Frostbite langsam im Griff
Creative Director Matthew Prior und Gameplay-Producer Samuel Rivera von EA Vancouver ließen es sich nicht nehmen, die jüngste Weiterentwicklung der Fußballsimulation persönlich vorzustellen. Welche Dinge man in diesem Jahr besser machen will? So einige. „Das Spielerlebnis ist das wichtigste Feature von FIFA“, wird betont. Doch um das zu bewerkstelligen, ist auch ein starkes Technik-Fundament nötig. Die Umstellung von der Ignite auf die Frostbite Engine erwies sich bei FIFA 17 nicht nur als Neustart, sondern auch Herausforderung für das Studio. Nachdem dort der Grundstein gelegt wurde, will man die Technologie mittlerweile besser im Griff haben und mehr aus ihr herauskitzeln.
Neues Animationssystem
Cristiano Ronaldo wird auch im Story-Modus The Journey auftreten.
Abseits der grafischen Fortschritte, die sich vor allem bei den aufwändiger gestalteten Gesichtern der Profis und einer realistischeren Beleuchtung zeigen, hat man mit dem so genannten Motion Technology System ein komplett neues Animationssystem erschaffen, das von EA Sports gar als „Game Changer“ bezeichnet wird, mit dem der Spielverlauf umgekrempelt wird. Musste bei der Darstellung in der Vergangenheit häufig gewartet werden, bis bestimmte Phasen innerhalb der Animationen abgeschlossen sind, erlaubt das neue System eine detaillierte Frame-by-Frame-Animation mit flüssigen sowie schnellen Übergängen bei Bewegungen. Gleichzeitig fängt es z.B. auch individuelle Posen und Armbewegungen der Fußballer möglichst realitätsgetreu ein, wie etwa die Gegenüberstellung von Arjen Robben und Karim Benzema verdeutlichten, da sich beide Sportler hinsichtlich ihrer Körperhaltung stark voneinander unterscheiden – sei es beim Dribbling, beim einfachen Laufen oder dem Ansetzen eines Sprints.
Generell möchte man die Individualität der Spieler stärker hervorheben. Neben dem einzigartigen Stil mancher Kicker soll auch deren Körpergröße berücksichtigt werden, so dass kleine Spieler z.B. mehr Schritte für eine Strecke machen müssen als ihre größeren Kollegen. Ab FIFA 18 wird man daher die Fußballer in kleine, mittlere und große Spieler einteilen. Darüber hinaus präsentiert man ein komplett neues Dribbling, weil es nach Ansicht der Entwickler im Vorgänger nicht mächtig genug war. Die Controller-Eingaben sollen nicht nur flotter ansprechen, sondern vor allem die eingeleiteten Tempowechsel sollen sich viel stärker bemerkbar machen, indem der Spieler seinen Oberkörper nach vorne lehnt und je nach Dribbel-Fähigkeiten regelrecht losprescht. Umgekehrt wird das langsame Dribbeln ebenfalls wieder möglich sein.
Bessere Raumaufteilung?
Auch die Stadionkulisse wurde verbessert - hier das Santiago Bernabéu in Madrid.
Beim Anspielen hielt sich die versprochene neue „Explosiveness“ beim Dribbling aber noch in Grenzen – was vielleicht auch daran liegt, weil der Spielverlauf generell etwas träge wirkt. Vielleicht sogar zu träge? Ich hatte häufiger das Gefühl, dass die Ballannahme oder das Passen einen Tick zu lange dauerte. Vielleicht ist es nach FIFA 17 nur eine Frage der Umgewöhnung, aber selbst nach mehreren Partien wurde ich mit den trägeren Akteuren auf dem Feld und dem gedrosselten Spieltempo noch nicht so richtig warm. Auch die angepriesenen Vorteile des Motion Technology Systems hielten sich beim Anspielen noch in Grenzen. Trotzdem sehen die Animationen generell richtig klasse aus – vor allem, wenn man in den Wiederholungen bei Super-Slow-Motion einen genauen Blick darauf werfen kann.
Von der verbesserten Raumaufteilung, bei der die KI ein besseres Verständnis für Räume und Timing aufweisen soll, hat man in der Praxis ebenfalls noch nicht allzu viel gesehen. Laut Entwicklern konzentrierten sich die Spieler im Vorgänger zu sehr auf das Zentrum und überfüllten es daher regelrecht. Allerdings sieht man das auch hier noch sehr häufig und bleibt deshalb entweder im Mittelfeld stecken oder gelangt über die Flügel recht schnell bis zum gegnerischen Strafraum. Schön dagegen, dass die KI selbst Tiki-Taka beherrscht und durch die neuen Schnell-Einwechslungen (Quick substitutes) der Spielfluss nicht mehr zwingend mit Umwegen über das Pause-Menü unterbrochen werden muss. Stattdessen legt man seine präferierten Spielerwechsel bereits vor dem Start der Partie fest und hält einfach eine Schultertaste gedrückt, wenn das Spiel einen Wechsel vorschlägt.