Spieglein, Spieglein
Der Mann, der sein Spiel als Reise in eine Ebene hinter der digitalen Welt beschreibt, heißt Jeffrey Yohalem. Er ist der Lead Writer, also der hauptverantwortliche Autor für Far Cry 3. Er will beweisen, dass Spiele mehr sein
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Far Cry 3 will Grenzen überwinden. Es soll nicht nur die Geschichte des Spiels erzählen, sondern auch Videospiele als Ganzes beleuchten und dem Spieler einen Spiegel vorhalten.
können als oberflächliche Reaktionstests. Er will zeigen, dass Spiele als Kunst wahrgenommen werden können.
Er will nicht auf Gewalt verzichten! Far Cry 3 ist ein großer Ego-Shooter in einer offenen Welt - mit Nebenmissionen, mit Charakterentwicklung, mit einer Vielzahl an Waffen, mit donnernden Explosionen und fiesen Attacken aus nächster Nähe. Gewalt wird hier eine zentrale Rolle spielen, wie in jedem Shooter. Das Spiel wird die auf den ersten Blick gewöhnliche Geschichte von Jason Brody erzählen, der auf einer Insel voller Verrückter strandet. Es will nur gleichzeitig auch ein Spiegel der aktuellen Spielewelt und des Spielers selbst sein - Yohalem erinnert an BioShock und an Braid. "Wir wollen ein Spiel entwickeln, das sich darum dreht, wie es ist, ein 25-Jähriger in der heutigen Gesellschaft zu sein", sagt der Autor, der für sein Skript zu Assassin's Creed: Brotherhood mit dem Writers Guild Award ausgezeichnet wurde.
Traum oder Wirklichkeit?
Der kurze E3-Abschnitt unterstreicht Yohalems Absichten mit einem fetten Filzstift, wenn die abschließende Szene auf beeindruckende Weise die Wand zwischen Spieler und Spiel
Der verrückte Vaas ist nicht irgendein Bösewicht. In welchre Beziehung steht er zu Jason Brody und zum Spieler?
durchbricht. Denn als ich mit Brody endlich den Bösewicht, ein durchgeknallter Wirrkopf namens Vaas, ausfindig mache, rammt der mir glatt ein Messer in die Brust. Brody klappt zusammen und "wacht" in einer nebligen Traumwelt wieder auf. Flackernde Monitore auf dem Boden und an den Seiten weisen ihm den Weg. Als wären die Monitore kleine Bühnen, stehen darauf Figuren, die Szenen seines Inselausflugs darstellen. Und als Brody schließlich am Ende des "Gangs" bei Vaas ankommt, hält der sich Brodys Pistole an den Kopf, drängt ihn zu schießen - und sagt schließlich, als die Lichter ausgehen: "Ich bin du. Und du bist ich."
Schon hier - noch vor dem Interview mit dem Autor - hatte ich mich gefragt, wie real diese Insel ist und welche Bedeutung die Monitore haben, wenn ich die Szene doch selbst durch einen beobachte. Ich war sprachlos. Was Ubisoft von Far Cry 3 zeigt, gehört inhaltlich zu den großen Überraschungen dieser E3!