unterwegs, begleitet von dessen altem Partner Jones, den man in einer Mission z.B. erstmal von seinen neuen Fähigkeiten überzeugen muss.