Dass ich Lust habe, diese Welt zu erforschen und zu erleben, ist nicht nur dem schnell einsetzenden Sog der sorgsam verzahnten mechanischen Elemente, sondern auch der Kulisse zu verdanken, die in der freien Wildbahn nicht nur mit abwechslungsreichem Gelände und Klima-Zonen, sondern in der Heimatstation auch mit wunderschön verschlungenen Wegen als Operationsbasis verzaubert. Und noch viel wichtiger: Diese Welt sieht nicht nur gut aus, was auch dem stimmungsvollen Tierdesign zu verdanken ist, sie wirkt sehr lebendig – wobei dies auch Auswirkungen auf die Jagden hat, die sich mitunter in die Länge ziehen können. Umso mehr, wenn man mit mehreren Spielern in einer Gruppe aus maximal vier Jägern unterwegs ist, da dann nämlich die Lebenspunkte der Gegner massiv aufgestockt werden. Dass die Feinde bei einer Gruppenjagd keine zusätzlichen Angriffe zur Verfügung haben, ist zwar schade, wird aber durch den ohnehin fordernden Schwierigkeitsgrad aufgefangen. Im Gegensatz zu den Vorgängern, die für Solisten relativ zügig ihren Reiz verloren haben, versucht man hier ein Erlebnis zu schaffen, dass sowohl alleine als auch in der Gruppe motivieren soll – was vor allem an der Geschichte hängen wird. Es wird aber nicht zwischen Missionen für Solisten und Gruppenquests unterschieden. Allen stehen alle Aufgaben zur Verfügung; ob man diese alleine oder mit Freunden in Angriff nimmt, bleibt jedem Einzelnen überlassen.
Gefährliches sowie hilfreiches Ökosystem
Wer vergisst, seine Klinge zu schleifen, gerät in den taktisch geprägten Echtzeit-Kämpfen schnell ins Hintertreffen.
Doch zurück zur Umwelt: Capcom hat in Monster Hunter World ausgehend von den ersten Stunden nicht nur eine ansehnliche sowie abwechslungsreiche Spielwelt geschaffen, in der man mitunter stehenbleiben und einfach nur staunen und die Beleuchtung auf sich wirken lassen möchte. Sie hinterlässt zudem den Eindruck eines weitgehend akkurat funktionierenden Ökosystems. So darf man sich nicht wundern, wenn man beim Einsatz bestimmter Köder mit unliebsamen Gästen fertig werden muss, die sich opportunistisch ebenfalls auf das von den Jägern zur Verfügung gestellte Futter stürzen wollen. Oder dass man bei der Fährtensuche bzw. –Verfolgung von anderen Viechern angegriffen wird, wenn man den Fehler gemacht hat, ihr Territorium zu betreten oder sie aus irgendwelchen anderen Gründen die Fährte aufnehmen. Das hat allerdings nicht nur Nachteile wie der an einen T-Rex erinnernde Anjanath, der mich dadurch überraschte, dass er sich unerwartet sogar in eine Höhle hineingewunden hat, die zu klein für ihn schien – nur um mich erfolgreich zu jagen. Mit etwas Glück und mitunter sogar mit entsprechender Planung kann man dafür sorgen, dass einem die Umwelt mit all ihren Faktoren bei der Erfüllung der Jagd-Aufgaben hilft. So z.B. wenn der angesprochene Anjanath nicht mich, sondern mein Jagdziel ins Visier nimmt und quasi die Arbeit für mich erledigt.
Man wird mit umfangreichen Tutorials behutsam an die komplexen sowie häufig miteinander verknüpften Systeme herangeführt.
Dementsprechend sollte man nicht nur nach Fährten Ausschau halten, sondern sich ab und an auch Zeit nehmen, um die Umgebung bzw. die anderen Tiere zu analysieren. So kann man z.B. Verhaltensweisen beobachten, die einem nicht nur das Überleben erleichtern, sondern auch bei der Jagd helfen. Oder man erkennt, ob eine Gefahr durch einen Vogelschwarm oder eine Herde Herbivoren ausgehen könnte, die einen zusätzlich zu seinem erklärten Ziel beschäftigen wird. Es fällt allerdings auch auf, dass die Fauna pro Areal letztlich auf ein paar Typen beschränkt wird, damit überschaubar bleibt und große Wanderungen sowie damit überraschende Wechselwirkungen in anderen Gebieten vermutlich nicht stattfinden. Dementsprechend hat man auch irgendwann Erfahrungswerte gesammelt, welche Interaktionen sich lohnen und welche wenig Erfolg versprechen. Ich hoffe, dass es im späteren Verlauf weiterhin genug Möglichkeiten gibt, um Routine einzudämmen und die Überraschung hochzuhalten. Dass ich bis hierhin übrigens kaum auf die Palicos eingegangen bin, eine Katzenrasse, die einem als Helfer immer wieder unter die Arme greift und nicht nur offensiv als Angriffsunterstützung agiert, sondern auch mit der Spende von Heilmitteln die Waagschale zu Gunsten des Spielers zu kippen versucht, hat einen Grund: Wenn ich einmal loslege, könnte ich wohl Seiten über die superknuddeligen Viecher schreiben, die man wie auch das virtuelle Alter Ego in einem ausufernden Editor personalisieren kann. Ich weiß schon jetzt, dass ich in der Anfangsphase der finalen Version deutlich mehr Zeit damit zubringen werde, meinen katzenhaften Begleiter zu erstellen als meine Spielfigur zu optimieren.