Vorschau: Remember Me (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Publisher: Capcom
Release:
07.06.2013
07.06.2013
07.06.2013
Erhältlich: Einzelhandel
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Kämpfe wie Batman, kletter wie Spiderman?

Im Neo-Paris des Jahres 2084 finden sich noch architektonische Reste der französischen Metropole.
Im Neo-Paris des Jahres 2084 finden sich noch architektonische Reste der französischen Metropole.
Hört sich komisch an? Richtig, denn das ist die irritierende zweite Besonderheit: Man schlägt dreimal zu und heilt sich dreimal? Man kann später auch eine gemischte Kombo aus Attacke, Heilung, Heilung, Attacke, Heilung festlegen. Jedesmal, wenn man an der betreffenden Stelle trifft, teilt man also entweder Schaden aus oder gewinnt Lebenskraft. Ob Remember Me diesen Widerspruch noch über taktischen Anspruch auflösen kann, bleibt abzuwarten, zumal der erste Bosskampf gegen einen mutierten Amnesiezombie XXL recht gewöhnlich anmutete. Immerhin kommt neben Attacke und Heilung noch ein Baustein hinzu, mit dem man die Abkühlphase beeinflussen kann.

Nach den Arenakämpfen kann Nilin die verschachtelte Gegend erkunden, indem sie à la Uncharted durch Neo-Paris klettert – wobei sich das Staunen angesichts der beschränkten Akrobatik sowie der etwas steifen Animationen in Grenzen hält. Und man fragt sich, warum sie angesichts der engen Levelschläuche auch noch den penetranten orangen Pfeilen folgen muss, um zum Ziel zu gelangen? Gerade weil sie das Gedächtnis verloren hat, das im Laufe des Spiels nur bruchstückhaft zurückkehrt, wäre es doch logischer gewesen, diesen Kompass erst später anzubieten – falls sich die Areale überhaupt öffnen! Der akrobatische Anspruch in den Gassen? Zunächst sehr gering. Es gibt immerhin mal Reaktionstests oder waghalsigere Sprünge – da muss man mal abwarten.

Erkundungsarmut & Dialogfaulheit

Erst als Nilin in ihren Kampfanzug schlüpft und den Handschuh überstreift, kann sie wieder im Gedächtnis anderer Menschen herum mixen.
Erst als Nilin in ihren Kampfanzug schlüpft und den Handschuh überstreift, kann sie wieder im Gedächtnis anderer Menschen herum mixen.
Was man bisher erkunden kann, ist recht überschaubar. Was man dabei entdecken und womit man in Neo-Paris interagieren kann, ist für ein Spiel mit diesem Thema sogar enttäuschend wenig. Zwar sorgen fluchende oder bettelnde Bewohner hier und da für Leben, aber sobald man sich den Einwohnern nähert, muss man sich teilweise seltsame Einzeiler anhören, kann nicht in ein Gespräch gehen. Und das, obwohl Nilin mehr als genug Gründe hätte. Spätestens in diesen kurzen Dialogphasen bemerkt man auch, dass Remember Me hinsichtlich Mimik, Gestik sowie Lippensynchronität bestenfalls solides Niveau erreicht. Auch die deutsche Lokalisierung ist spätestens dann zweitklassig, wenn Olga auftaucht.

Ein Armutszeugnis für das Spieldesign sind die Pseudo-Sammel-Rätsel. Es gibt tatsächlich alle Nase lang eine Art konspirative Schnitzeljagd, bei der der Suchanspruch gegen null geht: Die so genannten „Erroristen“ aka Rebellen gegen Memorize haben digitale Bilder von Verstecken in der Stadt verstreut, wo man „Sat-Patches finden kann. Was man damit anstellen kann? Bei fünf von fünf steigt die Gesundheit, fast so wie bei Zelda mit den Herzen, nur dass es hier einfallslos und deplatziert wirkt. Wo diese Patches sind? Manchmal drei Meter neben dem „Bilderrätsel“! Geht’s noch blöder mit den Sammelreizen?

Im Gedächtnis herum wühlen

Auch wenn Kampf und Erkundung noch nicht überzeugen, machen die Gedächtnismanipulationen Laune: Man kann spezielle Szenen in der Vergangnheit verändern.
Auch wenn Kampf und Erkundung noch nicht überzeugen, machen die Gedächtnismanipulationen Laune: Man kann spezielle Szenen in der Vergangnheit verändern. Hier muss man Olgas Mann sterben lassen...
Dass Remember Me noch einen befriedigenden Eindruck hinterlässt, liegt einzig und allein an den Gedächtnisrätseln: Im Gegensatz zu den plumpen Kämpfen und der leblosen Erkundung passen sie nicht nur zur Story, sondern wecken zumindest die szenische Neugier. Als Nilin von Kopfgeldjägerin Olga gestellt und fast getötet wird, kann sie dank ihres Handschuhs (sie ist Ex-Gedächtnisjägerin) in deren Gedanken schlüpfen und ihre Vergangenheit so manipulieren, dass die Kopfgeldjägerin von ihr ablässt. Das Spiel wechselt dann zu einem vergangenen Schauplatz und zeigt in diesem Fall eine Krankenhaussituation: Olga rechts, ihr Mann links in einer Art Operationsraum, mittendrin der Arzt. Jetzt schaut man sich die Ereignisse erstmal an.

Ziel ist es, die Szene dann so zu manipulieren, dass der Arzt ihren Mann tötet. Warum? Weil Olga das Geld für seine Operation quasi über die Jagd nach Nilin aufbringen will. Gibt es keinen zu heilenden Mann, gibt es auch kein Motiv für sie. Was kann man in dem Raum anstellen? Indem man mit dem linken Analogstick die Zeit zurück spult, was etwas fummelig ist, wird man auf orange flackernde Gegenstände aufmerksam, die man benutzen kann: Ein Gurt am Bett, die Atemmaske, seltsame Maschinen und Apparate, ein Trolley mit Skalpell & Co. Aber was muss man wie manipulieren, damit der Patient stirbt? Es kann nämlich auch passieren, dass Olga das Zeitliche segnet. Die richtige Kombination muss man über Logik sowie Trial & Error heraus bekommen. Hat man Erfolg, schaltet das Spiel zurück zu Nilin und Olga, die ihr Messer von deren Kehle nimmt und sie verschont.
 

AUSBLICK



Ich war sehr neugierig, jetzt bin ich ernüchtert. Remember Me fängt stimmungsvoll an, aber die erzählerische Faszination einer tyrannischen Überwachungswelt ist nach den ersten Stunden verflogen. Obwohl Capcom einen interessanten Hintergrund in einer düsteren Zukunft à la George Orwell und Blade Runner inszeniert, wirken die drei Spielelemente darunter wie künstlich zusammen gefügte Fremdkörper: Die Arenakämpfe sind trotz Kombosystem gewöhnlich, können weder hinsichtlich der Animationen noch Taktik den dynamischen Flow oder die Coolness eines Batman erzeugen. Das leichte Klettern mit Navisystem und vor allem das Erkunden bisher steriler, weil nur oberflächlich belebter Areale mit selten billigen Suchrätseln (wie dumm muss der Widerstand sein, wenn er seine Sat-Patches so offensichtlich platziert?) sind ebenfalls Dämpfer. All das sind zwar nur die Eindrücke der ersten zwei Stunden, aber wenn ein Spiel da nicht rockt, wird es schwierig. Dass Remember Me trotzdem noch einen befriedigenden Eindruck hinterlässt, liegt an den Gedächtnisrätseln, die neugierig machen und gut unterhalten. Trotz der Trial&Error-Mechanik will man einfach wissen, wie man Erinnerungen manipulieren kann und welche Konsequenzen das hat. Ob Neo-Paris in den nächsten Stunden noch mehr zu bieten hat?

Einschätzung: befriedigend
Remember Me ab 2,02€ bei kaufen
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Kommentare

superboss schrieb am
ja die Langeweile, die du beschreibst, klingt schon bedrohlich. Ich hatte schon auf etwas Experimenterelles wie zb die Sprungpassagen bei El shaddai gehofft.
Und zur Linearität. Es muss nicht jedes Spiel frei sein. Wichtig ist nur, dass mich interessiert, was im nächsten Raum ist und ich nicht das Gefühl hab, nur nen Level abzuarbeiten oder halt Unchartet Style ne ballerorgie.
Manche Spiele schaffen das,, andere halt nicht....
werds mir aber wohl trotzdem holen...und hoffe aufs Beste..Hab auch einfach bock auf SciFi.
DextersKomplize schrieb am
Wieso muss es dann irgendwas haben? Die Logik will mir irgendwie nicht so ganz in den Kopf.
Aber es ist ganz einfach. Grafisch schlechter als Uncharted, zudem noch schlauchigere Levels.
Story ist weniger "unterhaltsam" als bei Uncharted, aber auch etwas ernster präsentiert, Geschmackssache.
Kampfsystem ist mind. eine dicke Klasse schlechter als Batman, da nützen auch die coolen Elektrobeats nix, die mit steigendem Komboflow einsetzen, wenn gleich der Effekt anfangs schon cool ist.
Überhaupt ist die Inszenierung das größte Plus von dem Spiel, frei von irgendwelchen Regeln wird da einfach gemacht worauf die Entwickler wohl Lust hatten. Den ersten Arenabosskampf fand ich zwar schräg und es passte nicht so ganz zu der ansonsten ernsten Thematik des Spiels, aber unkreativ ist was anderes. Fand ich ganz nett.
Egal, weiter. Das Klettern ist genau so doof wie in Uncharted und man schaltet zwar neue Moves und auch weitere, gameplayrelevante Möglichkeiten frei, aber wenn die dann so aussehen das ich nur an bestimmten Punkten wieder dämlich (und in Kämpfen nervig hektisch) an vorgegebene Stellen ballern muss, nervt es mehr als das es nutzt.
Oder der Flow Move, warum muss ich erst ne Spezialattacke starten damit ich in so nen Komboflow wie bei Batman komme?
Ausserdem ist es eine Schande, das diese wirklich schön inszenierte Welt nicht begehbar ist! Die zeigen dir anfangs mehrmals wie toll doch der Ausblick ist, nur um dich im selben Moment mit der Levelbegrenzung auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
Die Erinnerungsmanipulation ist leider genau so wie befürchtet...langweiliges Trial and Error, iwie auch noch unlogisch dazu. Hat mir persönlich gar nicht gefallen, dabei war es das Feature was mich am meisten interessiert hat.
Also was soll dich da bitte überraschen?
Es kann nur geil sein wenn dich die Story packst und du dich von der auftretenden Langeweile in den Kletterpassagen nicht einfangen lässt ;)
Solides Spiel, was viiiel mehr hätte sein können.
PS: Aber wenn dich mehr...
superboss schrieb am
umso negativer die Bewertungen, desto neugieriger werd ich aufs Spiel...vielleicht gibts hier ja nen Überraschungshit für mich. Wenns den ganzen uncharted/Tombraider 90 % Leuten nicht gefällt, muss es doch irgendwas haben.
Und das Setting spricht mich eh an.
DextersKomplize schrieb am
Aracune hat geschrieben:Unglaublich. Wie kann man Remember me nur ein befriedigend als Ausblick geben. Und wie der Autor selbst geschrieben hat, hat er nur die ersten 2 Stunden des Spiels gesehen. Hier würde ich mich über etwas mehr objektivität freuen, denn wir wissen in keiner Weise ob Remember Me nicht noch die Kurve kriegt und sich der Plot noch richtig weiterentwickelt. Das Kampfsystem ist gewöhnungsbedürftig und langsam? Möglich, aber wir wissen noch nicht, wie es sich im späteren Spielverlauf anfühlt. Von dem was ich gesehen habe könnte ich mir vorstellen das es sogar richtig Laune macht. Ich persöhnlich denke und hoffe Remember me wird ein Hit.
Hast du es denn gespielt um zu behaupten das Jörg keine Ahnung hat?
Wieviele Stunden soll man denn in einem linearen Spiel verbringen um deiner Meinung nach eine fundierte Meinung zu besitzen?
Ich hab jetzt ~ 2-3 Std gespielt und ich kann dir auch nach der Zeit schon ein glasklares Review von dem Spiel und seiner Spielmechaniken geben. Viel passiert da auch nicht mehr und selbstr wenn am Ende die Gameplayrevolution kommt, ist es nicht positiv wenn das Spiel einen bis zu dem Punkt langweilt.
Unrecht hat Jörg auf jeden Fall nicht, soviel steht fest.
Das Beste an dem Spiel ist ganz klar die Musik und das Artdesign, und das will ja leider schon was heissen!
mosh_ schrieb am
Aracune hat geschrieben:Unglaublich. Wie kann man Remember me nur ein befriedigend als Ausblick geben. Und wie der Autor selbst geschrieben hat, hat er nur die ersten 2 Stunden des Spiels gesehen. Hier würde ich mich über etwas mehr objektivität freuen, denn wir wissen in keiner Weise ob Remember Me nicht noch die Kurve kriegt und sich der Plot noch richtig weiterentwickelt. Das Kampfsystem ist gewöhnungsbedürftig und langsam? Möglich, aber wir wissen noch nicht, wie es sich im späteren Spielverlauf anfühlt. Von dem was ich gesehen habe könnte ich mir vorstellen das es sogar richtig Laune macht. Ich persöhnlich denke und hoffe Remember me wird ein Hit.
Könnte sich ja auch noch schlechter spielen... von daher wird die Prognose anhand der gewonnen Eindrücke schon in Ordnung sein. Mehr als das was man beim Schreiben einer Vorschau kennt kann man ja kaum bewerten.
schrieb am