2048 ohne Renngleiter
Ähnlich wie in
Die Säulen der Erde liegt der Fokus auf der Erzählung – und zwar so stark, dass mir beim Anspielen kaum Rätsel begegnet sind. Es wird auch Action-Einlagen und Hacking-Puzzles mit drehbaren Datenzylindern geben, z.B. beim Schleichen durch eine Fertigungshalle, aber in erster Linie ist State of Mind ein von der Story getriebenes Adventure in einer offenen Welt. Oder besser gesagt in zwei offenen Welten, denn neben Richard in Neo Berlin schlüpft man auch in die Rolle der zweiten Hauptfigur Adam, der in einer paradiesisch-elitären Gesellschaft lebt und dort Artikel für ein Boulevardmagazin verfasst. Beide müssen im Laufe des Spiels miteinander Kontakt aufnehmen, um Geheimnissen auf die Spur zu kommen und Richards Erinnerungen wiederherzustellen. Sie setzen sich wie Puzzleteile zusammen und komplettieren so nach und nach die Geschichte. Beim Design haben sich Daedalics Kai Fiebig (
Blackguards 2) und Martin Ganteföhr (
Overclocked) für einen Mix aus einer realistisch anmutenden nahen Zukunftsvision und kantig-kalten Polygonen entschieden, um ein wenig Bladerunner-Stimmung aufkommen zu lassen.
Nur ein Gedächtnisverlust nach einem gewöhnlichen Verkehrsunfall?
Meine Spielsession startete mit Richards Erwachen im Krankenhaus, wo das Tutorial mit dem Test seiner motorischen und geistigen Fähigkeiten verknüpft wurde. Da er nicht weiß, ob ihm jemand aus der Klinik nach dem Unfall etwas Böses möchte, kann er auf Wunsch auch lügen oder bei Fragen über seine Familie ausweichend antworten, wenn ihm private Bilder vorgelegt werden. Auch im familiären Bereich haben sich bereits vor dem Unfall allerhand Probleme angehäuft. Nach einigen Affären und anderen Konflikten hat sich die Frau offenbar die Kinder geschnappt und ist mit ihnen zu Verwandten geflüchtet – oder ist ihnen etwas anderes zugestoßen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, frage ich nach der Krankenhausszene erst einmal den neuen Haushaltsroboter aus oder traktiere ihn mit Beleidigungen.
Schroffer Ton
Richards tief sitzende Ablehnung moderner Technik wirkt bislang etwas übertrieben, vor allem in einer derart futuristischen Welt. Sein grantiger Ton trägt aber zur angenehm düsteren Stimmung bei. Auch seine Affaire Lydia hält sich bei einem Hologram-Telefonat nicht mit aufmunternden Worten auf, sondern macht Richard schroff klar, dass er gegenüber seiner Ehefrau endlich Stellung beziehen soll. Auch in dieser Szene konzentriert sich noch alles auf die Geschichte.
Zusammen mit Lydia geht es durch den Untergrund Neo Berlins.
Ein erstes kleines Rätsel gibt es erst im Untergrund zu lösen, als sich das Duo in den Neo-Berliner Katakomben auf die Suche nach der verdeckt arbietenden Hackergruppe Breakpoint macht. Hier muss man zwischen Lydia und Richard umschalten, um gleichzeitig eine Konsole zu bedienen und mit Krafteinsatz ein klemmendes Gittertor umzustoßen. Eigentlich simpel – ein paar Clippingfehler und die sich im Weg stehenden Figuren erschwerten aber die Zusammenarbeit. Allgemein wirken Handhabung und Navigation noch etwas hakelig. Auch später sollen solche Charakterwechsel eine wichtige Rolle spielen. Mir begegnete auch eine für Adventures eher ungewöhnliche Gewissensentscheidung, welche offenbar meine moralischen Grenzen austesten sollte. Ich verrate nicht mehr dazu, aber die Situation passte zur abgebrühten Stimmung.