Asymmetrische Mehrspieler-Komponente
Auch der Spielmodus „Mercenaries“ fällt in der Neuauflage der Schere zum Opfer, doch erhält man mit Resident Evil: Resistance eine brandneue Mehrspieler-Komponente. Ursprünglich war diese als
Project Resistance angekündigt worden, und zwar schon eine Weile vor der Enthüllung des Remakes. In deren Mittelpunkt steht ein asymmetrisches Design, bei dem vier Überlebende durch Teamwork aus diversen Umbrella-Komplexen entkommen müssen. Der Mastermind, der ebenfalls von einem Spieler kontrolliert wird, versucht genau das zu verhindern.
Das Ziel der Überlebenden besteht meist daraus, mehrere Schlüssel zu finden, um die Tür zum nächsten Areal zu öffnen. Diese liegen entweder verstreut irgendwo herum oder sind am Gürtel einer Zombie-Wache befestigt, die man ebenfalls aufspüren und aus dem Weg räumen muss. Darüber hinaus gilt es je nach Abschnitt (und Fortschritt) noch Terminals zu aktivieren oder Objekte in einer bestimmten Reihenfolge zu zerstören, um den kranken Experimenten zu entkommen und schließlich das Tor zurück in die Freiheit aufzustoßen. Die stärkste Waffe der Überlebenden ist die gegenseitige Unterstützung innerhalb der Truppe und die clevere Kombination ihrer Fähigkeiten: January ist z.B. eine Hackerin, die kurzzeitig das Kamerasystem des Masterminds stören kann, während Valerie als Support die Mitstreiter am Leben hält. Darüber hinaus finden sich in der Figurenauswahl Spezialisten für das Entschärfen von Fallen oder Brawler, die man voraus schicken kann, um den Weg frei zu räumen.
Chancenlose Opfer
Die Schauplätze wurden gut ausgeleuchtet.
In den ersten Runden ist man allerdings komplett überfordert: Man weiß gar nicht, auf was man alles achten sollte und wie man sich in der Gruppe am besten verhält. Ein Schlüssel zur erfolgreichen Flucht liegt eindeutig auch in einer guten Kommunikation und darin, sich gegenseitig den Rücken freizuhalten. Neben Gegnern und Fallen erweist sich allerdings auch das gnadenlose Zeitlimit als Herausforderung. Zwar gibt es für manche Abschüsse und Aktionen ein paar Bonus-Sekunden oben drauf, aber schon bei der langwierigen Suche nach den Schlüsseln kann der Gruppe bereits im ersten Abschnitt die Zeit ausgehen, zumal auch wertvolle Sekunden abgezogen werden, wenn man in Fallen tappt oder von in die Fänge von Gegnern gerät.
Alles im Blick
In der Rolle des Masterminds schaut man dagegen genüsslich dabei zu, wie die Überlebenden in die aufgestellten Fallen stolpern, von den fies platzierten Gegnern in die Mangel genommen werden oder orientierungslos durch die Gegend irren. Als Mastermind sieht man nicht nur eine Karte, wo die Bewegungen der Versuchskaninchen in Echtzeit mit Icons abgebildet werden. Man hat außerdem Zugriff auf alle Kameras, in deren Sichtfeld man auch Fallen und Gegner an den gewünschten Stellen platzieren darf. Sogar Geschütze lassen sich hin und wieder montieren, mit denen man selbst auf die Flüchtigen feuern darf. Manche Masterminds erlauben sogar die direkte Steuerung von Zombies im Stil von Left 4 Dead, so dass man selbst aktiv auf die Jagd gehen kann. Zudem verfügt jedes Mastermind über einen ganz besonders knackigen Gegnertyp, den man auf die Überlebenden hetzen darf, darunter z.B. Mr. X aus Resident Evil 2.
Eine Begegnung der schleimigen Art.
Im ersten Moment ist man auch in der Rolle des Masterminds überfordert von den Möglichkeiten. Vor allem, wenn die Gruppe sich trennt, fällt es schwer, den Überblick zu behalten und schnell genug zu reagieren. Nach etwas Eingewöhnungszeit machte es aber deutlich mehr Spaß, seine Schadenfreude als Mastermind auszuleben anstatt sich dem Überlebenskampf zu stellen. Das liegt aber auch daran, dass sich die Steuerung bei den Überlebenden noch nicht ganz rund angefühlt hat und der Spielverlauf zu häufig in einem mitunter frustrierenden Chaos versinkt. Es ist denkbar, dass Resistance mit etwas mehr Feinschliff und einem gut eingespielten Team über ein gewisses Spielspaß-Potenzial verfügt, aber aktuell wirkt es nur wie ein netter Zusatz zur Kampagne, den es vielleicht nicht unbedingt gebraucht hätte. Zumindest sorgt der asymmetrische Ansatz für frischen Wind und Resistance präsentiert sich unterhaltsamer als Capcoms letzte Mehrspieler-Konzepte im Resident-Evil-Universum wie das grausige Operation Raccoon City oder das ebenfalls enttäuschende Umbrella Corps.