Vorschau: The Sinking City (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Release:
28.06.2019
28.06.2019
19.02.2021
12.09.2019
28.06.2019
28.04.2021
Erhältlich: Digital (PSN, Xbox Store, Epic Games Store), Einzelhandel
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Investigative Ermittlungen

Immerhin zeigt sich auch bald die unterhaltsamere Seite dieses Abenteuers auf der investigativen Seite. Man wird frühzeitig in einen ersten Fall verwickelt, an dem die rivalisierenden Throgmortons und die Fischköppe aus Innsmouth beteiligt sind - die flohen übrigens aus ihrer verbrannten Stadt und werden jetzt als Flüchtlinge abschätzig behandelt. Das ist zumindest eine interessante Verknüpfung zu Lovecrafts berühmter Erzählung "The Shadow Over Innsmouth" aus dem Jahr 1936. Mal abwarten, inwiefern dieser offen zur Schau gestellte Rassismus der Einwohner noch eine Rolle spielt.

Man soll jedenfalls einen vermissten Mann finden, also sucht man nach Hinweisen in der Nähe und erkundet Spuren in einem Lagerhaus – worüber sich die anwesende Polizei nicht wundert, obwohl man an einem Tatort unterwegs ist. Dabei kann man

asddas
Manchmal muss man den Tathergang korrekt rekonstruieren.
Anwesende befragen und Gegenstände näher untersuchen, wobei Reed seine Gedanken in inneren Monologen mitteilt, aber auch von Visionen heimgesucht wird, so dass die Grenzen zwischen Realität und Wahn verschwimmen. Hier deuten sich stimmungsvolle Potenziale an.

Puzzle mit Hinweisen

Reed kann auch das innere Auge einsetzen, um sich z.B. auf speziell markierte Punkte auf drehbaren Objekten zu konzentrieren, so dass sich Ereignisse aus der Vergangenheit zeigen. Hat man alle Hinweise gefunden, muss man sie wie in einem Puzzle in logische Zusammenhänge bringen. Manchmal muss man schattenhafte Schemen eines Tathergangs auch direkt vor Ort in der richtigen Reihenfolge als 1, 2 und 3 aktivieren. Manchmal geht es aber auch um Textbausteine im Menü: Dazu wählt man einen Hinweis aus und kombiniert ihn mit einem anderen - passen sie zusammen, ergeben sie ein Paar; passen sie nicht, wird das als falsch markiert.

Schön ist, dass man den Fall mit einer eigenen Schlussfolgerung abschließen kann: Hat der Mörder vorsätzlich gehandelt? Oder trifft ihn keine Schuld, weil er plötzlich unter nicht erklärbarem Wahnsinn litt? Je nachdem wie man sich entscheidet oder

Der Kampf gegen die Wyldebiester wirkte spröde.
Der Kampf gegen die Wyldebiester wirkte spröde.
was man dem Vater des Opfers berichtet, hat das Konsequenzen. Das können direkte Belohnungen sein oder auch Bemerkungen von Johannes von der Berg, die man dann in seinem Hotelzimmer findet. Gerade um dieses Gestalt, die Reed nach der Bewusstlosigkeit schonmal ins Hotel zurückbringt, könnte sich eine interessante Dramaturgie aufbauen.

Skeptischer bin ich bei der offenen Spielwelt, die man auch mit dem Boot erkunden kann. Ich habe noch viel zu wenig gesehen, aber das wirkte teilweise zu generisch, vor allem wenn es um infizierte Gebiete geht, die man säubern kann. Der Kampf wirkte noch recht spröde, das Figurenverhalten durchwachsen. Zwar reagieren die Bewohner darauf, wenn man Waffen zieht, außerdem schreiten Polizisten sofort ein, wenn man gewalttätig wird. Schön ist zudem, dass ein eigener Dialekt gesprochen wird, in dem Worte wie "Ve'ra" oder "Dain" oder "Kauil" zumindest für etwas linguistische Exotik sorgen - auch hier bin ich gespannt, ob das in Ermittlungen eingeflochten wird. Aber es kommt auch zu einigen unfreiwillig komischen Reaktionen, es gibt sehr viel Statik auf den Straßen sowie in Gasthäusern. Und selbst misstrauisch auftretende Wirte stört es nicht, wenn man direkt hinter ihrer Theke mal eben Kisten mit Schießpulver & Co plündert. Und das, obwohl der Dollar in Oakmont nichts wert ist, so dass alle mit Patronen als einziger Währung bezahlen...
 

AUSBLICK



The Sinking City hat mich nach dem Spielen des Einstiegs noch nicht überzeugt. Zwar gefällt mir die detektivische Recherche an Tatorten sowie das Rätseln mit Hinweisen, wobei auch paranormale Fähigkeiten und verstörende Visionen zum Einsatz kommen. Außerdem ist es schön, dass man schon in den ersten Stunden kleine Entscheidungen treffen kann, die Konsequenzen nach sich ziehen - wer weiß, was sich da noch ergibt. Allerdings lässt sich die Regie keine Zeit, um den Helden und die Mysterien geduldig aufzubauen. Man wird quasi sofort mit Kultisten, Monstern und Freaks konfrontiert - das Skurrile und den Schrecken dieses überfluteten Oakmond hätte H.P. Lovecraft wesentlich behutsamer eingeleitet. Auch das Crafting, der Kampf und das Verhalten der Bewohner in der offenen Welt wirken bisher eher spröde. Jetzt bleibt abzuwarten, ob sich mit der weiteren Erkundung des überfluteten Oakmont eine dichtere Atmosphäre ergibt, wie sich Reed als Charakter, die Rivalitäten der Einheimischen und vor allem die Geschichte weiter entwickelt.

Einschätzung: befriedigend

(Falls ihr euch für die Geschichte von H.P. Lovecraft interessiert, haben wir hier eine historische Einführung in sein Leben in Video-Form im Angebot.)
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Kommentare

JunkieXXL schrieb am
Na ja, das einzige, was ich als gesichert gelten lassen würde, ist die Angst als kreatives Moment. Warum? Weil das in Interviews auch andere Horrorautoren, wie z.B. Fitzek oder King, als ihre Triebfeder genannt haben. Sie entdecken eine Angst vor etwas Bestimmten und dann setzen sie sich hin und schreiben sie auf. Sie externalisieren ihre Ängste über die Schriftstellerei und verarbeiten sie auf diese Art und Weise. Und Ängste kann man vor Klowns haben, vor Friedhöfen, vor dem Fliegen, aber eben auch vor Überfremdung. Und gerade die USA waren zu Lovecrafts Lebzeiten noch rasant wachsendes Siedlungsgebiet für Menschen aus aller Herren Länder.
Eine Überfremdungsangst ist zu einem gewissen Grad legitim und mag Lovecraft die Grenzen dieser Legitimität auch als politischer Mensch überschritten haben und in Rassismus und "Xenophobie" abgedriftet sein, so ist er doch bei seiner künstlerischen Verarbeitung dieser Ängste stets im Bereich des Sagbaren geblieben. Es wird dort kaum eine Äußerung getroffen, die jemand, egal welcher Ethnie er angehört, als Beleidigung auffassen kann, da alle Geschichten derart abstrakt und fantastisch verbrämt sind, dass sie kein politisches Statement hergeben.
Rassismus in z.B. Schatten über Innsmouth kann man nur hineininterpretieren, wenn man die psychoanalytische Schiene fährt, also etwa unterstellt, die Fischmenschen symbolisieren unterbewusst feindliche Mächte, die mit Ausländern gleichzusetzen sind. So würde man Angst vor Überfremdung als kreatives Moment in Rassismus als kreatives Moment umdeuten können. Aber das wäre eine sehr konstruierte Interpretation, die man mit selben Mitteln auch anzweifeln könnte, da den Fischmenschen von Lovecraft ja auch positive Eigenschaften zugesprochen werden, ewiges Leben etwa. So könnte man mit der selben psychoanalytischen Logik behaupten, die Fischmenschen seien den sterblichen Menschen überlegen und keine feindlichen Mächte, sondern die Heilsbringer, sobald sie sich mit den Menschen genetisch...
ugac schrieb am
Paulaner hat geschrieben: ?09.06.2019 17:07 Rassismus als kreatives Moment sozusagen. Darf man wahrscheinlich auch nicht zu laut sagen. Nicht, dass das noch zur Nachahmung ermuntert :Hüpf:
Srry, super spät von mir.
Exakt das wird von vielen Stimmen, die sich mit Lovecraft auseinandersetzen auch bestätigt.
Nochmal: ich bin selber großer lovecraft-Fan, ich finde halt man muss sich mit dem Thema irgendwie auseinandersetzen. Was man dann draus macht, ist ja jedem selber überlassen.
Wenn ich die Geschichten lese, blende ich das Ganze auch aus. Die Geschichten funktionieren ja eben auch ohne diese politische Komponente und ich möchte beim Lesen von Lovecraft´schen Geschichten auch einfach den Horror vor dem Unbekannten/Unfassbaren fühlen - nicht die Ängste eines Rassisten.
Wie gesagt, was man daraus macht bleibt jedem selbst überlassen. Man sollte sich einfach Dementsprechenden bewusst sein.
Herschfeldt schrieb am
Joah, bin gerade am Downloaden. Was mittlerweile Standard ist, das man parallel aspect ratio Patches oder Hex Editor Anleitungen suchen muss um die Games in Ultrawidescreen oder Superwidescreen ohne Black bars genießen zu dürfen. Warum werden diese Formate nicht mitentwickelt? Such a shame!
TheoFleury schrieb am
Bin mir Unsicher ob das OW Konzept doch nicht eher aufgezwungen bis unfertig wirkt. Auch wenn mir das Setting und die Atmosphäre samt investigativem Gameplay mit eingestreuten (Hoffentlich kurz gehaltenen) Actionpassagen zusagt, haben mich erste Previews doch etwas ernüchtert...Bin gespannt ob es schlussendlich überzeugen kann oder doch nur ne Ente ist...
Paulaner schrieb am
ugac hat geschrieben: ?08.06.2019 13:27
JunkieXXL hat geschrieben: ?07.06.2019 17:53 Ich finde die "tiefenpsychologische" Ausdeutung, dass Schatten über Innsmouth Rassismus wiederspiegele, nicht evident. Die ganze Geschichte speist ihren Horror aus der Unheimlichkeit dieser Kreaturen, die für mich Monster darstellen und keine Ausländer. Nun wird vielleicht einer sagen, genau das sei der Rassismus. Aber sorry, auf solche Küchenpsychologie lass ich mich nicht ein.
Es ist unstrittig, dass Lovecraft rassistisch war, allerdings sind mir in seinen Geschichten nie rassistische Tendenzen aufgefallen. Ich hab da nie Derartiges wahrgenommen, da ich immer sehr damit beschäftigt war, mir einzukacken.
Das hat nichts mit Küchenpsychologie zu tun.
Lovecraft selber hat zu "The Horror at Red Hook" geschrieben:
"The idea that black magic exists in secret today, or that hellish antique rites still exist in obscurity, is one that I have used and shall use again. When you see my new tale "The Horror at Red Hook", you will see what use I make of the idea in connexion with the gangs of young loafers & herds of evil-looking foreigners that one sees everywhere in New York."
Natürlich sind Lovecraft´s Geschichten in erster Linie Horrorgeschichten, die sich mit Dingen beschäftigen, die weit über den menschlichen Verstand gehen...Trotzdem sollte man eben nicht vergessen, dass der Mann nun mal ein Rassist/Xenophob war und das in seine Geschichten hat mit einfließen lassen.
Warum man das nicht vergessen sollte, ist mir nicht ganz klar. Ich kann seine Geschichten ja offenbar lesen, ohne dass mir da irgendwelche rassistischen Motive auffallen. Warum mir dann gerade Jemand außenstehendes sagen muss, dass er Rassist war und dass man das ja nicht vergessen dürfe, erschließt sich mir nicht. Es hat dann immer so einen Beigeschmack von "bitte hinterlasse doch noch schnell einen Kommentar, in dem du dich empörst und vom entsprechenden Autoren distanzierst". #neverforget.
Soll jetzt nicht heißen, dass...
schrieb am