Die Avengers sind aufgelöst, versammle die Avengers
Storytechnisch bedient man sich bei Marvel‘s Avengers eines uralten Tricks: Ein Angriff von Fieslingen lässt die Helden-Riege beim Feiertag „A-Day“ schlecht aussehen, da Stark-Waffen nicht nur die Golden Gate Bridge, sondern auch halb San Francisco in Schutt und Asche legen. Die Avengers werden aufgelöst und verfolgt, Stark enteignet und die Super-Corporation AIM steigt aus der Asche auf, um die Bevölkerung mit ihren Aim-Bots (ja, wirklich!) vor den so genannten „Inhumans“ zu beschützen. Diese sind durch die Strahlung der Katastrophe neu entstanden und besitzen auch noch Superkräfte. Eine junge Kamala Khan (aka Ms. Marvel) ist eine dieser „Unmenschen“ und setzt natürlich alles daran, das alte Team aus Hulk, Iron Man, Captain America, Black Widow und Thor wieder zusammenzustellen.
Dabei besucht sie alte Wirkungsstätten und verlassene Avengers-Lager, bestaunt Artefakte der Gerechtigkeits-Krieger und nutzt einen abgeschmierten Heli-Carrier als Stützpunkt. So weit, so vorhersehbar. Die Beta bot darüber hinaus kaum Einblick in die Geschehnisse zwischen der Katastrophe am A-Day und dem Zusammentreffen von Kamala und Hulk, mit dem sie zunächst versucht, das alte Team wieder zusammenzustellen. Doch weder die Story-Prämisse noch die bereits bekannte Einführungs-Mission am A-Day, die mit fürchterlich linearem Stumpf-Gekloppe langweilt, lassen auf eine spannenden Handlung hoffen. Aber Marvel‘s Avengers ist eben keine lineare Helden-Action: Neben den Hauptmissionen können ähnlich wie bei Destiny größere, offene Gebiete erforscht und kleinere Neben-Aufgaben und -Missionen angegangen werden. Doch dazu später mehr.
Kloppen, kloppen, noch mehr kloppen
Mehr Serviervorschlag als echter Einblick: So gut wie auf diesem offiziellen Promo-Shot sieht Marvel's Avengers selten aus. Hässlich ist es trotzdem nicht.
Mechanischer Kern des Spiels sind die nach wie vor etwas steif wirkenden Superhelden-Kloppereien, die schon auf der E3 2019 gezeigt wurden. Jeder der fünf bisher gezeigten Helden besitzt Nah- und Fernkampfattacken, leichte und schwere Hiebe sowie zwei Helden-Fähigkeiten und eine Ultimate-Fähigkeit, die sich in den Kämpfen nach und nach aufladen. So kann Hulk z.B. per Thunderclap richtig austeilen, während Iron Man in einen Hulkbuster-Anzug klettert. Die grundlegende Kampf-Steuerung erinnert dabei an eine Mischung aus der Batman-Reihe von Rocksteady und Marvel‘s Spider-Man von Insomniac Games. Per Tastendruck wird leicht oder schwer geprügelt und Schläge der Gegner werden auf Timing-Marker hin pariert – zusätzlich können einige Helden mit einem Sprung über die Feinde ausweichen oder im Fall von Iron Man sogar schweben und die Feinde aus der Luft bekämpfen. Prügelt man lange genug auf einen Gegner ein, kann zudem mit zwei Tasten ein Finisher gesetzt werden.
Die kombobasierten Prügeleien wirkten in unserer Vorschau-Version aber zu keinem Zeitpunkt so flüssig und wuchtig wie in den spielerischen Vorbildern. Das hängt, neben mäßigen Animationen und wuchtlosem Treffer-Feedback, auch mit der wankelmütigen Bildrate auf der PS4 zusammen. Selbst im Performance-Modus auf der PS4 Pro führen Auseinandersetzungen mit mehreren Feinden schnell zu heftigen Rucklern, die durch stilistische Verlangsamung bei eigenen Treffern akzentuiert werden und nicht gerade zur Übersicht in den wilden Prügeleien beitragen. Immerhin: Jeder der fünf spielbaren Helden besitzt einen eigenen Fähigkeitenbaum, der mit über Levelaufstieg verdiente Punkte freigeschaltet wird. Diese ähneln sich aber stark – so kann quasi jeder Held seine Fernkampfattacken verbessern, Konterhiebe lernen oder Kombo-Ketten freischalten. Allerdings war in der Beta nur einer von je drei Talentbäumen pro Rächer verfügbar, sodass hier im fertigen Spiel mehr klare Unterscheidbarkeit möglich sein könnte.