Vorschau: Medal of Honor: Pacific Assault (Shooter)

von Paul Kautz



Medal of Honor: Pacific Assault (Shooter) von Electronic Arts
Heiße Gefechte unter glühender Sonne - MoH: PA bringt euch Pearl Harbor näher.
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
18.11.2004
Spielinfo Bilder Videos
Selber Krieg, anderes Szenario: Dieses Mal verschlägt euch der Kampf nach der Ehrenmedaille nicht an die Fronten in Deutschland oder Frankreich, sondern an das andere Ende der Welt: den Pazifik. Ob Pearl Harbor und Co. dem mittlerweile etwas müden Weltkriegsshooter-Genre wieder frischen Wind einhauchen können, erfahrt ihr aus unserer Preview.

Schöner sterben

Wenn ihr die Schlachtfelder von Medal of Honor: Allied Assault oder Call of Duty beeindruckend fandet, wird euch Pacific Assault buchstäblich aus dem Sessel hauen: Die Levels sind vollgestopft mit detailverliebten Objekten, Figuren und massig Spezialeffekten, kein Stein gleicht dem anderen, kein Boden ist wirklich gerade, überall liegen Schutt, zerstörte Kisten oder Fässer. Bedient ihr ein Geschütz oder werdet ihr getroffen, wird das Bild kurz verzerrt und schwarz-weiß gefärbt, ein faszinierendes und gleichzeitig verwirrend-realistisches filmisches Element. Die knapp über 30 Missionen sind voller gescripteter Ereignisse wie abstürzender Flugzeuge, dicken Explosionen oder zusammenbrechenden Kriegsschiffen. Auch in Sachen Figurendesign setzt man neue Maßstäbe: Die Soldaten sind nicht nur bis zur letzten Granate toll modelliert, sondern auch perfekt animiert – speziell die Gesichter mit lippensychronen Dialogen und animierten Augen sehen großartig aus, gerade in den vielen Echtzeit-Zwischensequenzen. So ist es z.B. herrlich anzusehen, wie eine Gruppe von drei Soldaten in Ruhe ein Erotik-Heftchen studiert, dann den anwesenden Vorgesetzten bemerkt und panisch versucht, das anstößige Material möglichst unauffällig verschwinden zu lassen.

All diese Pracht hat natürlich ihren Preis: Der Hardwarehunger war bei unserer Preview-Fassung noch enorm, selbst mit 3GHz-Prozessor und High-End-Grafikkarte ruckelte das Spiel oftmals herzerweichend, die Ladezeiten bewegen sich nicht im üblichen Sekunden-, sondern im Minutenbereich!
Die Schlachtfelder sind dreckig, chaotisch - und voller Gegner!
Dafür wurde dieses Mal mit der Havok-Engine ein bewährtes Physiksystem integriert, welches dafür sorgt, dass Gegenstände realistisch miteinander interagieren, Explosionen benachbarte Soldaten wuchtig durch die Gegend werfen und Wasserleichen unheimlich auf und ab schwappen.

Wo ist Ben Affleck?

Das Grundprinzip der Medal of Honor-Serie bleibt auch in Pacific Assault unangetastet: Noch immer verkörpert ihr einen wackeren Amerikaner, in diesem Fall Private Thomas Conlin, der im Zweiten Weltkrieg auf sich allein gestellt ums Überleben kämpfen muss. Nun… dieses mal nicht ganz allein: Sehr oft seid ihr Teil eines Teams oder werdet von umherstreifenden Kameraden begleitet. Ihr könnt ihnen dieses Mal auch rudimentäre Befehle geben, müsst aber nicht. Außerdem stellen sich die Mannen auch ohne eure Anweisungen sehr clever an: Sie suchen selbständig Deckung, wählen immer die momentan geeignete Waffe, laden hektisch nach und helfen sogar verwundeten Soldaten, sofern sie das können – ein Mediziner ist für so was natürlich besser geeignet als z.B. ein Scharfschütze.

Wie in der Serie üblich spielt ihr berühmte Schlachten nach. Die bekannteste davon dürfte der Angriff der Japaner auf die ahnungslos in Pearl Harbor herumschippernde amerikanische Flotte sein. Wer den gleichnamigen Film von Jerry Bruckheimer kennt, wird wissen, was ihn hier erwartet: Zu Beginn werdet ihr von eurem scherzenden Vorgesetzten im Jeep über die Basis kutschiert, werft hübschen Krankenschwestern Blicke zu und beobachtet Kameraden beim Football-Spiel. Plötzlich nähern sich bedrohliche Geräusche, jeder ist verwirrt und sieht gen Himmel – bis auf einmal die Hölle auf Erden ausbricht, überall etwas explodiert, und japanische Zero-Maschinen alles und jeden aus allen Rohren beschießen. Ihr hetzt von Deckung zu Deckung und schlagt euch zu einem kleinen MG-Boot durch, auf dem ihr das Geschütz bemannt und drauflosballert, während die KI das Boot lenkt. Der Himmel ist vor lauter Maschinen kaum noch zu erkennen, Torpedos reißen die gigantischen Schiffe auseinander, überall treiben die Körper ertrunkener Soldaten auf dem Wasser – eine unglaublich intensive Mission, die unter  die Haut geht.

Der letzte Atemzug

Ein neues, etwas makabres Feature nennt sich »Verge of Death«, und ist genau das, was der Name verspricht: Seid ihr soweit verwundet, dass ihr in jedem anderen Shooter die Quickload-Taste betätigen müsstet, verschwimmt das
In Pearl Harbor bricht urplötzlich die Hölle aus - vom Boot aus nehmt ihr die japanischen Zeros unter Beschuss.
Bild und alle Geräusche klingen dumpf. Ihr könnt gerade noch euren Kopf bewegen und nach medizinischer Hilfe schreien, während die Zeit bis zum Exitus unerbittlich verrinnt. Werdet ihr innerhalb dieses Rahmens erfolgreich verarztet, geht alles ganz normal weiter – genauso gut kann es aber auch passieren, dass ihr zuerst vom Feind gefunden werdet, der die Sache zu einem weniger fröhlichen Ende bringt.

4P|Stream: Pearl Harbor (Laufzeit: 3:21 min)

Wie mittlerweile üblich dürft ihr nur eine begrenzte Anzahl an Waffen mit euch herumtragen, aber natürlich die Knarren gefallener Gegner aufklauben und gegen eure MGs, Gewehre oder Pistolen tauschen. Ihr solltet auch auf den Nahkampf vorbereitet sein, denn japanische Landser haben ein Faible für ihr Bajonett, und rennen bevorzugt mit der Spitze voran und laut schreiend auf euch zu. Nebenbei bekommt ihr noch viel mehr auf die Ohren: In feinem THX-Sound bricht um euch herum die Hölle aus, donnernde Explosionen, schreiende Kameraden, weinende Krankenschwestern, pfeifende Kugeln und brummende Flugzeugmotoren weben einen düsteren Klangteppich. Dazu gibt es dramatische Orchestermusik, die besonders im Hauptmenü für eine passende militärische Grundstimmung sorgt.

           
 

AUSBLICK



Okay, spielerisch bringt Pacific Assault gar nix Neues. Aber die Art, in der das Bewährte präsentiert wird, ist atemberaubend: Wenn mir mein Vorgesetzter vor dem großen Sturm auf den Strand den Rat gibt, mich noch mal richtig auszukotzen, bevor es richtig losgeht, kriege ich Gänsehaut. Wenn sich Pearl Harbor innerhalb weniger Augenblicke vom friedlichsten Platz der Welt in eine unwirkliche Vorhölle verwandelt, muss ich mehr als ein Mal schlucken. Die Präsentation, die von massig gescripteten Szenen umrahmt wird ist genauso irre wie die dazu passende Soundkulisse, das Erlebte intensiver als bei jedem anderen WW2-Shooter. Klar, letzten Endes geht es wieder nur darum, dem bösen Feind die Leviten zu lesen, aber durch die neue Umgebung und vor allem die perfekte Inszenierung schlummert hier ein Highlight, von dem Shooter-Fans noch lange reden dürften.

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