Hunderte statt Millionen
Der Maßstab in Aven Colony ist etwas kleiner: Hier kümmert man sich meist nur um die Belange von ein paar hundert Kolonisten, die irgendwo im All auf einem Planeten einen Neuanfang wagen. Doch nur weil man mit seinen Entscheidungen hinsichtlich der Infrastruktur nicht hunderttausende Bewohner wie in SimCity oder Cities Skylines beeinflusst, bedeutet das nicht, dass man sich hier zurücklehnen kann. Denn egal ob man sich um viele oder wenige Bürger kümmert, sind die Bedürfnisse meist identisch: Um zu überleben, brauchen sie Wasser, Nahrung, Unterkunft und einen Job, damit sie sich das alles leisten können. Und muss man im einschlägigen Städtebau auf ein mindestens ausgeglichenes Steuerkonto achten, damit man seine Bauvorstellungen durchsetzen kann, muss im All eine entsprechende Zufuhr von Baustoffen sowie wichtigen Ressourcen wie Strom sowie Arbeitskräften gewährleistet sein.
Die Kulisse bietet viele Details, abhängig von der Zoomstufe eine optimale Übersicht und sorgt so für einen stimmungsvollen Städtebau im All.
Abseits von Bezeichnungen unterscheidet sich Aven Colony auf den ersten Blick nicht sehr stark von Cities Skylines. Auch auf den zweiten Blick nicht, der sich nach dem Spielen der zwei knappen Tutorial-Missionen ergibt und in denen man die Grundlagen der Rohstoffgewinnung sowie des Ausbaus der Kolonie kennenlernt, bevor man sich in der zur Verfügung stehenden Vorabversion auf zwei weiteren Missionskarten bzw. im Sandkasten-Modus als futuristischer Stadtplaner versuchen kann. Man muss genug Lebensraum zur Verfügung stellen und die mutigen Kolonisten mit allerlei Lebensnotwendigem oder Annehmlichkeiten wie variierenden Nahrungsmitteln versorgen. Das klingt alles überschaubar. Doch um den Bedürfnissen gerecht zu werden, muss man nicht nur mit seinen Baustoffen, sondern auch den zur Verfügung stehenden Baudrohnen sparsam umgehen. Deren Reichweite ist nur beschränkt, lässt sich aber durch den Bau neuer Stationen erweitern. Diese benötigen aber Strom, den man besser für das Betreiben von Fabriken verwendet. Eine neue Stromstation benötigt jedoch wiederum Arbeitskräfte, die ohnehin meist notorisch knapp sind und die man eigentlich idealerweise in den Wassergeneratoren oder auf den Feldern beschäftigt. Neue Kolonisten lassen sich vergleichsweise einfach anlocken, indem man eine administrative Landestation errichtet.
Mikro- oder Makromanagement?
In den ersten Stunden sind uns noch keine Gefahren wie Riesenwürmer begegnet - Aven Colony lässt sich viel Zeit, um die Spieler mit allen Funktionen vertraut zu machen.
Doch hier werden erneut Arbeitskräfte benötigt, während unzufriedenen Kolonisten gleichzeitig die Möglichkeit geboten wird, abzuhauen und sich einer Kolonie unter der Leitung eines fähigeren Gouverneurs zuzuwenden. Es gibt immer etwas zu beachten, damit sich die Laune nicht verschlechtert und man schließlich seine Fabriken stilllegen muss, während die teuer errichteten Wohngebäude leer stehen. Man muss immer Rohstoffe und den durch ihren Aufwand entstandenen Ertrag abwägen, während irgendwo immer irgendwelche Bedürfnisse auftauchen, die befriedigt werden sollten. Denn alle paar Jahre, in denen man auch ständig mit saisonalen Einflüssen wie Winter (mitsamt reduzierter Lebensmittelproduktion) fertig werden muss, dürfen die Kolonisten zur Wahlurne gehen und über das Schicksal des Spielers als Gouverneur abstimmen. Sind zu viele unzufrieden, muss man seinen Hut nehmen und sein virtuelles Büro räumen.