Die Rückkehr der Flügelchen
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Da ist er ja endlich wieder - Pit. Nach einem kurzen Gastauftritt in Super Smash Bros. Brawl erhält das Ikaruskind endlich wieder ein eigenes Abenteuer.
Wer sich noch an das ursprüngliche Kid Icarus (1986) erinnert, der weiß, dass das mal ein grundsolides Jump-n-Run mit leicht metroiden Elementen war: Man steuerte den kleinen Pit, ließ den einen oder anderen Pfeil auf mythologische Kreaturen flitzen, sprang von Plattform zu Plattform und verbesserte im Laufe des Spiels seine Ausrüstung. Mit diesem Ansatz hat Kid Icarus: Uprising gar nichts mehr zu tun, mit dem Ende 1991 veröffentlichten Game Boy-Nachfolger ebenfalls nicht. Denn der Pit der Neuzeit ist zwar immer noch ein Jungspund mit Flügeln am Rücken und Olivenzweigen am Haupt, aber sonst ein Teufelskerl: Seine Gegner werden mit göttlichen Strahlen, dreiklingigen Klauen oder einem dicken Schwert bekämpft, die Action ist schnell und frenetisch - ein Kratos für die ganze Familie?
Nun, ganz so weit sollte man wohl nicht gehen, aber die Ähnlichkeiten zu den Abenteuern des Kriegsgottes sind durchaus vorhanden - wenn auch nicht mal ansatzweise mit dessen Brutalität gesegnet. Aber Uprising besteht nicht nur aus der Action am Boden, sondern spielt zur Hälfte auch in der Luft. Und in diesen Abschnitten hat das Spiel viel mehr mit einem Rail-Shooter à la Sin & Punishment zu tun: Man durchquert man den griechischen Himmel, düst über die Seen und Meere, stürzt mit rasender Geschwindigkeit durch Schluchten und Höhlen, weicht dabei Hindernissen aus und nimmt Gegner im Dutzendpack ins Visier. Und das klingt einfacher als es ist, denn an die Steuerung muss man sich erst gewöhnen: Mit dem Analogknubbel in der linken Hand kontrolliert man Pit, mit der Schultertaste auf der gleichen Seite wird geschossen. Die andere Hand umklammert den Stylus und kontrolliert damit das Fadenkreuz über das Touchpad. Das ist vor allem dadurch fummelig, dass der 3DS sehr betont in einer Hand liegt und schnell unbequem wird - ein Spielen im Liegen oder Sitzen dürfte daher angeraten sein, was in Amsterdam aber leider nicht möglich war. Sehr positiv fällt mein Urteil dagegen über den 3D-Effekt aus: Gerade in den Rail-Abschnitten, in denen man wie ein Wahnsinniger durch Höhlen rast, läuft das Display des 3DS zu Höchstform auf - der Effekt ist wirklich der Hammer, wie man gerade im Vergleich sieht, wenn man ihn per Seitenregler abschaltet. Dann wirken die entsprechenden Szenen zwar immer noch rasant, aber lange nicht so mitreißend wie in 3D.
Zu Tode gehoppelt
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Pits Gegnern geht es zu Lande und in der Luft an den Kragen. Am Ende jedes Levels wartet natürlich auch noch ein dicker Bossgegner auf seine Abreibung. |
Der Nachteil der Flugsequenzen ist die deutlich eingeschränkte Interaktivität: Es wird viel mit Zwischensequenzen gearbeitet, wenn Pit etwa durch eine Unmenge an vom Boden abgefeuerten Laserstrahlen (oder göttliches Feuer, man weiß es nicht) jagt oder im Hintergrund eine gigantische Medusa, die Göttin der Unterwelt über ihn lästert. Ansonsten wartet eine simple Schießbude, bei der die durch die Lüfte flatternden und zappelnden Gegner weniger Verstand beweisen als ein Rudel Moorhühner. Aber eine beeindruckende Aussicht später jagt Pit schon gen Boden, wo das Spiel deutlich an Abwechslung gewinnt: Die Steuerung bleibt gleich, allerdings kann man das Ikaruskind mit einer schnellen Bewegung auf dem Touchpad in eine Richtung drehen oder gegnerischen Angriffen ausweichen lassen. Kommt einer der Feinde zu nahe, wird automatisch in den Nahkampf geschaltet, wobei eine der drei vorab gewählten Waffen zum Einsatz kommt. Auch hier ist der 3D-Modus gut eingesetzt, denn man sieht sehr deutlich, aus welcher Richtung abgefeuerte Geschosse auf einen zurasen und kann schnell ausweichen. bzw. aushopsen, denn am Boden bewegt sich Pit mit einem merkwürdig beschwingten Hoppelschritt.
Zwei Levels waren in Amsterdam spielbar, beide wurden von einem Bossgegner beendet, von denen einer, eine zweiköpfige Töle namens »Twinbellows« (dem Aussehen und Gebahren nach ein naher Verwandter von Cerberus), den interessanteren Eindruck hinterließ: Das Vieh ist im Nahkampf nicht nur ausgesprochen bissig, sondern spuckt auch mit dicken Feuerbällen um sich.