KotOR lässt grüßenEs mag daran gelegen haben, dass ich Biowares Vorgänger KotOR verschlungen habe, wie kaum ein anderes Konsolen-Rollenspiel. Es kann aber auch sein, dass ich einfach zu viel Neues erwartet habe.
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Die Effekte sind teilweise ein wahrer Augenschmaus! |
Denn auch wenn die Story (auf die wir erst im Test eingehen werden) und der Schauplatz erfreulich unverbraucht sind und sich erfrischend vom üblichen Fantasy-Geschmotze abheben, schimmerte das Jedi-Abenteuer vor allem in der ersten Stunde immer wieder durch: Starr begrenzte Abschnitte mit wenigen alternativen Wegen, ein moralisches Gut-Böse-System, ein weit verzweigter Dialogbaum in den Gesprächen - fast könnte Jade Empire als "Knights of the Chinese Republic" durchgehen. Das hat mich ein wenig ernüchtert.Und doch: Dank der Einflechtung der chinesischen Mythologie, ausgefeilten Charakteren und einer sich nach und nach öffnenden Welt, die allerdings hoffentlich nicht so linear bleibt, wie es den Anschein hat, wird unheimlich schnell genau die Motivation aufgebaut, die mich nicht wieder vom Pad loskommen lässt. Das liegt auch daran, dass nicht alles an Star Wars erinnert. Nehmen wir z.B. die Charakterentwicklung: Bei jedem Levelaufstieg könnt ihr eure drei Grundeigenschaften verbessern sowie Punkte auf je drei Werte eurer Kampfstile verteilen, um dort langsam, aber sicher zum Meister zu werden. Die Grundeigenschaften können zudem noch durch Techniken sowie durch Edelsteine verbessert werden. Auch hier ist leichte strategische Planung angesagt. Denn ein Edelstein, der euch vielleicht einen Gesundheitsbonus von 15 Punkten gibt, hat evtl. nachteilige Auswirkungen auf euren Fokus oder das Chi.Reduziert wurde auch das Inventar-System – und zwar auf den Faktor Null. Richtig gelesen: Ihr müsst euch nicht mehr mit der Klamottenauswahl oder dem Herumschleppen von Waffen herumärgern. Was RPG-Puristen vielleicht als störend empfinden werden, kommt dem Spiel allerdings zugute: Ihr seid voll und ganz auf euch, euren Weg und eure Entscheidungen konzentriert. Eine Tatsache, die durch das Abspecken der Party auf höchstens zwei Mitglieder ebenfalls forciert wird. Es geht nur um euch…
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Bioware hat wieder einmal eine stimmige und lebendige Welt geschaffen. |
Everybody’s Kung Fu FightingEin Bioware-Spiel ohne rundenbasierte Kämpfe? Schon auf der letzten E3-Präsentation war ich skeptisch, ob das System aufgehen kann. Doch die ersten Stunden mit Jade Empire haben mich eines Besseren belehrt: Die Auseinandersetzungen bieten zwar nicht die Kombo-Tiefe der spezialisierten Beat’-em-Up-Front, gleichen dies aber durch eine Unmenge an Kampfstilen aus. Da jeder Gegner zudem auch gegen mindestens einen dieser Stile immun ist und ihr jederzeit schnell und problemlos zu einer anderen Kampfform wechseln könnt, kommt umgehend eine taktische Komponente ins Spiel – um so stärker, wenn ihr es mit verschiedenen Gegner-Typen zu tun habt. Und wenn es hart auf hart kommt, könnt ihr auch kurz pausieren, um Atem zu holen und eure Taktik anzupassen.
Technik, die begeistert?Dass Bioware in der Lage ist, optisch prachtvolle Welten zu schaffen, haben die Kanadier nicht erst mit KotOR bewiesen. Doch hier haben sich die Grafiker selbst übertroffen. Im Detail finden sich zwar leicht abgehackte Animationen sowie sporadisch schwache Landschaftstexturen. Doch der Gesamteindruck ist in sich mehr als stimmig, gefüllt mit prallem Leben, abwechslungsreichen Gebieten, fantastisch choreografierten Attacken und schönen Effekten. Da die Xbox mit Jade Empire (zumindest im RPG-Genre) scheinbar an ihre Grenzen geführt wird, sind die seltenen Einbrüche der Bildwiederholrate genau so zu verschmerzen wie die ab und an störenden Ladezeiten zwischen den Abschnitten.